Als Banken-Beraterin wie in einem Start-up agieren
Wer im Finanz- und Bankensektor erfolgreich arbeiten möchte, hat viele Alternativen in die Branche einzusteigen. Birgitte Ellingsen wählte den Weg über die Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater bei PwC. Heute berät sie Bankmanager, arbeitet mit Programmierern und erlebt zusammen mit ihren Kunden auch Start-up-Feeling, wenn sie neue Digitalisierungsprojekte auf den Weg bringt. In einem Erfahrungsbericht: Banken-Beratin erzählt Birgitte Ellingsen von ihrem Arbeitsalltag.
Nach meinem Bachelorstudium an der Uni Mannheim im Fach BWL war ich mir sicher: Ich will Wirtschaftsprüferin werden. Also bewarb ich mich für ein sechsmonatiges Praktikum bei PwC, wurde angenommen und fing in der Wirtschaftsprüfung an. Das fand ich auch alles inhaltlich interessant und anspruchsvoll. Nach Abschluss meines Praktikums, wollte ich aber auch die anderen Facetten von PwC kennenlernen und konnte mich so intern noch für ein Praktikum in der Unternehmensberatung qualifizieren. Hier stand der Bereich für mich direkt fest – ich wollte im Bankenbereich bleiben, aber an der Kundenschnittstelle. Also dort wo Banken mit ihren Kunden interagieren – und wo ich von meiner eigenen Erfahrung als Bankkundin zehren kann. Der Wechsel war unkompliziert und sollte für eine erste, wichtige Bindung an meinen heutigen Arbeitgeber sorgen, denn mein Betreuer antwortete unkompliziert: „Ja, klar, da finden wir eine Lösung.“
Ich habe es als sehr positiv empfunden, dass auf mein Interesse im Praktikum so flexibel eingegangen wurde, und meine, dass genau dieses Verständnis von Miteinander PwC auszeichnet. Ich arbeitete also die letzten Monate meines Praktikums im Bereich Management Consulting. Die Projektarbeit bei unseren Kunden aus dem Bankenbereich hat mir sofort gefallen. Bis dato hatte ich Geschäftsbanken immer nur aus Kundensicht wahrgenommen, jetzt aber verstand ich, mit welchen Herausforderungen sich die Branche zwischen Niedrigzins und Digitalisierung beschäftigte. Gleichzeitig fühlte ich mich auch in meinem neuen Team vom ersten Tag an sehr wohl. Ich bin überzeugt davon, dass dieses Wohlfühlen unter Kollegen ganz wesentlich dafür ist, ob man seine beruflichen Ziele erreicht. Zu wissen, dass man auf selbstverständliche Unterstützung bauen kann, ist gerade für Berufseinsteiger besonders wichtig.
Ich entschied mich für einen Einstieg in die Advisory-Sparte als Banken-Beraterin. Nach sechs Jahren bei PwC kann ich sagen, dass diese Entscheidung genau die richtige für mich gewesen ist. Es ist vor allem die Vielfalt der Aufgaben, die ich als ungemein reizvoll empfinde. Ein aktuelles Projekt, das ich gerade betreue, beinhaltet eine Situation, in der ich mich vor gar nicht allzu langer Zeit selber befunden habe. Nach meinem Studium musste ich mich nämlich wie viele andere Absolventen auch, die ihren ersten Job antreten, um meine finanziellen Grundbedürfnisse kümmern. In dieser Lebensphase muss man anfangen seine finanziellen Verhältnisse selber zu regeln und wird mit vielen Fragen konfrontiert – welche finanziellen Bedürfnisse habe ich? Gerade beim Berufseinstieg fangen viele beispielsweise an über eine Berufsunfähigkeitsversicherung nachzudenken. Das Dilemma ist, dass die Beschäftigung mit diesen doch so wichtigen Themen bisher nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig ist, keiner stürzt sich im Anschluss an sein Studium mit Begeisterung in die Recherche nach der passenden Berufsunfähigkeitsversicherung. Wie kann man dieses oft staubtrockene Thema anders angehen?
Wie bei Fintech-Gründungen: Innovative Technologien ermöglichen es, den Kunden und seine Bedürfnisse stärker ins Zentrum zu stellen
Wir arbeiten gerade mit einer der größten deutschen Banken daran, wie man Kunden online für diese Fragestellungen ein Tool oder eine App anbieten kann, die nicht nur passende Lösungen liefert, sondern auch Spaß macht. Die Herausforderung besteht darin, ausreichend Informationen zu erhalten um eine individuelle Beratung zu gewährleisten – aber gleichzeitig so wenig wie möglich zu fragen, damit der Kunde „dabei“ bleibt. Im Gegensatz zu den Formularen, die im Web üblicherweise sehr zeitaufwendig ausgefüllt werden müssen, möchten wir schon nach zwei bis drei Kundenangaben erste Optionen skizzieren. Der Kunde soll spüren, dass nicht der Verkauf eines Produktes das Ziel ist, sondern die Beratung am Anfang steht.
Den Wandel in der Bankenbranche nehme ich vor allem in einer veränderten Kundenbeziehung wahr. Heute geht es den Banken vor allem darum, die eigenen Kunden besser zu verstehen. Gleichzeitig möchte der Kunde auch transparent verfolgen und verstehen, warum ihm gerade ein bestimmtes Produkt empfohlen wird. Auch wenn es sich noch um ein laufendes Projekt handelt und ich nicht weitere Details publik machen kann, muss ich sagen, dass ich sehr froh gewesen wäre, wenn mir zum Berufseinstieg ein derart kluges Tool zur Verfügung gestanden hätte.
Die Projektarbeit selber findet übrigens immer auf ganz unterschiedlichen Ebenen statt. Einen Tag sind wir mit dem Management der Bank unterwegs, am nächsten Tag sitzen wir im „Maschinenraum“ mit den Programmierern der Bank zusammen und besprechen die konkrete Umsetzung. Diese Vielfalt der Anknüpfungspunkte ist sehr reizvoll, weil man so unterschiedliche Perspektiven auf ein Thema bekommt!
„Wie funktioniert es eigentlich, dass Kunde und Berater auf Augenhöhe miteinander zusammen arbeiten?“ werde ich von Freunden oft gefragt. Hintergedanke dabei ist wohl die Annahme, der Berater würde als Überflieger seinen Kunden erstmal Nachhilfe geben. Das ist natürlich nicht der Fall. Wir sprechen die Sprache der Kunden und verstehen ihre Herausforderungen. Anschließend helfen wir ihnen passende Lösungen zu finden – auch basierend auf anderen Projekten. Das, was wir als Berater beisteuern, ist, dass wir schon einige solcher Digitalisierungsprojekte umgesetzt haben. Ich selbst habe bereits sieben solcher Digitalisierungsprojekte im Banking betreut, die zwischen zwei Monaten und zwei Jahre gedauert haben. Diese Erfahrung und natürlich unser Blick von außen auf eine Bank gepaart mit der Fähigkeit „vom Kunden aus“ zu denken, sind die Dinge, die wir als Mehrwert in die Beziehung einbringen.
Als Banken-Beraterin bin ich in den neuesten Technologie zuhause
Zum Teil ist unsere Arbeit durchaus vergleichbar damit, in einem Start-up zu arbeiten. Wir machen eigentlich nichts anderes, als zum Beispiel Fintech- oder andere Start-ups, nur dass bei uns das jeweilige Projekt beim Kunden das „Start-up“ ist. Wir sind in neuesten Technologien zuhause: Digital Advice, Omnichannel, Mobile Apps, Chatbots, Apple Pay – das ist alles „State of the Art“ und wir scannen den Markt nach allen technologischen Neuentwicklungen ab. Ich hätte in meinem Studium nie gedacht, dass ich einmal solche hochtechnologischen Themenkomplexe bearbeiten werde – und mir das auch noch so viel Spaß macht.
Was ich an PwC als Arbeitgeber sehr schätze, ist unter anderem, dass ich den Freiraum habe, eigenen Themen nachzugehen. Ich habe kürzlich an der Studie „Ganzheitliches Vorsorgemanagement“ mitgearbeitet, in der ich mich auch mit der mich persönlich interessierenden Frage nach der passenden Altersvorsorge beschäftigen konnte. Wenn man Themen selbst initiieren und aufbauen kann, ist das sehr befriedigend.
Zusammengefasst kann ich feststellen, dass PwC nicht zuletzt aufgrund seiner Größe und Kompetenz als Beratungsunternehmen eine wirklich enorme Schlagkraft hat. Der Themenkosmos in der Beratung ist breit. Wir wachsen stetig und sind derzeit besonders interessiert an Wirtschaftswissenschaftlern, gerne auch mit Bankenhintergrund oder -spezialisierung und Technologiehintergrund im Studium. Das ist aber kein Muss. Dafür bin ich selber das beste Beispiel.
Birgitte Ellingsen, 27, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim und schloss dieses mit einem Bachelorabschluss ab. Heute arbeitet sie als Managerin im Advisorybereich bei PwC und berät vor allen Dingen Kunden aus der Bankenbranche. Derzeit überlegt sie sich, berufsbegleitend noch einen MBA zu machen.