Für diejenigen, die nach dem Bachelorstudium das Ziel haben, noch einen Masterabschluss daraufzusetzen, gibt es zwei Alternativen: Entweder zunächst berufliche Praxiserfahrung zu sammeln und sich dann zu orientieren, in welche fachliche Richtung der MBA oder Master gehen könnte. Oder gleich von Anfang an darauf zu setzen, Beruf und begleitenden Master zu kombinieren. Wie kann dieses Modell gelingen?
Natürlich gibt es nach dem Bachelor die Möglichkeit, sich erst einmal voll auf den ersten Job zu konzentrieren, wertvolle Praxiserfahrungen zu sammeln und dann – etwa zwei bis drei Jahre später – das Masterstudium entweder in Vollzeit oder berufsbegleitend durchzuführen. Wer sich aber erst einmal im Berufsleben akklimatisiert hat, braucht einen starken Antrieb, um erneut zu studieren. Warum also nicht den ersten Job clever mit einem berufsbegleitendem Master-Studium kombinieren?
Kritischer Faktor Zeitmanagement
Das ganze Semester nichts zu machen und dann alles auf den letzten Drücker durchpressen? Nichts da! Ein berufsbegleitendes Master-Studium ist durchaus eng getaktet. Denn zwischen einer Vollzeitstelle und dem Studium bleibt nicht viel Zeit für Trödelei. Ein gutes Zeitmanagement ist der erste richtige Schritt zu einem erfolgreichen dualen Masterstudium.
Prof. Dr. Bettina Schreyögg von der APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft hat uns zu diesem Aspekt berichtet, dass mit circa 20 Stunden pro Woche Zeitaufwand – neben einer Vollzeittätigkeit – zu rechnen sei. Erfahrungsgemäß seien diese 20 Stunden gut kombinierbar mit einer 40-Stunden-Woche: „Wer einer gut kalkulierbaren 40-Stunden-Woche nachgeht und sehr gut organisiert und diszipliniert studiert, zum Beispiel zwei Abende und am Wochenende, kann das Studium erfolgreich und nicht selten innerhalb der Regelstudienzeit absolvieren.”
Für manch einen hören sich 20 plus 40 Stunden nach viel Arbeitszeit an – und unrecht hat man damit nicht. Da liegt es nahe zu fragen, ob Arbeitgeber die Studierenden mit einer Art „zeitlichem Zuschuss” unterstützen?
„Ein zeitlicher Zuschuss seitens der Arbeitgeber ist eigentlich nicht erforderlich“, so Prof. Dr. Matthias Lütke Entrup von der International School of Management (ISM). Der Unterricht an der ISM findet ausschließlich an Samstagen statt. Hinzu kommt pro Semester eine Blockwoche, die die Studierenden mit ihrem Regelurlaub abdecken können. Alle Termine der fünf Semester des Studiums stehen zu Beginn des Studiums bereits fest, sodass sowohl Arbeitgeber als auch Studierende hier Planungssicherheit haben. Frau Dr. Schreyögg hingegen beobachtet, dass regelmäßige Studienzeiten während der Arbeitszeit durchaus unterstützt werden. Das entspricht der Idee eines zeitlichen Zuschusses, basiert aber auf dem Zugeständnis einer vereinbarten informellen Weiterbildungszeit pro Woche. Eine Vereinbarung auf Basis reduzierter Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich ist ebenfalls üblich.
Kostenübernahme und Bindefristen
Studieren ist nicht günstig – das sollte den meisten Student:innen bereits klar sein. Wer ein berufsbegleitendes Masterstudium anstrebt, muss mit recht hohen Kosten rechnen. Zu monatlichen Studiengebühren kommen noch Immatrikulationsgebühr und gegebenenfalls eine Thesisgebühr hinzu. Neben diversen Finanzierungsmöglichkeiten gibt es auch die Chance, dass der Arbeitgeber eine Voll- oder Teilfinanzierung übernimmt. Im Gegenzug verpflichten sich die Studierenden zu einer vertraglichen Bindefrist. Diese hat ein gesetzliches Maximum: Der Arbeitnehmer darf nur so lange gebunden werden, wie es im Verhältnis zu den Aufwendungen des Arbeitgebers für die Fortbildung angemessen ist.
Beide befragten Professoren bestätigen, dass diese Bindefristen nicht selten zwei Jahre betragen können und in manchen Fällen sogar bis zu fünf Jahre. Prof. Dr. Schreyögg fügt zudem hinzu, dass die Finanzierung eines Masters durch den Arbeitgeber nicht nur mit einer Bindefrist einhergeht, sondern auch mit einer (anteiligen) Rückzahlungsvereinbarung. Diese sieht eine Rückzahlung der Studiengebühren vor, sollte der Studierende den Arbeitsvertrag vor der Bindefrist kündigen. Erstaunlich ist, wie wenig Unternehmen sich in vollem Umfang beteiligen. „Die uns vorliegenden Daten im Fernstudium zeigen, dass nur circa ein Prozent der Studierenden eine vollständige Fremdfinanzierung durch den Arbeitgeber benennt”, erklärt Prof. Dr. Schreyögg. Eine mögliche Erklärung dazu liefert Prof. Dr. Lütke Entrup: „Es gibt einen nicht kleinen Anteil an Studierenden, die ihr Studium selber bezahlen, da sie einen Zuschuss des Arbeitgebers nicht erhalten oder nicht erhalten möchten, um keine Bindefristen einzugehen. Andere Studierende erhalten von ihren Arbeitgebern eine vollständige oder teilweise Kostenübernahme, entweder auf Basis einer Individualvereinbarung mit dem Studierenden oder im Rahmen von Kooperationsprogrammen mit der ISM.” Der allgemeine Wettbewerb um Personal in Bereichen, in denen Mangel herrscht, schaffe in jedem Fall gute Voraussetzungen, um attraktive Möglichkeiten der Weiterbildung mit dem Arbeitgeber zu verhandeln.
Was bedeutet ein Masterstudium für den CV
Die Vorteile eines MBAs oder Masters liegen auf der Hand: Wer einen Masterabschluss anstrebt und entsprechende Leistungen zeigt, steigt auf der Karriereleiter in der Regel schneller hinauf. Absolvent:innen eines berufsbegleitenden Masterstudiums gelten durch ihr vertieftes Studium und ihre Fachspezialisierung als erste Wahl für Positionen mit viel Verantwortung.
Die Gründe für ein berufsbegleitendes Masterstudium teilt Frau Professor Schreyögg in zwei Arten auf. Zum einen wären da exogene Gründe und extrinsische Motive, was bedeute, dass die Ursachen für die Entscheidung eher außerhalb der Person beziehungsweise im Karrieresystem lägen. Zum anderen gebe es intrinsische Motive, die eher das Interesse an Fachwissen beziehungsweise Weiterbildung und den Wunsch, sich über das Studium weiterzuentwickeln, betreffen.
Als die am häufigsten genannte Motivation für die Aufnahme eines weiterführenden Studiums führt Professor Schreyögg das persönlichen Weiterbildungsinteresse der Studierenden. „Das Masterstudium fokussiert im Vergleich zum Bachelorstudium das wissenschaftliche Denken und Arbeiten, was einhergeht mit der Ausbildung von Social Skills und persönlichen Entwicklungsprozessen. Meiner Ansicht nach macht dies ebenfalls einen Aspekt der positiven Wirkung des Masterabschlusses aus ‚Personalersicht‘ aus.” Ferner schildert sie, dass im berufsbegleitenden Masterstudium nicht nur die Grundlagen des Fachs und der aktuelle Forschungsstand gelehrt werden, sondern auch der Praxistransfer eine große Rolle spielt.
Professor Lütke Entrup berichtet, dass die ISM den Weg der Alumni sehr genau verfolge und bei fast allen Absolvent:innen eine sehr positive Wirkung des Masters beobachten könne. Er sagt dazu: „Dieser ‚Sprung‘ kann sowohl direkt nach Abschluss des Programms oder erst zwei bis drei Jahre später stattfinden.”
Des Weiteren fügt Professor Lütke Entrup hinzu, dass viele der Absolvent:innen der ersten Kohorte bereits den Aufstieg in die Geschäftsleitung der jeweiligen Unternehmen, bei denen sie eingestiegen sind, geschafft haben. Diesen Erfolg erklärt er mit der hohen Anzahl an Spezialisierungen, die im Rahmen des Studiums angeboten werden. In der Regel könnten Studierende aktuell aus acht verschiedenen Vertiefungen auswählen, um für ihren individuellen Karriereweg gerüstet zu sein.
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Prof. Dr. Bettina Schreyögg ist aktuell Professorin für „Kommunikation und Coaching” an der APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft. Nach dem Diplomstudium Psychologie an der Technischen Universität Berlin, absolvierte Frau Prof. Dr. Bettina Schreyögg ein Zusatzstudium der Erwachsenenbildung sowie ihre Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin. Mit ihrer 20-jährigen Praxiserfahrung sowie Beratungs- und Führungskompetenz als Fachdozentin und Trainerin verschiedener Lehr- und Lernsettings und Personalentwicklerin in verantwortungsvollen HR-Positionen, widmet sich die neu berufene Professorin nun wieder Lehrtätigkeiten.
Prof. Dr. Matthias Lütke Entrup ist Studiengangsleiter des berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Management” an der ISM Dortmund. Nach dem Master of Business Administration und Ingénieur Civil des Ponts et Chaussées, an der Ecole Nationale des Ponts et Chaussées in Paris, absolvierte Prof. Dr. Lütke Entrup eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Westdeutschen Landesbank in Münster. 2000 bis 2007 war Prof. Dr. Lüttke Entrup als Unternehmensberater bei A.T. Kearney GmbH in Berln beschäftigt und dannach Geschäftsführer im Bereich Finanzen bei der Valensina GmbH.