Beide Einstiegmöglichkeiten haben seine Vor- und Nachteile
Direkt in den Beruf einsteigen, und gleich viel Geld verdienen – sehr verlockend diese Idee. Was aber, wenn sich nach kurzer Zeit herausstellt, dass der Job den eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird? Wäre es nicht besser, erst einmal ein Traineeprogramm zu durchlaufen, bevor endgültige berufliche Entscheidungen getroffen werden? Also stellt sich folgende Frage: Welcher Einstieg (Direkteinstieg oder Trainee) in ein Unternehmen ist für Hochschulabsolventen der bessere und erfolgversprechendere Weg?
Die Frage ist sehr schwierig zu beantworten, da der Erfolg nicht nur vom Einstieg selbst, sondern deutlich von den Leistungen abhängt, die im Unternehmen erbracht werden.
Betrachten wir uns zuerst einen Hochschulabsolventen mit einem Bachelorabschluss. Hier hält ein Traineeprogramm ein großes Spektrum an Aufgabenfeldern bereit. Dies hilft dabei, sich innerhalb einer überschaubaren Zeitspanne von bis zu 18 Monaten eine Orientierungsbasis zu verschaffen. Mit Hilfe des erlangten Wissens kann dann ein konsekutiver Masterstudiengang gewählt werden.
Wird kein Masterabschluss angehängt, erhalten viele Trainees nach ihrem durchlaufenen Programm bereits eine verantwortungsvolle Position. Bei einem Direkteinstieg ist ein Aufstieg innerhalb einer bestimmten Zeit nicht zwangsläufig vorgesehen, aber auch hier ist es durchaus möglich, sofort eine managende Position zu erhalten.
Liegt der Masterabschluss bereits vor, dann scheint ein Direkteinstieg sinnvoller zu sein. Es wird besser bezahlt, eine konkrete Anlaufstelle innerhalb eines Unternehmens ist möglich, da der Absolvent bereits weiterspezialisiert ist.
Welche Wahl bietet bessere Karrierechancen?
Das ist, abhängig von den oben geschilderten Situationen, auf lange Sicht sicherlich völlig offen. Wie immer spielen Personal Drive, Motivation, Soft-Skills und alle weiteren, relevanten Parameter ausschlaggebende Rollen.
Andererseits: Wenn jemand direkt als Vorstandsassistent bei einer großen AG/SE einsteigt, hat er sicherlich bessere Karrierechancen als jemand, der bei demselben Unternehmen als Trainee, zum Beispiel im Marketing, anfängt. Für Nachwuchsführungskräfte sind Traineeprogramme gegebenenfalls ein besserer Einstieg als ein Direkteinstieg als Sacharbeiter.
Überlegen wir: Welche Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Möglichkeiten?
Trainee
Vorteile:
1. Gute Orientierungsphase
2. Rotation durch verschiedene Abteilungen, und damit guter Einblick ins Unternehmen
3. Manchmal sind Auslandsaufenthalte Teil des Traineeprogramms, was den eigenen Horizont erweitert
4. Der Trainee wird vom Unternehmen ausgebildet
5. Abwechslungsreich, da der Trainee Einblick in verschiedene Bereiche des Unternehmens erhält
6. Nach dem Traineeprogramm übernimmt der Trainee meist eine verantwortungsvolle Position
Nachteile:
1. Zeitverlust
2. Die Einstiegsgehälter sind meist relativ niedrig
3. In der Regel sind die Arbeitsverträge zeitlich auf die Trainee-Zeit begrenzt. Daher ist eine Übernahme nach dem Programm nicht 100-prozentig sichergestellt
Direkteinstieg
Vorteile:
1. Gute Bezahlung, bzw. gutes Einstiegsgehalt
2. Klarer beruflicher Weg vorgegeben
3. Schnellere Übernahme von verantwortungsvollen Tätigkeiten
4. Direkte Spezialisierung auf ein Themengebiet möglich
5. Im Idealfall liegt ein zeitlich unbegrenzter Arbeitsvertrag vor
Nachteile:
1. Höhere Erwartungen des Unternehmens
2. Keine zusätzliche Ausbildung
3. Kaum Einblicke in das gesamte Unternehmen, sondern eine Spezialisierung auf ein Fachgebiet
4. In den meisten Fällen keine Auslandsaufenthalte
Welche Erwartungen werden an einen Direkteinsteiger gestellt und welche an einen Trainee?
Von einem Direkteinsteiger wird erwartet, dass er innerhalb kurzer Zeit die gestellten Aufgaben erledigen kann. Ein Direkteinsteiger unterliegt sicherlich einem größeren Druck. Ein Vorgesetzter wird von ihm erwarten, dass er weiß, was er zu tun hat. Andernfalls hätte sich das Unternehmen wahrscheinlich gegen diese Person entschieden.
Ein Trainee hingegen muss sich flexibel und lernwillig zeigen. Auslandsaufenthalte und auch Einsätze an unterschiedlichen Standorten gehören zur Ausbildung, daher ist Flexibilität vorausgesetzt. Etymologisch gesehen bedeutet das Traineeprogramm auch, dass das Unternehmen es selbst in der Hand hat, wie es seine Beschäftigte weiterbildet. Gegebenenfalls formt das Unternehmen seine Beschäftigten auf seine eigene Philosophie hin, wie Vermarktung, usw.
Abschließend lässt sich festhalten, dass es keine eindeutige Antwort auf die oben gestellte Frage geben kann. Jeder Betroffene kann und soll sich über den eigenen bisherigen Werdegang und über seine Zukunftspläne Gedanken machen. Dabei die eigenen fachlichen und menschlichen Stärken und Schwächen berücksichtigen, im Idealfall ein Profil von sich selbst erstellen. Danach sollte es leichter fallen, die möglichst richtige Entscheidung – Traineeprogramme oder Direkteinstieg – zu finden.
Autor: © Horst Hanisch, Bonn
Stand: Frühjahr 2017