Wechsel zwischen Theorie und Praxis
Duales Studium: Studieren und dabei Geld verdienen – mit diesem Slogan wird oft dafür geworben. Nicht umsonst etablierte sich diese Ausbildungsart zu dem Zeitpunkt, als die Jungakademikerschaft unter das Joch der Studiengebühren geriet. Doch auch noch jetzt, nachdem die Gebühren wieder abgeschafft wurden, lockt die Aussicht, sofort nach dem Abitur entlohnt zu werden und dabei für die Zukunft vorzusorgen. Aber für wen eignet sich diese Verbindung aus Praxis und Theorie wirklich?
„Grundsätzlich passt ein duales Studium zu Menschen, die gut in einem praxisnahen, strukturierten Umfeld aufgehoben sind und hier ihr volles Potenzial entfalten können“, erklärt Karriereberaterin Ragnhild Struss. „Wer sich für ein duales Studium entscheidet, muss dabei auch gut mit recht straffen Leistungsvorgaben klarkommen.“ Belastbarkeit ist ein großes Kriterium, denn hier laufen Studium und praktische Arbeit parallel. „Wo ein ’normales‘ Studium noch Freiräume bietet, ist bei einem dualen Studium Raum für die praktische Anwendung des Wissens“, erklärt Ragnhild Struss.
Insgesamt werden an Fachhochschulen, Berufsakademien oder auch sogenannten Dualen Hochschulen in Deutschland zurzeit 900 duale Studiengänge angeboten. Der Schwerpunkt liegt hauptsächlich in der Wirtschaft, der Technik und dem Sozialwesen. Ein duales Studium ermöglicht den Studenten, ihr theoretisch erlerntes Wissen direkt im Unternehmen einzubringen. Das bringt Vorteile für Studenten und Arbeitnehmer. Der Gedanke „Wir bezahlen dir ein Studium und deinen Lebensunterhalt – und du arbeitest jetzt oder auch später bei uns“ ist schließlich ein sehr schlüssiger.
Seit einigen Jahren entstehen stetig neue Kooperationen von Unternehmen mit Hochschulen. Der Deal: Der Student bekommt ein festes Gehalt, arbeitet zu bestimmten Zeiten im Unternehmen und absolviert in der anderen Zeit ein Studium an einer Berufsakademie (BA), die quasi die Kooperationshochschule des Unternehmens ist.
Vor der Immatrikulation steht die Bewerbung für ein Duales Studium
Man immatrikuliert sich nicht direkt bei der Universität, sondern bewirbt sich bei einem Unternehmen. Wird man dort eingestellt und kann das Abitur nachweisen, studiert man für drei Jahre an der BA. Mit dem Studentenleben von einst hat das natürlich nicht mehr viel zu tun. Alles ist deutlich straffer, organisierter, reglementierter. Das gilt allerdings mittlerweile auch für das normale Bachelorstudium.
Praxiserfahrung, kombiniert mit der Vermittlung theoretischen Wissens, dazu die Möglichkeit, ab Tag Eins ohne größere finanzielle Sorgen unabhängig von den Eltern sein Leben zu gestalten: Das duale Studium ist ein Erfolgsmodell und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Nicht nur bei den dualen Studenten, sondern auch den Unternehmen, die sich die Nachwuchskräfte frühzeitig sichern und sich über mehrere Jahre als guter Arbeitgeber präsentieren können.
„Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) führte Ende 2012 an, dass im Jahr 2011 die Steigerungsrate von dualen Studiengängen rund 20 Prozent betrug. Auch die Zahl der Kooperationen von Unternehmen, die gemeinsam mit einer Hochschule solche Plätze anbieten, stieg um 46 Prozent“, erklärt Ragnhild Struss.
Da sich die Hochschulen immer mehr spezialisieren, streben auch noch so kleine Studiengänge nach staatlicher Anerkennung und Akkreditierung, wodurch heute jede denkbare Fachrichtung am Ende einen ordentlichen Stempel bekommen kann.
„Duale Studiengänge genießen dabei übrigens ein zunehmend gutes Ansehen – und erfreuliche Berufsaussichten“, sagt Ragnhild Struss. „In einer weiteren BIBB-Umfrage haben 45 Prozent der ausbildenden Unternehmen angegeben, alle dual Studierenden nach Abschluss des Studiums zu übernehmen. Weitere 27 Prozent übernehmen drei Viertel der Ausgebildeten. Dazu kommt: Rund 97 Prozent der befragten 1.400 Unternehmen sind ‚zufrieden‘ oder sogar ’sehr zufrieden‘ mit dieser Art der Qualifizierung ihres Fachkräftenachwuchses.“