In der Finanzbranche sind Frauen in Top-Positionen (noch) nicht allzu häufig anzutreffen. Dr. Kerstin Grünberg ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass weibliche Führung auch in einer zahlengetriebenen Branche zu großem Erfolg führen kann: Seit mehr als 17 Jahren Geschäftsführerin der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft AWADO, setzt sie auf unternehmerisches Denken, fachliche Exzellenz und eine empathische Teamführung.
Frau Dr. Grünberg, Sie sind von einer der Big4 zu AWADO gewechselt. Spüren Sie ein stärkeres Gefühl von Purpose bei einem kleineren, vor allem genossenschaftlichen Wirtschaftsprüfer?
Sinnstiftung war definitiv ein Faktor, der mich zur AWADO geführt hat. 2005 lernte ich eher durch Zufall den Genossenschaftsverband kennen, zu welchem damals eine ganz kleine Wirtschaftsprüfergesellschaft gehörte, die aufgebaut werden sollte. Da ich immer schon gerne neue Herausforderungen angenommen habe, war ich von der Idee, dabei zu sein, sofort begeistert. Nach Jahren eigener positiver Entwicklung, aber auch durch kleinere Fusionen, wurden wir dann schließlich zu der AWADO, die wir heute sind.
Der genossenschaftliche Gedanke – Gemeinschaftssinn, Vertrauen, Ehrlichkeit, Nähe, der Umgang auf Augenhöhe – ist dabei etwas, hinter dem ich voll stehe. Diese Gedanken sind in unserer Verbandsfamilie sehr stark zu spüren. Und ja, mir war und ist auch heute noch wichtig, dass ich mich in meinem Job verwirklichen kann – und dafür müssen die Leitgedanken eines Unternehmens mit meinen persönlichen übereinstimmen.
Als ich damals angefangen habe, hatte die AWADO fast keine eigenen Mitarbeiter:innen, mittlerweile sind wir 110 und gehören zu den Größeren der Wirtschaftsprüfungsbranche. Wir haben nach und nach unsere Arbeitgebermarke entwickelt; da steckt viel Idealismus dahinter, um das Leitbild herauszuarbeiten und dieses Leitbild auch täglich zu leben.
Heute kann ich rückblickend sagen: Ich habe eine kleine Pflanze vorgefunden, die man groß machen konnte. Dabei habe ich das große Glück gehabt, dies mit Menschen wie etwa meinem langjährigen Geschäftsführerkollegen Jan B. Töppe machen zu dürfen. Dieser Weg erfüllt mich mit großem Stolz.
Wussten Sie schon immer, dass Sie eine leitende Aufgabe verantworten wollten?
Ja, ich wollte immer schon in einem kaufmännischen Beruf etwas bewegen. Nach meiner Ausbildung und dem Fachhochschulstudium bekam ich die Gelegenheit, an der Uni in Rostock auch noch BWL zu studieren und danach das Angebot, am Lehrstuhl Mathematik, Kybernetik, Informatik zu promovieren.
Heute ist das leichter möglich, bei mir darf man den Zeitfaktor nicht vergessen: Nicht jede Entscheidung hing von mir ab, sondern auch von den politischen Rahmenbedingungen in der DDR. Als ich meine große Liebe zur Wirtschaftsprüfung entdeckt habe, hätte ich nicht gedacht, meine Promotion noch beenden zu können. Es kam unerwartet anders und ich habe gleich mehrere Gelegenheiten gleichzeitig ergriffen.
Daraus resultiert auch mein Ratschlag für alle jungen Absolvent:innen: Habt keine Angst vor Herausforderungen, habt Kampfgeist und gebt nicht gleich auf, wenn der Weg mal nicht gerade verläuft. Manche Dinge brauchen Zeit, auch die Karriere. Man muss sich natürlich nicht zwingen, in einem Job zu bleiben, aber hin und wieder ist es gut, einfach mal die Zähne zusammenzubeißen und Geduld zu haben. Oft lernt man aus den schwierigen Situationen besonders fürs Leben. Also keine Sorge, wenn man noch nicht weiß, was man in 10 Jahren erreicht haben möchte.
„New Work“ ist der Begriff, der den Wandel der Arbeitswelt beschreibt. Wie stehen Sie dazu?
Was New Work betrifft, waren wir schon immer sehr fortschrittlich. In der Regel erfolgt unsere Arbeit naturgemäß vor Ort bei Mandant:innen, aber auch vor der Pandemie haben wir so gut wie möglich auf persönliche Belange Rücksicht genommen und Home Office ermöglicht. Auch jetzt wird es keine Rückkehr zur überwiegenden Reisetätigkeit geben, da wir an all unseren Standorten New Work weiter ausbauen. Das reicht von mobilem Arbeiten bis zu modernen Arbeitsplätzen mit Ruhebereichen, digitalen Kommunikationsmöglichkeiten und mehr – nur den Strand haben wir noch nicht eingeplant (lacht).
Personalreferentin Sandra Schrell gibt dir hier Tipps für deine Bewerbung bei AWADO.
Sie legen zusätzlich Wert auf ein empathisches Miteinander, getreu Ihres Mottos „faire Partnerschaft auf Augenhöhe“.
Richtig! Wir haben dafür sogar fünf Gebote formuliert – unsere Leitideen. Dort haben wir festgelegt, nach welchen Prinzipien wir für das Wohl unserer Mitarbeitenden und unserer Mandantenschaft sorgen. Diese setzen wir auch praktisch um. Unseren Mitarbeiter:innen bieten wir etwa flexible Arbeitszeiten, stetige Fortbildungsmöglichkeiten und einen besonders fairen Umgang im Miteinander. Das ist deshalb für uns fundamental wichtig, weil die Wirtschaftsprüfung eine hochspezialisierte Teamleistung ist, bei der man sehr gemeinschaftlich und interdisziplinär zusammenarbeiten muss. Durch unsere großartige Teamkultur stellen wir letztlich auch sicher, dass wir unsere Mandant:innen effizient und pragmatisch mit maßgeschneiderten Lösungen betreuen können.
Unsere Female Leadership-Ausgabe steht im Zeichen der Diversität und spricht vor allem junge Frauen an. Gibt es gezielte Programme bei AWADO, die speziell Frauen auf ihrem Karriereweg unterstützen?
Alle Geschlechter haben bei AWADO die gleichen Chancen, das lag mir schon immer am Herzen. Das beginnt bei einer gesunden Mischung bei unseren Führungskräften, denn Gleichberechtigung ist für uns absolute Normalität. Innerhalb der Verbandsfamilie, zu der auch wir gehören, gibt es das Programm „Women Up!“ – dies ist eine Initiative, bei der sich Frauen einbringen und Unterstützung für ihre Karriereplanung holen können. Wir bei AWADO stellen allen neuen Mitarbeitenden zudem in der Startphase Mentor:innen an die Seite, die nicht Vorgesetzte sind, damit die Einarbeitung auf Augenhöhe stattfinden kann.
Apropos neue Mitarbeitende: Gibt es die Möglichkeit, bei AWADO mit einem BWL-Studium auch in einem anderen Bereich als in die Prüfung einzusteigen?
Ja klar! (lacht) Es gibt selbstverständlich für Betriebswirt:innen und natürlich auch MINT-Absolvent:innen und alle, die ein hohes Maß an analytischen Fähigkeiten mitbringen, viele Wege.
Der klassische Pfad ist natürlich derjenige in der Wirtschaftsprüfung, der in seiner Attraktivität übrigens oft unterschätzt wird – auch dahinter steckt heute ja viel mehr. Es gibt allein dort eine Vielzahl von Spezialisierungsmöglichkeiten sowohl in der Prüfung als auch in der Beratung – zum Beispiel in den Bereichen IT, Nachhaltigkeit, Compliance, Interne Revision, Steuern und vielen mehr.
Abgesehen von der Wirtschaftsprüfung gibt es bei AWADO aber auch andere Bereiche wie etwa unser Auftragsmanagement, Controlling, Qualitätssicherung, Vertriebsunterstützung oder Kommunikationsmanagement. Auch hier bestehen Chancen für diejenigen, die sich fachlich umorientieren oder spezialisieren möchten. Auch in diesen Bereichen helfen wir unseren Mitarbeitenden, ihre Ziele langfristig zu erreichen. Mit unserem Programm „Let`s Grow“ treten wir dazu mit ihnen in einen Entwicklungsdialog und begleiten sie ab dem Start auf ihrem Karriereweg, sei es durch die Festlegung individueller Entwicklungsziele, regelmäßige Feedbackgespräche oder eine transparente Beförderungssystematik.
Als sehr gutes Beispiel fällt mir an dem Punkte unsere Kollegin Stefanie Langanke ein. Sie kam nämlich aus einem Handelsunternehmen zu uns und leitet heute das Team „Organisation und Finanzen“, welches sie gemeinsam mit uns aufgebaut hat. Mein Fazit ist deshalb, dass ich jedem jungen Menschen raten würde, sich einmal bei AWADO umzusehen – einfach weil wir viele Möglichkeiten für persönliche und fachliche Weiterentwicklungen bieten.
Personalreferentin Sandra Schrell gibt dir hier Tipps für deine Bewerbung bei AWADO.