Thierschhoersaal der Technischen Universitaet Muenchen ; Ort: Technische Universitaet Muenchen, Arcisstraße 21, 80333 Muenchen,  Datum: 08.10.2020 ; Copyright: Uli Benz / TUM ; Verwendung: Frei fuer Berichterstattung ueber die TU Muenchen unter Nennung des Copyrights / Free for use in reporting on TUM, with the copyright noted.
Dreimal in Folge wurde die Technische Universität München als eine von Deutschlands Top-Universitäten ausgezeichnet, Foto: Uli Benz / TUM

Das BWL-Studium mit einem technischen Fokus vertiefen

Viele Universitäten bieten Masterstudiengänge im Bereich Betriebswirtschaftslehre (BWL) an. Doch welche Hochschule bereitet Studierende optimal auf die Herausforderungen der Praxis vor – insbesondere angesichts neuer Technologien wie Künstlicher Intelligenz, die zunehmend Bereiche der Wirtschaftsprüfung durchdringen? Um diese Frage zu beantworten, haben wir mit Professor Dr. Jürgen Ernstberger von der Technischen Universität München gesprochen. Er erklärt, warum es sinnvoll sein kann, nach dem Bachelor ein vertiefendes Masterstudium mit Technik-Fokus zu absolvieren – und weshalb der kompetente Umgang mit innovativen Technologien in Bereichen wie Finance, Accounting und Taxation heute unverzichtbar ist.

 

Wie bereiten Sie Master-Studierende auf die Aufgabenfelder in Audit, Tax oder Advisory  vor?
Die TUM School of Management bringt Management und Technologie zusammen. Diese Kombination wird in den genannten Aufgabenfeldern immer wichtiger. Studierende benötigen nicht nur Kompetenzen im Bereich Accounting und Tax. Sie müssen auch ein tiefgehendes Verständnis neuer Technologien wie KI, Internet of Things (IoT), Process Mining und Robotic Process Automation (RPA) sowie von Geschäftsprozessen und Geschäftsmodellen haben. Deshalb absolvieren alle Studierenden ein selbst gewähltes Technikfach (zum Beispiel zu Informatik, Computer Engineering, Digital Technologies, Chemie, Maschinenbau), bei dem sie auch die Fachsprache der Informatiker bzw. Ingenieure lernen.

Im Accounting bieten wir ein Modul zur Konzernrechnungslegung und den International Financial Reporting Standards an. Darin wird auch auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung eingegangen. Darauf aufbauend können sich Studierende in Seminaren zu aktuellen Themen spezialisieren und ihre theoretischen Kenntnisse im Rahmen eines Projektstudiums zusammen mit einem Praxispartner anwenden.

Welche Kompetenzfelder sollte man zukünftig abdecken können, um Karriere bei WP-Gesellschaften zu machen?
Aus meiner Sicht braucht es auch in Zeiten von KI weiterhin ein breites Wissen zu den nationalen und internationalen Rechnungslegungsnormen, zur Prüfungsmethodik und zu den Prüfungsstandards. Auch die umfangreichen Regelungen im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung sollte man beherrschen. Künftig werden aber noch wichtiger die Fähigkeit zur intelligenten Nutzung von KI, insbesondere für Datenanalysen sowie Soft Skills wie Kommunikationskompetenz, analytische Fähigkeiten und ein Verständnis für Zusammenhänge.

♥ Der Bachelorstudiengang Management and Technology (TUM-BWL) bietet ein anspruchsvolles Betriebswirtschaftsstudium (70%) in Kombination mit Technik mit dem Schwerpunkt „Digital Technologies“ (30%).
Foto: Astrid Eckert / TUM

♥ TUM Finance and Accounting Selected Talents (TUMfast) ist ein Fördernetzwerk für herausragende Studierende der TUM School of Management mit Interesse an den Bereichen Finance, Accounting und Controlling. Es bereitet durch Workshops und Vorträge auf den Berufseinstieg vor.
Foto: Astrid Eckert / TUM

♥ Die TU München ist sehr international aufgestellt: 45% ihrer Studierenden kommen aus dem Ausland. Außerdem unterstützt sie Auslandsaufenthalte über Programme wie  Ersamus+, TUMexchange und ATHENS.
Foto: Uli Benz / TUM

Gibt es studentische Initiativen, bei denen man sich engagieren kann und die Sie empfehlen möchten oder regelmäßige Jahresveranstaltungen mit hohem Stellenwert?
An der TUM gibt es circa 180 Student Clubs beziehungsweise studentische Initiativen in Bereichen wie Networking, Kultur, Nachhaltigkeit, Entrepreneurship und Technologie. Darunter so interessante wie TUM Hyperloop, TUM Boring und TUfast, die schon weltweite Wettbewerbe gewonnen haben. Auch TUM.ai, Academy Consult, 180 Degrees Consulting, Quant Finance Club, TU Investment Club, TUM Business Club, Family Business Club und der Munich Finance Circle könnten für die Zielgruppe spannend sein. An der TUM organisieren Studierende im Rahmen der TUM Speaker Series auch Vorträge mit herausragenden Persönlichkeiten wie Bill Gates, Sam Altman, Eric Schmidt, Kofi Annan oder George Soros. Jährlich findet das Münchner Management Kolloquium statt, bei dem Vorstände von DAX-Unternehmen und sonstige bekannte Persönlichkeiten zu aktuellen Themen diskutieren.

Die Nutzung neuer Technologien spielt in der Praxis eine immer größere Rolle. Welchen Zugang zu Themen im Bereich der KI haben Sie als Lehrstuhl?
Zunächst unterstützt die TUM Studierende beim Zugang zu KI Tools: alle erhalten kostenlosen Zugang zu Microsoft Copilot inklusive ChatGPT und zu Grammarly. Da die meisten unserer Studierenden mittlerweile Informatik oder Digital Technologies als Schwerpunkt wählen, haben sie wichtige Kompetenzen in der Nutzung von KI und können programmieren. Daneben gibt es unzählige Seminare, Wahlveranstaltungen und Projektwochen zu Themen wie KI, Blockchain, IoT und Sensorik, ClimTech, Metaversum, Data Science, Design Science oder Circular Economy. An unserem Lehrstuhl beschäftigen wir uns im Rahmen von Abschlussarbeiten und Projektarbeiten mit KI-Themen, verwenden KI-Methoden in Forschungsprojekten und implementieren derzeit die Nutzung von KI-Tools wie persönliche E-Tutoren oder ChatBots in der Lehre.

Für Menschen, die bereits Berufserfahrungen gesammelt haben, bieten Sie sehr interessante Weiterbildungsmöglichkeiten an. Bitte umreißen Sie Ihr Angebot doch einmal für unsere Leserschaft.
Wir bieten drei Executive MBA-Programme an für Interessierte mit langjähriger Berufserfahrung: dies sind ein EMBA in General Management, ein EMBA in Innovation and Business Creation und ein EMBA in Business and IT.

Daneben bietet das TUM Institute for Lifelong Learning verschiede Zertifikatsprogramme unter anderem in den Bereichen AI & Data Security, Enterprise Risk Management, Betriebs- und Lieferkettenmanagement, Financial and Risk Management oder als Private Equity Analyst an. Schließlich kann man auch maßgeschneiderte In-House-Schulungen und Weiterbildungen dort buchen.

Picture of Prof. Dr. Jürgen Ernstberger

Prof. Dr. Jürgen Ernstberger

Prof. Ernstberger (*1975) forscht in den Bereichen Externe Rechnungslegung, Wirtschafts­prüfung, Corporate Social Responsibility und Corporate Governance. Er beschäftigt sich mit den Wirkungen von Rechnungslegung auf Unternehmensentscheidungen, aktuellen Entwicklungen in der Wirtschaftsprüfung und der Analyse der Berichterstattung im Bereich der Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility. 2014 wurde er zum Full Professor für Financial Accounting an der TUM School of Management berufen.

Welches ist der besondere Ansatz Ihrer Universität und welcher Nutzen ergibt sich für die Teilnehmerschaft?
Die TUM School of Management verfolgt einen einzigartigen Ansatz, der sich durch die enge Verbindung von Management und Technologie auszeichnet. Diese Verbindung ermöglicht es, Führungskräfte auszubilden, die sowohl in betriebswirtschaftlichen als auch in technischen Bereichen kompetent sind. Diese Interdisziplinarität verbindet Management, Ingenieurwissenschaften sowie Natur- und Lebenswissenschaften und bereitet die Studierenden umfassend auf die Herausforderungen der modernen Wirtschaft vor. Zudem haben alle Studierenden Zugang zu einem breiten Netzwerk von Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Start-ups. Die UnternehmerTUM kann zum Beispiel alle Stufen der Unternehmensgründung von der Ideenfindung über das Fundraising bis hin zur Hochskalierung abbilden.

Die TUM School of Management ist Teil der Exzellenzuniversität TUM und gehört zu den wenigen Business Schools weltweit mit der renommierten Triple Crown Akkreditierung (AMBA, EQUIS, AACSB), was für höchste Qualität in der Managementausbildung steht. Die School bietet durch ihre Standorte in München, Heilbronn, Straubing und Weihenstephan vielfältige thematische Studienmöglichkeiten und steht in allen relevanten Rankings regelmäßig an erster Stelle in Deutschland.

In welchen Bereichen bietet Ihr Lehrstuhl praxisnahe Bachelor-/Masterarbeiten an, die in Kooperation mit WP-Gesellschaften absolviert werden könnten?
Bei uns am Lehrstuhl für Financial Accounting an der TUM School of Management ist es möglich, praxisnahe Abschlussarbeiten zu verfassen. Dies kann zu den aktuellen Entwicklungen im Bereich der nationalen sowie internationalen Rechnungslegung sowie der Nachhaltigkeitsberichterstattung sein. Darüber hinaus sind auch die Digitalisierung der Wirtschaftsprüfung, die Automatisierung von Geschäftsprozessen sowie der Einsatz von KI-Tools in Unternehmen Themen, die wir stetig begleiten. Es kommt auch regelmäßig vor, dass Abschlussarbeiten in einer praxisrelevanten Veröffentlichung zusammen mit Mitarbeitenden des Lehrstuhls münden. Neben den Abschlussarbeiten haben wir – wie bereits erwähnt – auch das Format eines Projektstudiums, bei dem Studierendenteam über drei bis sechs Monate aktuelle Projekte in Kooperation mit Praxispartnern bearbeiten.

Zu guter Letzt: Warum sind für Sie persönlich die Aufgabenfelder der WP-Gesellschaften auch zukünftig reizvoll?
Die Wirtschaftsprüfung hat eine zentrale Rolle für die Funktionsfähigkeit unseres Wirtschaftssystems. Ohne zuverlässige Daten wären Kapitalgeber kaum bereit, ihr Geld Unternehmen oder Start-ups zur Verfügung zu stellen.

Die Aufgaben einer Wirtschaftsprüferin bzw. eines Wirtschaftsprüfers sind extrem abwechslungsreich. Sie analysieren Finanzdaten, bewerten Geschäftsprozesse und identifizieren Risiken, was ein tiefes Verständnis der Unternehmensstruktur und -strategie ermöglicht. Außerdem arbeiten Wirtschaftsprüfer eng mit den Führungskräften und Entscheidern der Unternehmen zusammen. Diese Nähe bietet die Möglichkeit, strategische Einblicke zu gewinnen und an wichtigen Entscheidungsprozessen teilzunehmen. Schließlich bietet der Beruf vielfältige Tätigkeitsfelder, von der Prüfung von Jahresabschlüssen über die Beratung in steuerlichen Angelegenheiten bis hin zur Unternehmensbewertung und -beratung, was für ein abwechslungsreiches und spannendes Arbeitsumfeld sorgt.

Prof. Dr. Jürgen Ernstberger, Technische Universität München, TUM School of Management, Lehrstuhl für Financial Accounting

Bachelor-Programm
Bachelor of Science (B.Sc.) Management and Technology (am Campus München)
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