„Hab keine Angst, den Kurs zu ändern!“
Als Fulfillment Development & Multichannel Network Managerin bei IKEA Deutschland ist Csilla Roja Leiterin einer 16-köpfigen Abteilung, die das Logistiknetzwerk der Zukunft definieren und umsetzen soll. Sie war bereits in vier verschiedenen Ländern für IKEA tätig und hat einen klaren Blick dafür, wie wertvoll verbindende Unternehmenswerte sind, welche auch das Scheitern tolerieren.
Sie sind gebürtige Ungarin und haben bereits in vier verschiedenen Ländern für IKEA gearbeitet. Muss man dafür eine geborene Abenteurerin sein?
Oh ja, mit dieser Beschreibung kann ich mich identifizieren (lacht). Ich bin wohl so ein Mensch, der – zumindest im Geiste – seine Koffer immer gepackt hat, um bei entsprechender Gelegenheit weiterzuziehen. Nicht etwa deshalb, weil ich mich nicht heimisch fühlen könnte, sondern weil ich einfach eine große Neugierde auf die Welt und ihre unterschiedlichen Menschen und Kulturen habe. Ich habe tatsächlich nie gezögert, mein Leben für das nächste Abenteuer zurückzulassen.
Nach dem Studium haben Sie Ungarn verlassen und zunächst mehrere Jahre in Deutschland im Bereich Strategic Sourcing tätig. Wann begann Ihre Karriere bei IKEA?
Das war 2015 in Belgien. Ich begann als Business Developerin in einer Zeit, in der die Wucht der digitalen Transformation immer deutlicher sichtbar wurde. Solche Veränderungen hautnah miterleben zu können, habe ich immer als großes Privileg empfunden. Das gilt auch heute noch: Es macht mir enorme Freude, an Innovationen mitzuwirken, die am Ende dazu führen sollen, unseren Kunden klar bessere Erfahrungen bieten zu können. Meine Reise führte mich dann in Positionen wie die Leitung des Logistik-Innovationslabors und hat mich über die letzten acht Jahre über die Niederlande und Schweden nach Deutschland geführt, wo ich den Auftrag habe, die Zukunft des Logistiknetzwerks von IKEA im größten Einzelhandelsland voranzutreiben und die Transformation zu einem echten Omnichannel-Einzelhändler mit zu begleiten.
Welches sind dabei Ihre Aufgaben?
Bei IKEA entwickeln wir uns kontinuierlich von einem Cash-and-Carry-Einzelhändler zu einem Omnichannel-Einzelhändler, wobei wir dabei einen kanalagnostischen Ansatz haben. Das heißt, wir schließen keine Kontaktwege zwischen Kunden und Unternehmen aus, sondern sind offen für alle Touchpoints.
Mein Team ist ein wichtiger Bestandteil in dieser Transformation, indem wir das Logistiknetzwerk entwerfen und verschiedene Innovations- und Entwicklungsprojekte im Zusammenhang mit unserer Roadmap umsetzen. Denn in der Einzelhandelsbranche ist die Logistik einer der Schlüsselfaktoren für den Erfolg. Wie wichtig funktionierende Lieferketten sind, haben wir gerade in der jüngeren Vergangenheit erlebt. Zu meinen Aufgaben gehört es, die Logistik bestmöglich auf die Erwartungen unserer Kund:innen und Mitarbeitenden auszurichten. Das erfordert viel an Innovationskraft für Lager, Systeme, Prozesse und Automatisierung.
Und was treibt Sie dabei an?
Ich arbeite für ein Unternehmen, welches Produkte verkauft, mit denen Menschen ihr Zuhause einrichten. Den Ort, an dem man zur Ruhe kommt und sich wohlfühlt. Das heißt, ich weiß, meine Arbeit dient einem Ziel, welches Menschen in der Regel sehr gut tut und wichtig ist. Das motiviert mich in meiner Arbeit und ist auch für mein Team ein wichtiger Antrieb.
Weil Sie Ihr Team ansprechen: Was für eine Chefin sind Sie?
Das müssen Sie doch mein Team fragen (lacht)! Nein, ernsthaft, ich habe mir tatsächlich viele Gedanken darüber gemacht, für was ich stehen möchte als Vorgesetzte. Denn ich bin davon überzeugt, dass in unserer sich ständig verändernden Welt ganz andere Führungsqualitäten als früher gefordert sind. Leadership ist für mich in allererster Linie eine fürsorgliche Aufgabe, in der die Bedürfnisse der Menschen in meinem Team an erster Stelle stehen. Eine echte menschliche Bindung kann ein Gefühl von Sicherheit schaffen – eine Sicherheit, die es erlaubt, dass wir Fehler machen und nicht perfekt sind. Ich bin wirklich fasziniert von den einzigartigen Qualitäten jedes Menschen in meinem Team und es ist mein größtes Glück, wenn ich spüre, dass sie mit Freude zur Arbeit kommen.
Wie sind Sie zu der Teamleiterin geworden, die Sie heute sind?
Das war eine echte Reise. Das Hineinwachsen in eine Führungsrolle hört nämlich nie auf. Wenn Menschen einem anvertraut werden, sollte man immer demütig gegenüber der Verantwortung sein, die einem übertragen wurde, und jede Situation mit einem aufgeschlossen angehen. Sowohl Demut als auch Respekt sind in der Führung wesentlich. Außerdem tickt jedes Team anders. Danach muss man seinen Führungsstil ausrichten können. Führung ist fließend wie Wasser – es wird von den Bedürfnissen der Menschen um Sie herum geformt. Man könnte also sagen, dass mich erst die Leitung meines Teams zu der Chefin gemacht hat, die ich heute bin.
Um persönlich eine solche Vorstellung von Führung zu entwickeln, bedarf es eines Arbeitgebers, der einem viel Freiraum gewährt.
Absolut. Und dafür bin ich IKEA auch sehr dankbar. Wir leben Vielfalt, Gleichheit, Zusammengehörigkeit und Akzeptanz. Diese Werte schaffen eine Umgebung, in der Verantwortung selbstverständlich wird. Ich habe dies an allen Standorten beobachtet: Unsere Kombination aus Zusammengehörigkeitsgefühl und Unternehmertum ist ein ganz wunderbares Rezept für die Entwicklung der Mitarbeitenden.
Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Das unternehmerische Denken trainieren wir, in dem wir sensibilisiert werden, offen für Ideen zu sein, die am Ende zu Verbesserungen führen. Die eine Sache ist, dass einem Herausforderungen übertragen werden, die am Ende einen Impact auf das Unternehmen haben. Die andere Sache aber ist, dass es auch erlaubt ist, dabei zu scheitern – und danach die nötige Unterstützung zu bekommen, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Welchen Vorteil erkennen Sie in Vielfalt, besonders im Logistiksektor, der ja traditionell männlich geprägt ist?
Ich glaube wirklich an Vielfalt, egal in welcher Form. In unserer schnelllebigen Welt brauchen wir Zugang zu vielen verschiedenen Blickwinkeln, Fähigkeiten und Ideen, um die besten Lösungen für die Zukunft zu finden, je vielfältiger, desto besser.
Wir leben in einer sich ständig verändernden, zunehmend herausfordernden Umgebung, in der es sehr oft keine einzelne Antwort auf eine Frage gibt oder keine Person alleine in der Lage ist, die Richtung vorzugeben.
Im Vergleich zur Vergangenheit benötigen wir mehr Bereitschaft zur Zusammenarbeit, eine stärkere Fähigkeit, Gemeinsamkeiten zu finden, damit wir Zusammengehörigkeit und kreatives, kritisches Gruppendenken ermöglichen können. Wir benötigen mehr Mitgefühl und Empathie, um unsere Mitarbeiter beim Navigieren durch die Herausforderungen zu unterstützen. Auch Multitasking ist nötig, um eine agilere Arbeitskultur zu bewältigen. Ein diverses Team kann diese Aufgaben besser abdecken.
Für Absolvent:innen ist es nicht leicht, Unternehmen mit derartiger Wertekultur zu identifizieren.
Das stimmt. Aber man kann auch in Interviews schon ein Gespür entwickeln, wenn man gut zuhört und beobachtet. Wenn du ein Unternehmen und seine Kultur verstehen möchtest, achtest du darauf, wie die Menschen sich verhalten und wie sie dich behandeln. Während des Bewerbungsgesprächs sollten sie respektvoll, mitfühlend und unterstützend sein und du solltest auch dabei schon Werte erkennen, mit denen du dich identifizieren kannst.
Gibt es heutzutage eigentlich noch den perfekten Karrierestart, der über ein ganzes berufliches Leben entscheidet?
Ich sehe das Leben als eine Reise mit Höhen und Tiefen und damit weit weg von einem planbaren, linearen Weg. Deshalb glaube ich nicht, dass man sich unter Druck setzen sollte, den „perfekten“ ersten Job nach dem Studium zu finden. Vor 20 Jahren hätte ich beispielsweise nicht für möglich gehalten, wo ich heute stehe – was mir zeigt, dass das Leben unvorhersehbar ist. Manchmal ist das größte Abenteuer, einen Sprung ins Ungewisse zu wagen. Daraus resultiert auch der Rat, den ich geben würde: Hab keine Angst, dich selbst herauszufordern, über dich selbst zu lernen und zu verstehen, wofür du wirklich Leidenschaft empfindest.
Und, ganz wichtig: Hab keine Angst, den Kurs zu ändern oder eine unkonventionelle Richtung einzuschlagen. Dieses Leben gehört dir, mach das Beste daraus und führe es mit soviel Freude wie möglich.
Und was macht Ihnen Freude – neben dem Beruf?
Neben meinem „Tagesjob” agiere ich auch als Coach, was mich sehr erfüllt. Ich höre zu und unterstütze Menschen, helfe ihnen, ihre Herausforderungen zu meistern und sie auf ihrem persönlichen Weg zum Wachstum zu begleiten. Zusätzlich bin ich seit dem zehnten Lebensjahr begeisterte Gamerin. Ich habe es immer genossen, Geschichten zu erkunden, verschiedene Aspekte des Lebens kennenzulernen und zu verstehen, wie Menschen unter verschiedenen Bedingungen denken und sich verhalten können. Spiele eignen sich dafür sehr gut, weil sie tatsächlich auch das strategische Denken und die Kommunikation schulen.
Hier geht es zu unserem spannenden Beitrag mit der IKEA Market Managerin Anja Krause.
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