Studentische Vereinigung
Der Einstieg in das Berufsfeld Marketing gelingt typischerweise über ein wirtschaftswissenschaftliches Studium und ein Trainee-Programm. Beste Chancen haben diejenigen, die über erste Praxis-Erfahrungen und Kontakte in die Branche verfügen. Aber wie bekommt man die als Student? Ein Erfahrungsbericht von Gerald Herde.
Laut Statista waren im vergangenen Jahr über 400.000 Personen in Deutschland im Bereich Marketing und Werbung beschäftigt, davon rund 10.000 in Führungspositionen. Gerade für letztere werden von den Unternehmen hauptsächlich Akademiker eingesetzt, die Marketingkampagnen strategisch planen und organisieren können.
Am Anfang steht also ein Studium, idealerweise im Bereich der Wirtschaftswissenschaften oder aber der Kommunikations- und Sozialwissenschaften. Doch allein das Besuchen der Vorlesungen und Seminare und das Bestehen der Prüfungen reichen meist nicht aus, um bei der Jobsuche ausreichend auf sich aufmerksam zu machen. Gefordert werden erste eigene Praxiserfahrungen, anwendbares Branchenwissen und ein gewisses Maß an selbstständigem Handeln.
Aus diesem Grund haben Studierende im Jahr 1981 den Verein „MTP – Marketing zwischen Theorie und Praxis e.V.“ gegründet. Den Vereinsmitgliedern wird in Vorträgen, Beratungsprojekten und Trainings der praktische Teil der Marketingausbildung näher gebracht, den die Hochschulen trotz zunehmender Berufsorientierung meist nicht ausreichend leisten können. Zugleich erhalten die Studierenden in Workshops und Beratungsprojekten die Möglichkeit, ihre eigenen Ideen einzubringen und bekommen dabei direktes Feedback von Berufspraktikern. Diese wiederum freuen sich über frische Ansätze der jungen Generation. Nicht ohne Grund lautet das Motto des Vereins „Marketing leben“. MTP versteht sich als generationsübergreifendes Netzwerk, in dem sich die über 3.500 Mitglieder an 18 Hochschulstandorten untereinander, mit Wissenschaftlern, vor allem aber auch mit Unternehmen austauschen.
Wer in einer solchen Initiative über längere Zeit aktiv mitgearbeitet und bestenfalls auch viel mitgestaltet hat, verfügt über deutlich bessere Möglichkeiten bei der Suche nach dem Traumjob als diejenigen, die kein außeruniversitäres Engagement vorweisen können. Inzwischen sind zahlreiche Alumni-Mitglieder von MTP in bekannten Unternehmen tätig, häufig in Führungspositionen im Marketing, in der Unternehmenskommunikation und in der Beratung.
Aber auch wenn ich mit dem Engagement in einer Studenteninitiative glänzen kann, stellt sich natürlich die Frage, wie erkenne ich in der Bewerbungsphase, ob ein Stellenangebot für mich geeignet ist? Welcher Berufseinstieg bringt mich tatsächlich weiter in der Karriereplanung? Worauf sollte ich im Bewerbungsgespräch achten?
Varlik Akgöz, Personalreferent eines IT-Beratungsunternehmens, berichtet aus seiner täglichen Praxis: „Ein gutes Traineeprogramm wird in den Vorstellungsgesprächen vom Arbeitgeber erläutert, somit hat der Bewerber bereits dort die Gelegenheit, konkrete Fragen zu stellen, wie das Traineeprogramm genau aussieht. Beispielsweise: Wann wird aus dem Bereich Marketing auch mal in einen anderen gewechselt, gibt es genaue Zeiträume, Standortwechsel oder Auslandseinsätze?“ Wichtig sei auch, ob bereits an den ersten Arbeitstagen Schulungen, Weiterbildungen sowie ein definierter Prozess der Einarbeitung vorgesehen sind.
Weitere offene Fragen wären: Gibt es einen Mentor oder einen Paten, der einem insbesondere in der Anfangsphase im Unternehmen Hilfestellung gibt? Dieser sollte nicht nur für die Integration zuständig sein, sondern auch die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen vorstellen und fachlich weiterhelfen können. Ein weiterer wichtiger Punkt wäre, dass es gerade in den ersten Wochen ausreichend Feedback von Seiten des Unternehmens gibt. Der Vorgesetzte sollte seinem neuen Mitarbeiter mitteilen, was die Ziele, Erwartungen und Weiterentwicklungen an ihn oder sie sind. Besonders gern gibt Varlik Akgöz, der selbst MTP-Mitglied ist, im Netzwerk engagierten Absolventen die Chance auf einen Berufseinstieg im Marketing, Vertrieb, Geschäftsentwicklung sowie in der IT-Beratung.
„Wer in einem Verein wie MTP aktiv ist, hat erfahrungsgemäß keine größeren Probleme beim Berufsstart, insbesondere bei der Umsetzung des im Studium Gelernten. Die oft beträchtliche Lücke zwischen Theorie und Praxis ist hier bestens ausgefüllt.“ Auch die üblicherweise vorhandenen Kenntnisse im professionellen E-Mail-Verkehr, der allgemeinen Ansprache von Unternehmenskontakten, moderner Präsentationstechniken sowie des Führens von selbstbewussten, aber nicht überheblichen Kundengesprächen prädestinieren engagierte MTP-Mitglieder für interessante Positionen.
Wer eine erfolgreiche Tätigkeit im Marketing Management anstrebt, sollte auch das häufig unterschätzte Thema Vertrieb nicht vergessen, mit dem sich Absolventen oft schwer tun. Relevante Erfahrungen beim Produktverkauf sowie bei der Akquise von Geschäftspartnern oder Sponsoren sind unerlässliche Voraussetzungen. Auch hier haben MTP-Mitglieder einen signifikanten Vorsprung gegenüber vielen anderen Bewerbern. Denn der Verein verfügt seit dem Jahr 2001 über eine eigene Weiterbildungsakademie. Im MTP TrainingDepartment lehren über 50 Vereinsmitglieder als Trainer verschiedenste Bereiche wie Projektmanagement, Rhetorik und eben auch Akquise.
Eine erfahrene Vertriebs- und Akquisetrainerin ist Fabienne Laurent. Sie bestätigt die Schwierigkeiten vieler Berufseinsteiger, die Perspektive zu wechseln und sich auf die Interessen des Arbeitgebers zu konzentrieren. Wie muss ich, daraus abgeleitet, ein Produkt, ein Angebot und die Ansprache aufbauen, damit es für das Unternehmen interessant ist? „Diesen Perspektivwechsel versuchen wir natürlich im Training abzubilden und eben die Interessen der Unternehmen und die Vorteile für diese bei einer Zusammenarbeit herauszuarbeiten. Allerdings stecken viele Studenten vielleicht noch ein Stück weit gedanklich in ihrem Universitätsalltag und der wissenschaftlichen Arbeit oder haben noch nicht genug praktische Erfahrungen gesammelt.“
Es komme in Trainings auch vor, dass Studenten das Gefühl haben, dem Unternehmen etwas „verkaufen“ zu müssen. An der Stelle sei es wichtig, gemeinsam zu klären, dass eine Zusammenarbeit für beide Seiten eine Bereicherung ist und keine Seite einer anderen etwas „aufschwatzt“. Die Trainings und praktischen Erfahrungen geben unerfahrenen Studenten dabei das nötige Selbstvertrauen gegenüber großen Firmen. Denn der Bereich Sales sei für den Unternehmenserfolg von elementarer Bedeutung. „Er wird nicht umsonst auch gerne als Motor des Unternehmens bezeichnet“, betont Fabienne Laurent.
‚Ohne Sales kein Marketing – ohne Marketing kein Sales‘, diese Erkenntnis sollte kein angehender Marketing Manager vergessen. Dann kann eine hoffnungsvolle Karriere ihren Weg nehmen!
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