Mit seinem neuen Buch „Das Ende der dummen Arbeit: Wie du als Angestellter zu mehr Sinn, Geld und Freiheit kommst“ zeigt Felix Plötz motivierten Mitarbeitern, dass man seine Ideen auch innerhalb des Unternehmens umsetzen, und im besten Fall Chef seines eigenen internen Start-ups werden kann.
Der Titel Ihres Buches lautet „Das Ende der dummen Arbeit“. Was genau definieren Sie als dumme Arbeit und wie kann man diese im Arbeitsalltag hinter sich lassen?
Als dumme Arbeit definiere ich sinnlose Arbeit, die morgens beginnt, nach ein paar Stunden wieder endet und nur dem Geldverdienen dient. Arbeit, bei der man nicht so genau weiß was man wirklich gemacht hat. Arbeit, bei der man sich und seine Ideen nicht einbringen konnte.
Im Buch stelle ich smarte und antiquierte Unternehmen gegenüber. Letztere funktionieren nach dem hierarchischen Ansatz – der Chef sagt, was gemacht wird und man führt einfach aus, weil oben gedacht und unten gemacht wird. Smarte Unternehmen dagegen drehen das um, beziehen ihre Mitarbeiter mehr ein und nutzen damit ihr Potenzial.
Das Wort „Intrapreneur“ beschreibt einen Unternehmer im Unternehmen, also einen Angestellten in einer bereits etablierten Firma, der ein unternehmensinternes Start-up aufbaut. Kann jeder, vom Azubi bis zum Topmanager ein Intrapreneur werden?
Ja! Das ist genau das Spannende an der Geschichte. Es funktioniert über alle Bereiche – vom Azubi über den Absolventen bis nach ganz oben. Ein Beispiel sind die „MondayMakers“, bei denen es kein formales Intrapreneurship-Programm gab, sondern sich einfach Leute gefunden haben, die für eine gemeinsame Idee gebrannt und dann einfach angefangen haben. Das ist ein Team aus mehreren Leuten, alle aus verschiedenen Bereichen, aus der Geschäftsleitung und anderen Führungspositionen, außerdem normale Mitarbeiter und letztendlich auch noch eine junge Praktikantin. Die sind alle Intrapreneure und arbeiten zusammen an dieser Idee.
Viele Mitarbeiter sind vielleicht anfangs zu schüchtern, ihre eigenen Ideen einzubringen, aus Angst Grenzen zu überschreiten oder zu scheitern – während die Kollegen zuschauen. Was würden Sie denjenigen raten?
Ich würde mich am Anfang schon fragen, ob meine Angst berechtigt ist. Denn wenn es ein Unternehmen ist, in welchem die Chefs sowas ablehnen, dann wäre der Wiederstand deutlich größer als in einem smarten Unternehmen. Immer mehr Unternehmen öffnen sich, lassen der Kreativität ihrer Mitarbeiter mehr Freiraum und unterstützen unternehmerische Ideen. Wenn die Umgebung passt und der Chef einem diese Verantwortung zutraut, dann muss man sich einfach trauen und anfangen.
Wenn man eine Idee für ein neues Produkt, eine neue Dienstleistung oder einen verbesserungswürdigen Bereich hat und das für wenig Geld ausprobiert, dann gibt es nichts zu verlieren. Wenn der Chef das nicht so sieht und einem auch nicht erklären kann, warum, dann ist man genau an dem Punkt, dass das nicht das richtige Umfeld ist. Man sollte lieber Alternativen in Betracht ziehen, zum Beispiel ein 4-Stunden-Start-up* oder ein anderes, smartes Unternehmen.
*Ein Start-up, das man nach Feierabend in seiner Freizeit aufbaut, indem man täglich Zeit investiert.
Nun hat man sich endlich getraut, dem Chef die Idee mitzuteilen. Doch was tun, wenn der Arbeitgeber die Idee einfach nicht unterstützen will?
Selbst wenn der Chef erstmal dagegen ist, kann man trotzdem anfangen und die Idee ausbauen. Wenn man wirklich von ihr überzeugt ist, und auch den Vorgesetzten überzeugen möchte, könnte man einfach jeden Tag nach Feierabend eine Stunde an der Idee arbeiten und sie verbessern.
Man sollte sich dann und wann einmal in die Position des Chefs versetzen und dabei verstehen, dass es nicht leicht ist, sich Dinge anhand von Worten vorzustellen. Wenn man dem Chef aber erste, handfeste Ergebnisse zeigen kann, macht man es ihm leichter, die Idee zu begreifen und im besten Fall abzusegnen.
Wie geht man damit um, wenn die ersten Versuche, ein Start-up aufzubauen, scheitern?
Weitermachen ist erstmal die Antwort. Aber nicht blind. Um erfolgreich weiterzumachen, darf man nicht stur vorgehen, sondern sollte sehr wachsam sein. Wenn die Idee kontinuierlich nicht anläuft, muss man sie auf Eis legen und einen anderen Ansatz versuchen. Aber grundsätzlich sollte man weitermachen, denn aus jeder Erfahrung lernt man.
Gescheitert bin ich mit meinem ersten 4-Stunden-Start-up selbst übrigens auch, weil ich es ziemlich groß für Privatkunden aufgebaut habe – und dann gemerkt habe, dass diese mein Produkt nicht haben wollten. Ich musste diese Idee begraben, habe aber weitergemacht und mich stattdessen auf Firmenkunden konzentriert, was sehr gut funktioniert hat – so gut, dass ich die Firma letztlich an den ADAC verkaufen konnte.
Die eigene Idee ist oft das sogenannte „brainchild“, das man nur ungern in die Obhut anderer gibt. Wie reagiert man, wenn das Unternehmen die Idee aufnimmt und unterstützt, aber maßgebliche Änderungen daran vornehmen will?
Das ist ein Punkt, den jeder Gründer ertragen muss. Mit Investoren kann genau das gleiche passieren, nämlich dass diese sagen, die Grundidee sei gut, aber sie würden sich die Umsetzung ganz anders vorstellen. Damit muss man sich einfach abfinden.
Ich habe ganz viele begeisterte Intrapreneure kennengelernt und interviewt. Eine wichtige Lektion, die einige erst im Nachhinein gelernt haben, war der Vorteil einer vertraglichen Festlegung der eigenen Beteiligung und der Rolle, die man im internen Start-up spielt. Wenn man das im Voraus zusammen mit der Firma festlegt, ist man direkt in einer anderen Position, mit mehr Sicherheit und Einfluss.
Von „Ideen-Briefkästen“ zu „Start-up-Garagen“ – viele Unternehmen unterstützen schon seit langem die Ideen ihrer Mitarbeiter. Wieso denken Sie, profitieren nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Unternehmen von solchen Initiativen?
Sie profitieren aus verschiedenen Gründen. Zum einen, weil die Absolventen sich heute aussuchen können, bei welchem Arbeitgeber sie einsteigen wollen. Wenn man zwei Unternehmen zur Auswahl hat, von denen beide gut bezahlen, aber das erste einem noch die Möglichkeit bietet ein internes Start-up aufzubauen, wogegen das andere Unternehmen internes Unternehmertum nicht unterstützt, dann ist klar für welches viele junge Menschen sich entscheiden.
Außerdem sind viele Branchen in der Marktsituation, in der sie von Start-ups und Technologie-Unternehmen unter Druck gesetzt werden und eigene Innovationen brauchen. Man kann dafür natürlich externe Start-ups aufkaufen, aber wenn eine Firma fünf-, zehn- oder hunderttausend Mitarbeiter hat, dann hat sie ein unglaubliches Potenzial an tollen Leuten, die auch selbst auf gute Ideen kommen könnten. Davon können die Unternehmen ganz einfach profitieren, indem sie noch einen Schritt über die Ideen-Briefkästen hinausgehen und den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, ihre Ideen umzusetzen.
Wem würden Sie eher zu Intrapreneurship und wem zu einem 4-Stunden-Start-up raten?
Da gibt es eine sehr klare Empfehlung: Wenn man eine Idee verfolgen möchte, die mit dem eigenen Job überhaupt nichts zu tun hat, weil es zum Beispiel ein Hobby ist, und dem Unternehmen nichts nützt, dann sollte man es lieber nebenbei als 4-Stunden-Start-up machen. Wenn man aber auf der Arbeit etwas verändern, verbessern und direkt was für seine Karriere machen möchte, dann wäre Intrapreneurship das Richtige.
Eine weitere Unterscheidung bezieht sich auf den Zeitrahmen. Intrapreneur kann man immer werden. Ein 4-Stunden-Start-up dagegen funktioniert wirklich nur, wenn man außerhalb der Arbeit Zeit dafür aufwenden kann. Bei einer sehr intensiven Arbeit oder anderen Faktoren wie Familie oder Hobbies, wird das schon deutlich schwieriger. Die beste Zeit, an einem 4-Stunden-Start-up zu arbeiten, ist solange man noch einigermaßen frei und ungebunden ist, also pauschal gesagt: nach dem Studium und vor dem ersten Kind ist es am einfachsten.
Felix Plötz, geboren 1983, ist Diplom-Wirtschaftsingenieur, Unternehmer, Autor dreier Bestseller und international gefragter Keynote-Speaker.
Herr Plötz arbeitete in einem Großkonzern als Area Sales Manager, als er parallel sein erstes Startup gründete, das er mittlerweile erfolgreich an den ADAC verkauft hat. Sein 2015 gegründetes Verlags-Startup „Plötz & Betzholz“ wurde von der Frankfurter Buchmesse mit der „Wildcard“ ausgezeichnet und 2016 von der Ullstein Verlagsgruppe übernommen.
Sein bei Econ erschienenes Buch „Das 4-Stunden-Startup“ gilt als die „Bibel der Teilzeitgründer“ (Business Punk) und eroberte die Bestseller-Listen im Sturm.
Felix Plötz ist ein Querdenker und Anstifter – im besten Sinne. Er glaubt fest daran, dass Kreativität, Mut und der „einfach mal machen“-Spirit von Startups auch in etablierte Unternehmen gehören. Seine Vorträge und Bücher rütteln auf, inspirieren und machen Mut.
Das Interview führte Julia Radziszewski
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