Simone Kollmann-Göbels ist Senior Vice President für Einkauf & Immobilien bei Ströer. Im Interview verrät sie uns, wofür sie genau Verantwortung trägt, was sie zukünftigen Absolvent:innen rät und warum sie sich für Diversität und Frauen in der Arbeitswelt stark macht.
Frau Kollmann-Göbels, schildern Sie unseren Leser:innen doch bitte einmal Ihren bisherigen Werdegang.
Nach meinem BWL-Studium in Köln und London habe ich zunächst sechs Jahre für die REWE Group gearbeitet und war dort zuletzt international in der Internen Revision tätig. 2013 bin ich dann zu Ströer gewechselt, um dort die ‚Interne Revision‘ aufzubauen. Nach der erfolgreichen Implementierung habe ich zunächst für den Gründer und Co-CEO im Projektmanagement gearbeitet, bevor ich Ende 2014 den Bereich ‚Einkauf‘ übernommen habe. In den letzten acht Jahren sind weitere Bereiche dazu gekommen: Neben dem Immobilienbereich, sind meine Mitarbeiter:innen und ich auch für die Themen Fuhrpark, Mobilfunk, Versicherungen und Reisemanagement zuständig. Ich verantworte inzwischen also einen bunten Blumenstrauß an Themen und freue mich meine Erfahrungen mit anderen zu teilen, zum Beispiel als Dozentin an der CBS in Köln oder als Mentorin beim Bündnis Frauen in Führung. Des Weiteren bin ich engagiert bei Frauen in den Aufsichtsrat (FidAR) und Rotary.
Heute sind Sie Senior Vice President für Einkauf & Immobilien bei Ströer. Wofür tragen Sie genau Verantwortung und wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um?
Zur Abteilung „Einkauf & Immobilien“ gehören die Bereiche Fuhrparkmanagement, Einkauf sowie das Real Estate (Immobilienmanagement). Das ist ein breites Spektrum, das ich mit meinen Mitarbeiter:innen bediene. Ebenso vielfältig wie unsere Aufgaben sind die Bereiche, für die wir tätig sind. Ströer ist nicht nur ein führender deutscher Außenwerber, sondern auch in den Bereichen „Digital & Dialog Media“ (Callcenter) und „DaaS (Data as a Service = Statista) & E-Commerce“ (= Asam) aktiv und beschäftigt insgesamt rund 10.000 Mitarbeitende an mehr als hundert Standorten. Mit meinem Bereich bediene ich alle Gesellschaften und alle Segmente.
Es ist grundsätzlich gewünscht, dass alle Fachbereiche meinen Bereich in die oben genannten Thematiken frühzeitig einbinden und abstimmen. Diese frühe Einbindung bildet die Grundlage für den bestmöglichen Einkaufserfolg und eine gute Zusammenarbeit.
Neben Telekommunikation, IT sowie dem Einkauf von Dienstleistungen und Content – zum Beispiel Bilder und Videos für unseren Publishing-Bereich – übernehmen wir für die verschiedenen Ströer-Gesellschaften alles rund um ihre (Büro-)Immobilien, den Fuhrpark, die Versicherungen und das Reisemanagement.
Gerade im Immobilienbereich betreuen wir rund hundert Bürostandorte in Deutschland – hier sprechen wir von der Verantwortung des kompletten Life-Cycles einer Immobilie: Von der Standortsuche, über die Mietvertragsverhandlung, das Workplace Management bis hin zum infrastrukturellen, kaufmännischen und technischem Gebäudemanagement. Dies verantworten meine Manager Real Estate, die in unterschiedliche Regionen aufgeteilt sind.
Im Reisemanagement stellen wir die Reisetätigkeit aller rund 10.000 Kolleg:innen sicher. Die Zahl der Anforderungen ist hoch und konsequenterweise auch die Herausforderungen an mich. Aber genau das ist das Großartige an meinem Job – die Vielseitigkeit an Aufgaben. Themen aktiv zu gestalten, Prozesse zu optimieren und es sich selbst zu beweisen, ist meine persönliche intrinsische Motivation. Mein Motto dabei: Ich habe nicht durch meine Erfolge gelernt, sondern insbesondere durch meine Fehler.
Ich schätze Unternehmen, die eine positive Fehlerkultur gestalten, aber man muss auch persönlich mit Fehltritten umgehen können. Dabei ist die Auseinandersetzung mit Feedback von Vertrauenspersonen und Mentor:innen und eine daraus resultierende Selbstreflexion wichtig. Aus diesem Grund bin ich bei ‚Initiative Women into Leadership‘ (IWiL) im Matching-Komitee engagiert. Mein persönliches nächstes Ziel ist ein Aufsichtsratsmandat.
Was sind momentan die größten Herausforderungen, mit denen Sie zu kämpfen haben?
Es gilt frühzeitig ein Bewusstsein für Veränderungen zu entwickeln und den Blick dafür durch die richtigen Fragen zu schärfen. Für das Thema Nachhaltigkeit gibt es heute ein neues gesellschaftliches Bewusstsein. In seiner „Nachhaltigkeitsstrategie 2030“ hat Ströer festgehalten, die Nachhaltigkeitskultur im Unternehmen über alle Hierarchiestufen hinweg weiter zu stärken und die Interessengruppen im Umfeld zunehmend zu sensibilisieren. Alle getätigten Einkäufe, egal ob Güter oder Dienstleistungen, müssen bei uns einer Nachhaltigkeitsprüfung standhalten. An vielen Stellen haben wir bereits große und wichtige Fortschritte machen können, doch damit sind wir noch lange nicht am Ziel angekommen.
Auch die Digitalisierung von Prozessen hat einen Schub erfahren und Vertrauen hat eine neue Bedeutung bekommen. Meine Vision ist, dass wir weiterhin und vermehrt als Sparring Partner der Fachbereiche wahrgenommen werden und somit aktiv unseren Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten können.
Wir arbeiten außerdem seit mittlerweile unfassbaren anderthalb Jahren im Corona-Modus. Von einem Tag auf den anderen mussten wir uns alle auf eine neue Arbeitsweise einstellen und von zu Hause agieren. Flex Work war zwar kein neues Thema für uns, aber hundert Prozent von zu Hause arbeiten schon. Ich bin stolz, dass mein Team und ich diese bis dahin nicht gekannte Herausforderung gemeinsam erfolgreich gemeistert haben.
Aber ich glaube, dass uns allen nach den vielen Monaten der unmittelbare Austausch untereinander fehlt. Kreativität und Teamarbeit leben eben auch davon, dass man zusammenkommt. Die Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: Warum kommen wir zurück ins Büro? Genau diese Art von New Work gilt es zu gestalten und wieder mit Leben zu füllen. Dies ist zur Zeit eine Herausforderung, vor der meine Kolleg:innen und ich im Bereich Immobilienmanagement stehen.
Wie ist Ströer in Sachen Gender Equality aufgestellt?
Mit dem Thema Geschlechter-Diversität am Arbeitsplatz setzt sich Ströer täglich auseinander und unterstützt verschiedene Initiativen, die Frauen bei der Bindung an den Arbeitsplatz fördern – zum Beispiel durch die Entwicklung von Mentoring- und Sponsoring-Programmen. Diversität bezieht sich aber natürlich nicht nur auf Frauenförderung, sondern betrifft die Vielfalt ganz allgemein.
Welchen Stellenwert hat Ihrer Meinung nach Geschlechtergleichstellung für den Erfolg Ihres Unternehmens?
In Managementpositionen sind Frauen im deutschen Mittelstand oft noch in der Unterzahl. Unternehmen brauchen jedoch die Perspektivenvielfalt und die unterschiedlichen Fähigkeiten, um innovativ zu sein. Vielfalt als Chance zu sehen und zu nutzen, ist heute nicht nur eine Notwendigkeit, sondern gleichzeitig auch ein wichtiger Wettbewerbsvorteil geworden.
Ich bin ein großer Fan von gemischten Teams und versuche in meinem Team einen guten Mix zu halten. Diversität lohnt sich, weil die Verschiedenheit der Beteiligten und deren unterschiedliche Lebenserfahrungen neue Blickwinkel in das eigene Leben sowie Gedankenaustausch bringen.
Sie engagieren sich bei mehreren Initiativen und Vereinen, beispielsweise bei der Initiative Women into Leadership — IWiL, die Frauen in Führungspositionen fördern. Ist es für Sie daher legitim, dass Frauen in Chefetagen gezielt junge Absolventinnen unterstützen?
Die Qualität und die Motivation eines Menschen sind für mich schlussendlich entscheidend. Ich erlebe es jedoch immer wieder, dass sich vor allem junge Frauen Führungspositionen nicht zutrauen, obwohl sie dafür fachlich qualifiziert sind. In diesem Fall stehe ich gerne als Förderin zur Seite und gebe ihnen einen Schubs, der einem gegebenenfalls eine neue Richtung weist, sowie coacht.
Ich engagiere mich daher als Mentorin auch in unserem internen Talentprogramm „JUMP ’n’ grow!“ sowie im Kölner Bündnis „Mit Frauen in Führung“ und begleite und unterstütze engagierte Mitarbeiterinnen, die ihrer Karriere eine deutliche Aufwärtsbewegung geben wollen.
Neben Ihrer Anstellung bei STRÖER sind Sie außerdem Dozentin an der CBS International Business School und daher nahe an den zukünftigen Absolvent:innen dran. Wie motivieren Sie die Studierenden, nach hohen Zielen zu greifen?
Gemeinsam mit Frau Prof. Lisa Fröhlich, Präsidentin der CBS, habe ich den Bachelorstudiengang „Betriebswirtschaft & Management – Immobilienmanagement“ entworfen und akkreditieren lassen, weil ich finde, dass wir einen Nachwuchsmangel in der Immobilienbranche haben. Dies habe ich auch persönlich gemerkt, als ich neue Kolleg:innen für meinen Immobilienbereich bei Ströer gesucht habe.
Neben den fachlichen Inhalten bringe ich dabei auch meine persönlichen Erfahrungen mit ein. Mein Tipp an alle Studierenden: Seid mutig und traut euch! Man darf auch mal zu große Schuhe anprobieren. Wichtig ist, dass man sich an neue Aufgaben herantraut und bereit ist, mehr Verantwortung zu übernehmen sowie sich bei einer sich bietenden Gelegenheit aktiv ins Spiel zu bringen. Es gibt meistens mehr zu gewinnen als zu verlieren. Und außerdem lernt man sowohl bei negativen als auch bei positiven Erfahrungen immer dazu.
In meine Vorlesungen lade ich auch gerne bekannte Gastredner ein, um den Studierenden zusätzliche Impulse mit auf den Weg zu geben und ihnen das Knüpfen von Kontakten zu ermöglichen. Ein gutes Netzwerk kann im Arbeitsleben von Vorteil sein. Man benötigt Förderer, die einen beraten, einem Türen öffnen und so auch eine Weiterentwicklung möglich machen. Das A und O für Studierende sollten dabei immer Neugierde, Offenheit und Prozessverständnis sein.
Haben Sie selbst auch ein Role Model, das Sie besonders beeindruckt (hat)?
Ich lasse mich gerne von Menschen inspirieren, aber ein klassisches ‚Role Model‘ habe ich nicht. Ich schätze jedoch unabhängige Personen, mit denen ich offen über Berufliches sprechen kann. Das gibt mir den nötigen Input, um mich selbst zu reflektieren.
Welche Mitarbeiter:innen suchen sie aktuell und welche Unternehmenskultur können Sie den Bewerber:innen versprechen?
Ströer ist ein Unternehmen, das vielfältige Typen und die unterschiedlichsten Erfahrungen sucht. Offene Stellen finden Interessierte auf unseren Karriereseiten. Grundsätzlich erwarten wir bei Ströer Menschen, die neugierig sind und Spaß daran haben, sich in ständig neue Themenfelder einzuarbeiten und eben auch Ergebnisse zu liefern. Die Bereitschaft, weiter zu lernen sowie Durchhaltevermögen sind gefragt. Es geht uns darum, wie wir es gemeinsam besser machen können und nicht darum lange zu diskutieren, wer was falsch gemacht hat. Zusammenarbeit ist in unserem vielfältigen Unternehmen ein absolutes Muss.
Persönlich lebe ich genau diese Werte. Die persönliche Basis muss von Anfang an stimmen – nicht nur für den Bewerber, sondern auch für mich. Um dies sicherzustellen, gibt es ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren: ein Telefonat mit der Human Resources Abteilung, das erste Kennenlernen mit dem direkten Vorgesetzten, ein zweites Gespräch inklusive Business Case (zur Sicherstellung fachlicher Anforderung) sowie das Kennenlernen einiger Teammitglieder. Ich stelle gerne Kolleg:innen ein, die Charakter haben und keine Mitläufer sind. So schätze ich es auch, wenn ich von meinen Kolleg:innen in meinen Entscheidungen hinterfragt werde und diese ihre Meinungen vertreten, Vorschläge entwickeln und mitdenken. Gemeinsam ist ein Team so viel stärker.
Zum Schluss mal alle Jobfragen beiseite: Was tun Sie, um so richtig abzuschalten?
Zu einer gesunden Work-Life-Balance gehören für mich auch regelmäßige Auszeiten – diese gerne gemeinsam mit meinem Mann. Ein kleiner Ausflug ins Umland, ein gutes Essen, Sport, oder ein Abend mit guten Freunden bei einem Glas Wein. Reisen gehört auch dazu, aber man muss, meiner Meinung nach, nicht immer unbedingt weit wegfahren, um einen Erholungswert zu haben, sondern kann diesen auch in kleinen Alltagsfluchten finden.
Simone Kollmann-Göbels hat in Köln und London BWL studiert und ihre Diplomarbeit bei der REWE Group geschrieben, für die sie anschließend international in der Internen Revision tätig war. Seit 2013 arbeitet sie für die STRÖER Gruppe, zunächst im Aufbau und als Leitung der Revision, dann in der Durchführung von Vorstandsprojekten für den Gründer & Co-CEO und schließlich als Senior Vice President für Einkauf & Immobilien. Außer für Einkauf & Immobilien ist sie dabei auch für die Themen Travel, Fuhrpark, Mobilfunk und Versicherung verantwortlich. Sie ist Dozentin an der CBS in Köln und engagiert sich bei der IWiL (Initiative Women into Leadership) als Mitglied des Matching Komitees, bei Rotary, bei Frauen in Führung (Programm von Oberbürgermeisterin Reker in Köln) als Mentorin und bei FidAR (Frauen in den Aufsichtsrat).