Der Masterabschluss will gut geplant sein
Überall in Deutschland entstehen laufend neue Masterstudiengänge. Hochschulen entdecken ihre Stärken, werden kreativ und legen sich ein individuelles Profil zu. Wettbewerb sorgt für Exzellenz, und ein Mastermarkt entsteht. Für Studenten bietet dieser Wandel große Chancen. Denn wer den Übergang zwischen Bachelor und Master klug plant, kann von Bologna profitieren.
Grundsätzlich stehen Bachelorabsolventen vor drei Fragen: Zunächst müssen sie sich entscheiden, ob sie nach dem Bachelor in den Beruf einsteigen oder noch einen Master anschließen möchten. Dann müssen sie das passende Masterprogramm finden – die Unterschiede sind groß. Und zuletzt will auch die Finanzierung des Studiums gut geplant sein.
Job oder Master?
Für einen direkten Berufseinstieg spricht zunächst viel: Großunternehmen haben sich auf Bachelorabsolventen eingestellt und bieten interessante Einstiegsmöglichkeiten: Guten Bachelorabsolventen wird nach einigen Jahren Arbeit ein Masterstudium (in der Regel ein MBA) finanziert. Noch sind die Plätze in solchen Programmen streng limitiert. Doch dies wird sich angesichts des Fachkräftemangels bald ändern. Unternehmen brauchen gute Absolventen und möchten sie langfristig weiterbilden und an sich binden. Und so wacht auch der Mittelstand angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels langsam auf: An Bachelors kommt heute niemand mehr vorbei.
Allerdings spricht vieles dafür, nach dem Bachelor einen Master anzuschließen: Zunächst sind da der gestillte Wissensdurst und die Aussicht auf weitere zwei bis vier Semester Studentenleben. Aber da ist noch mehr: Masterabsolventen können mit zusätzlichem Fachwissen punkten. Für einen erfolgreichen Berufseinstieg ist das wichtig, denn in der wissensbasierten Gesellschaft Deutschlands gibt es eine Spezialistenkultur. Berufstätige, die sich in einem Fachbereich gut auskennen, werden besonders ernst genommen und kommen beruflich weiter. Dennoch – ein Masterabschluss ist keine Garantie für ein erfolreiches Berufsleben; denn zu einer Karriere gehören auch persönlicher Ehrgeiz, Intelligenz und Fleiß. Durch einen Masterabschluss kann das allein nicht aufgewogen werden.
Ein Masterabschluss kann eine Karriere beschleunigen – doch ein Muss ist er nicht. Studenten haben daher die Qual der Wahl zwischen Berufseinstieg und Master. Aus diesem Grunde setzt sich in letzter Zeit immer mehr ein Kompromiss durch; ein Jahr Pause zwischen Bachelor und Master. Durch hochwertige Praktika können wertvolle Berufserfahrung und Branchenexpertise gesammelt werden.
Alternativ bietet sich an, eine zusätzliche Fremdsprache zu lernen oder Auslandserfahrung zu sammeln – und fern vom Studienstress den Einstieg in das richtige Masterprogramm zu planen.
Den richtigen Master finden
Hat man sich für eine Fortführung des Studiums auf Masterniveau entschlossen, muss der passende Studiengang gefunden werden. Studenten können sich ihre Hochschulen aussuchen – die besten Studienangebote werden sich langfristig durchsetzen.
Doch dieser Wettbewerb ist keine Einbahnstraße: Denn Hochschulen sind an guten Studenten interessiert und suchen die besten aus zahlreichen Bewerbern aus. Daher ist Master nicht gleich Master: Längst ist in Europa ein Mastermarkt entstanden, auf dem es Angebote unterschiedlicher Güte gibt. Daher ist es wichtig, genau hinzusehen.
Doch wie kann ein Außenstehender erkennen, ob ein Studiengang gut ist oder nicht? Neben der Reputation der Hochschule, die den Berufseinstieg erleichtern kann, ist der wichtigste Mehrwert eines Masterprogramms das vermittelte Wissen. Daher sollten Sie zunächst auf das Betreuungsverhältnis zwischen Dozenten und Studenten im Programm achten: Sind die Seminare überfüllt, die Sie besuchen werden? Wer wird Sie unterrichten?
Ein nächster Schritt ist für Sie ein Besuch auf dem Campus vor Ort vor Studienbeginn. Nur so können sie feststellen, ob die Aussagen der Werbeunterlagen auch den Realitätstest bestehen. Es ist besser, für eine schlechte Erfahrung Reisekosten zu zahlen, als zwei Jahre lang im falschen Masterprogramm zu studieren. Sehen sie sich die Ausstattung der Labors und Bibliotheken an. Hier kommt es insbesondere auf aktuelle Fachliteratur und Onlinezugänge zu Fachzeitschriften an. Sprechen Sie mit Professoren über die Inhalte des Programms.
Zentral ist die Zusammensetzung Ihrer künftigen Mitstudenten: Gute Studenten ziehen gute Studenten an, und das ist wichtig für Ihren Lernerfolg. Insbesondere auf Masterniveau wird Wissen nicht mehr frontal vermittelt – es ist das Ergebnis gemeinsamen Lernens. Fragen Sie die Studenten daher, warum sie an der Zielhochschule studieren – wegen der akademischen Exzellenz oder wegen der Nähe zum Hotel Mama? Dies sagt viel über die Motivation Ihrer künftigen Kommilitonen aus. Daher sollten bei internationalen Masterstudiengängen Studenten entsprechende Sprachkenntnisse aufweisen und durch Sprachzertifikate belegen können. Mangelnde Sprachkenntnisse sind oft das größte Lernhindernis bei internationalen Studiengängen. Bestenlisten zeigen Ihnen, wo die Hochschule im internationalen Umfeld steht. Und eine Akkreditierung durch die Kultusministerkonferenz oder eine internationale Akkreditierungsagentur beweist, dass akademische und organisatorische Mindeststandards eingehalten wurden.
Auf Studienplätze in Masterstudiengängen muss man sich bewerben. Achten Sie auf die Einhaltung der Bewerbungsfristen, der formalen und inhaltlichen Bewerbungskriterien. Akademische Gutachten können Ihre Bewerbung flankierend unterstützen – und Ihre Chancen steigern, in Ihrem Wunschprogramm angenommen zu werden. Dies gilt insbesondere bei Masterstudiengängen im Ausland. Dann muss nur noch die Finanzierung stimmen.
Konsekutive Masterstudiengänge bauen inhaltlich auf einem Bachelor auf. | Nicht-konsekutive Masterstudiengänge können auch mit einem andersfachlichen Bachelor studiert werden, setzen jedoch gewisse Kenntnisse (wissenschaftliches Arbeiten, Methodenkompetenz, Studienfähigkeit) voraus. | Darüber hinaus gibt es weiterbildende Masterstudiengänge – diese sind erst nach mehreren Jahren Berufserfahrung ratsam, sehr praxisorientiert und in der Regel nicht wissenschaftlich ausgerichtet. Bestes Beispiel hierfür ist der MBA. |
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Finanzierung
Eine gelungene Finanzierung besteht aus Stipendien, BAFöG, und falls nötig, Studienkrediten. Gute Hochschulen möchten gute Studenten. Daher gilt, dass keine seriöse Hochschule gute Bewerber ablehnen wird, weil diese die Studiengebühren nicht zahlen können. Gute Hochschulen bieten daher eigene Stipendien an, die z.B. aus Studiengebührennachlässen bestehen können.
Weniger zielführend ist hingegen eine Bewerbung bei parteipolitischen Stiftungen, die ihre Stipendiaten in der Regel nach parteipolitischem Hintergrund auswählen.
Bei konsekutiven Masterstudiengängen spielt das BAFöG-Amt in der Regel mit. Wer zuvor mindestens zwei Semester in Deutschland studiert hat, für den kommt bei einem Master im Ausland auch Auslands-BAFöG in Frage. Den letzten Rest des Finanzierungsbedarfs können Studienkredite leisten.
Ein durchgängiges Studium im Ausland wird allerdings selten gefördert. Daneben gibt es Studienfonds, die die Höhe der Rückzahlung des Darlehens an das spätere Einkommen koppeln. Wem Sicherheit vorgeht, der liegt hier richtig. Nach Abschluss des Masterstudiums können sämtliche Kosten der Ausbildung von der Steuer abgesetzt werden: Für die Jahre des Studiums müssen entsprechende Verlustvorträge beim Finanzamt angemeldet werden. Studenten, die Belege sammeln, können im ersten Berufsjahr -und darüber hinaus- komplett steuerfrei arbeiten. Es gibt also viel zu beachten und strategisch zu planen. Dennoch sollte sich die Fächerwahl nicht an der derzeitigen Lage des Arbeitsmarktes orientieren: Denn der Arbeitsmarkt ändert sich – die eigenen Begabungen bleiben jedoch gleich und lassen sich ausbauen. Nur der, der studiert, was ihm liegt und wirklich interessiert, kann später im Beruf langfristig Höchstleistung bringen, andere von sich überzeugen und ein erfülltes Leben führen.
Alle Masterstudiengänge in Deutschland: http://www.studieren.de/master.0.html
Autor: Nicolaus Heinen
Der Analyst für europäische Wirtschaftspolitik bei der Deutschen Bank in Frankfurt ist Lehrbeauftragter für europäische Geld- und Wirtschaftspolitik am Center for Macroeconomic Research der Universität Köln und Autor des Studienratgebers „Master nach Plan“.