Führungsebene darf Vorbildfunktion und Mitarbeiterpartizipation nicht unterschätzen
Eine der täglichen Herausforderungen, vor denen Führungskräfte stehen, ist die Motivation ihrer Mitarbeiter. Unternehmen verzeichnen weniger Krankheitsausfälle, wenn Angestellte ihren Aufgaben mit Freude nachgehen und sich motiviert neuen Herausforderungen stellen.
Wenn jemand einen neuen Job antritt, brennt er zunächst für diesen. Doch oftmals lässt die Begeisterung nach, sobald die Anfangseuphorie verflogen ist. Dafür gibt es unterschiedlichste Gründe, wie fehlende Aufstiegsmöglichkeiten, Langeweile am Arbeitsplatz, enttäuschte Erwartungen oder schlechte Mitarbeiterführung. Viele Chefs versuchen in diesem Fall, Mitarbeiter mit materiellen Anreizen wie Gehaltserhöhungen oder Bonuszahlungen zu motivieren. Dabei legen insbesondere junge Berufseinsteiger, die sogenannte Generation Y, Wert auf mehr als nur die Bezahlung. Für sie zählt auch, welche Unternehmenskultur vorherrscht und welche Philosophie die Leitungsebene verfolgt. Noch immer vergessen viele Topmanager die Rolle, die ihr eigenes Verhalten in Bezug auf Motivation, Respekt und Loyalität ihres Teams spielt.
Vorbildfunktion ernst nehmen
Fakt ist: Menschen machen fast nie, was man ihnen sagt oder was man von ihnen verlangt. Wäre dies der Fall, dann wäre die Motivation anderer einfach. Das bedeutet, dass sich Führungskräfte zunächst einmal darüber im Klaren sein müssen, dass Menschen in der Regel lediglich das nachmachen, was ihnen vorgemacht wird. Chefs nehmen also eine direkte Vorbildrolle für ihre Mitarbeiter ein – das bedeutet im Umkehrschluss, dass sie ihren Angestellten vorleben müssen, was sie von ihnen erwarten. Mit ihrem Verhalten beeinflussen Führungskräfte unmittelbar das Verhalten ihrer Beschäftigten. Darum können Chefs beispielsweise keine Kosteneinsparungen fordern, aber selbst immer erster Klasse reisen, oder einen neuen Dienstwagen bestellen, wenn der alte noch tadellos fährt. Das Gleiche gilt auch für die Erwartungshaltung an Erfolgsindikatoren wie Absatzzahlen. Wer bessere Verkaufszahlen fordert, übermittelt ein motivierendes Zeichen, wenn er selbst zeigt, dass auch er gut verkauft. Ein weiteres wichtiges Zeichen der Wertschätzung senden Spitzenmanager an Arbeitnehmer, wenn sie deren Zeit als genauso wichtig betrachten wie die eigene. Dazu gehört es, immer pünktlich zu Meetings zu erscheinen und Deadlines einzuhalten, um andere nicht unnötig warten zu lassen und somit in Bezug auf das Zeitmanagement als Vorbild zu fungieren.
Regelmäßiges Feedback für Weiterentwicklung
Es liegt in der Natur des Menschen, dass jeder Bestätigung benötigt. Selbst die Begeisterungsfähigkeit des motiviertesten Mitarbeiters lässt irgendwann nach, wenn er nie positive Rückmeldungen erhält. Dabei muss eine klare Differenzierung zwischen Lob und Anerkennung erfolgen. Wenn jemand eine Aufgabe besonders gut erfüllt hat, erfolgt ein kurzes Lob meist spontan und situationsbezogen. Im Gegensatz dazu stellt Anerkennung eine grundsätzliche Haltung der leitenden Angestellten dar. Sie vermittelt das Gefühl von Wertschätzung. Dabei schließen sich Anerkennung und konstruktive Kritik auf gar keinen Fall gegeneinander aus, denn eine ehrliche Einschätzung hilft dabei, die Leistung zu reflektieren, und dient somit der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung. Aus diesem Grund müssen regelmäßig, spätestens aber in einem Abstand von sechs Monaten, Mitarbeitergespräche stattfinden. Hierbei ist es wichtig, jedem Mitarbeiter ehrliches und konkretes Feedback zu geben. Es reicht jedoch nicht, die Beschäftigten lediglich allgemein einzuschätzen. Vielmehr sollte hierbei eine detaillierte Bewertung im Fokus stehen. Dazu muss im Vorfeld eine Liste mit entsprechenden Parametern festgelegt werden. Zu diesen Variablen können beispielsweise Einsatzbereitschaft, Teamfähigkeit, Begeisterungsfähigkeit, Kundenorientierung oder das Erreichen bestimmter Ergebnisse, wie Absatzzahlen, zählen. Anhand einer Punkteskala von 1 bis 10 geben Chefs ihren Mitarbeitern dann eine sehr konkrete Leistungseinschätzung, indem sie Parameter für Parameter einzeln durchgehen und besprechen. Dabei empfiehlt es sich, eine angemessene Balance zwischen Kritik und Lob zu finden. Kein Mensch ist perfekt und dementsprechend können jedem Fehler unterlaufen. Im Falle eines Fehlers helfen Schuldzuweisungen niemandem, vielmehr fördern sie die Demotivation. Die Feedbackgespräche sollten Topmanager auch dazu nutzen, ihren Mitarbeitern kleine Hilfestellungen an die Hand zu geben, um Missgeschicke zukünftig zu vermeiden. Am Ende eines jeden Feedbackgespräches müssen neue Ziele definiert werdenan denen Mitarbeiter bis zum nächsten Gespräch arbeiten. Auch hier gilt es, sich so konkret wie möglich auszudrücken. Es erweist sich oft als hilfreich, wenn die neuen Vorgaben gezielte Herausforderungen darstellen, denn das Übertragen von Verantwortung wirkt motivationsfördernd. Überforderung jedoch löst das Gegenteil aus, denn wenn sich das Erreichen eines Ziels immer wieder als unmöglich herausstellt, führt das zur Frustration.
Führungsbewertung bezieht Beschäftigte ein
Als besonders wertvoll bei der Motivation von Mitarbeitern hat sich zudem die Führungsbewertung erwiesen. Hierbei räumen Chefs den Angestellten die Möglichkeit ein, den direkten Vorgesetzten anonym Feedback beispielsweise hinsichtlich des menschlichen Umgangs und der Kompetenz zu geben. Dieses Vorgehen vermittelt Mitarbeitern das Gefühl, dass ihre Meinung zählt und sie wichtig für das Unternehmen sind. Der Leitungsebene hingegen hilft es bei der Selbstreflektion und dabei, nicht das Gefühl für die Stimmung im Unternehmen zu verlieren und im besten Fall Konfliktpotenzial zu minimieren, bevor Probleme entstehen. Aufgrund der Tatsache, dass die Umfrage stattfindet, ohne Namen zu nennen, trauen sich Mitarbeiter, ehrlich zu sein, und Topmanager erhalten so konstruktive Rückmeldung.
Teamevents schaffen Zusammengehörigkeitsgefühl
Gemeinsame Teamevents, zusätzlich zur obligatorischen Weihnachtsfeier, stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Mitarbeitern. Sie eignen sich besser als Belohnung als eine Bonuszahlung, denn das Schaffen langfristiger positiver Erinnerungen bindet Mitarbeiter an Unternehmen. Bei einem gemeinsamen Ausflug in den Hochseilgarten, die Bowlingbahn oder der Klausurtagung in einem schönen Hotel kommen sich Beschäftigte untereinander außerhalb des gewohnten Arbeitsumfelds näher, aber sie lernen auch eine neue Seite an ihren Chefs kennen.
Ratschläge für Berufseinsteiger:
Als Berufseinsteiger sollten Sie bei der Jobwahl gezielt überprüfen, welche Philosophie ein Unternehmen hinsichtlich der Mitarbeiterführung vertritt. Achten Sie bereits bei den Vorstellungsgesprächen darauf, ob Sie sich vorstellen können, dass Ihr zukünftiger Chef ein Vorbild für Sie darstellt. In jedem Vorstellungsgespräch taucht irgendwann die Frage auf, ob Sie noch etwas wissen möchten. Auch wenn es vor Aufregung manchmal schwerfällt und Sie das Gefühl haben, dies stünde Ihnen vielleicht nicht zu: Fragen Sie! Sie wollen schließlich in einer Firma arbeiten, in der ein angenehmes Arbeitsklima herrscht und Sie sich weiterentwickeln können. Erkundigen Sie sich danach, ob es regelmäßige Feedbackgespräche und Mitarbeiterbefragungen gibt, und scheuen Sie sich auch nicht davor, nachzufragen, wie es mit dem Zusammenhalt im Team aussieht und ob es regelmäßig Veranstaltungen außerhalb der Arbeitszeiten gibt. Extratipp: Nehmen Sie Ihre Umgebung aufmerksam wahr. Bereits nach wenigen Minuten erhält man ein Gefühl dafür, was für eine Atmosphäre in einem Büro herrscht, und bereits an Kleinigkeiten, wie der Kommunikation untereinander, lässt sich ablesen, wie sich das Miteinander in einem Unternehmen gestaltet.
Jürgen Höller gilt als Europas führender Erfolgs- und Motivationstrainer. Bereits mit 19 Jahren eröffnete er sein erstes Unternehmen. Seit 1988 betätigte er sich auch als Redner. Zuerst im Bereich Verkauf, später auf dem Gebiet Management und schließlich zu „Motivation und Erfolgsstrategien“. Die Zeitschrift „BUNTE“ wählte ihn zu einem der „500 wichtigsten Deutschen“ und die Zeitschrift „GQ“ kürte ihn zu einem der „25 besten Redner unserer Zeit“. Heute bietet er mit seiner Jürgen Höller Academy erfolgreich Seminare an und füllt erneut die Hallen.