Geprägt von Digitalisierung, Big Data und Künstlicher Intelligenz befindet sich die Wirtschaftsprüfung in einem tiefgreifenden Wandel. Für Berufseinsteigende ergeben sich dadurch spannende Möglichkeiten, können sie doch diese Zukunft aktiv mitgestalten. Alexey Weizmann, Director im Bereich Audit & Assurance bei Deloitte und Geschäftsführer der Deloitte Audit Analytics GmbH, zeigt, wie MINT-Absolvent:innen entscheidend zur Transformation der Wirtschaftsprüfung beitragen und warum Innovation zur DNA der Firma gehört.
Herr Weizmann, Sie sind Director in FSI Audit & Assurance. Spulen Sie doch bitte einmal zu Ihren Anfängen zurück.
Gerne. Während meines Mathematikstudiums hatte ich eine Werkstudentenstelle bei der Eurex. So konnte ich schon früh meine theoretischen Kenntnisse unmittelbar in der Praxis anwenden. Nach Stationen in der Produktentwicklung und Bewertungsprüfung bei KPMG sowie einem Wechsel zu Union Investment, wo ich meine Führungskompetenzen vertiefte, entschied ich mich bewusst für Deloitte. Ausschlaggebend war ein innovatives Projekt namens DNAV – eine neue Prüfungssoftware speziell für Investments und Fonds – das mir die Möglichkeit bot, mein finanzmathematisches Know-how und meine Ideen direkt einzubringen.
Um in die Gegenwart zu springen: Heute leite ich Bewertungsprüfungen für Finanzinstrumente sowie Prüfungen des quantitativen Risikomanagements für unsere Mandanten in den Bereichen Financial Services, Banken, Versicherungen und Industrie. Zusätzlich bin ich Geschäftsführer der Deloitte Audit Analytics GmbH, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft von Deloitte, die sich auf innovative Softwareprodukte spezialisiert hat.
Wirtschaftsprüfung wird oft mit klassischem Finanz- und Rechnungswesen assoziiert. Warum ist die Einbindung von MINT-Absolvent:innen in diesem Bereich heutzutage so bedeutsam?
Die Wirtschaftsprüfung befindet sich, ebenso wie die Welt um uns herum, seit Jahren in einem starken digitalen Wandel. Neue Technologien haben ihren Einzug auch in die Systeme unserer Mandanten gefunden. MINT-Absolvent:innen als Spezialist:innen sind deshalb mittlerweile ein essenzieller Bestandteil des Prüfungsteams. Um es ganz praktisch zu erläutern:
Sowohl unseren Mandanten als auch uns stehen durch die Digitalisierung große Datenmengen zur Verfügung, die geladen, verarbeitet und analysiert werden müssen. MINT-Absolvent:innen bringen dabei ihre Fähigkeiten in Statistik, Datenanalyse und Modellierung ein, um Muster und Anomalien zu erkennen.
„MINT-Know-how spielt eine sehr wichtige und integrative Rolle bei Deloitte“
Darüber hinaus unterstützen sie uns bei der technologischen Transformation, indem Kolleg:innen mit MINT-Background aktuelle Technologien wie KI und maschinelles Lernen in unseren Prüfungsalltag integrieren. Und auch die Blockchain-Technologie findet ihren Weg in die Prüfung, da unsere Mandanten die Investitionen in Tokenized Assets – seien es Kryptowährungen, digitale Bonds oder NFTs – ausloten, beziehungsweise forcieren.
Diese Themenvielfalt deutet darauf hin, dass Deloitte dem digitalen Wandel mit sehr großer Innovationsbereitschaft begegnet?
Dies ist ganz sicher so. Innovation ist Teil unserer DNA. Wie zeigt sich dies? Beispielsweise dadurch, dass wir neben der Standardisierung und Automatisierung von Prozessen und Abläufen auch immer daran arbeiten, innovative Technologien zum Nutzen unserer Mitarbeitenden und Mandanten weiterzuentwickeln. Dadurch bauen wir unsere Marktposition als Technology Leader im Bereich Wirtschaftsprüfung kontinuierlich aus.
Deloitte verfolgt konsequent seine Weiterentwicklung zur „AI Fueled Company“ – für 2030 haben wir uns auf globaler Ebene hohe Ziele im Bereich GenAI gesteckt. In Deutschland haben wir etwa innerhalb von Audit & Assurance dezidierte Teams gebildet, die als Innovation-Hub agieren und unsere Transformation weiter vorantreiben.
„Wir unterstützen Talente umfangreich bei der fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung“
Welche Rolle spielt denn die MINT-Expertise im Innovation-Hub?
Unsere MINT-Spezialist:innen haben dabei eine sehr wichtige und integrative Rolle. In diesem Hub werden in enger Zusammenarbeit zwischen dem Business- und unserem Innovation-Team Konzeptideen zur Unterstützung automatisierter Prüfungen ausgearbeitet und vom Innovation-Team zur Produktionsreife gebracht und implementiert. Mein Team besteht zum Beispiel aus Kolleg:innen mit Mathematik-, Physik- und IT-Hintergrund. Darüber hinaus haben wir innovative Technologien bereits in unsere Value Chain integriert und nutzen Big Data sowie KI zur Datenanalyse und um Entwürfe von Prüfungsdokumenten zu erstellen – immer nach dem Motto: „Data is key to success“!
Ein Beispiel für unsere enge und erfolgreiche Zusammenarbeit ist das Prüfungstool DNAV, welches uns eine automatisierte Vollprüfung der Mandantenportfolios ermöglicht. Die Entwicklung dieses Tools erforderte eine umfassende internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit: Wirtschaftsprüfer:innen definierten die notwendigen Prüfungshandlungen, während Business-Analyst:innen das Set von Mandantendaten festlegten, die für die Prüfanforderungen erforderlich sind. Sie erstellten zudem die Anforderungsdokumentation, die von IT-Spezialist:innen in Code umgesetzt wurde. Gleichzeitig arbeitete mein Team an der Definition der Modelle für die Bewertungsengine. In einer mehrmonatigen internationalen Zusammenarbeit entstand so ein Tool, welches mit dem Audit Innovation Award 2020 ausgezeichnet wurde – dies ist ein starkes Zeichen unseres Erfolgs.
„Deloitte bietet viel Raum für kreative Ansätze an der Schnittstelle von Technologie, Finanzen und Prüfung sowie Beratung“
Welche Entwicklungen und Herausforderungen sehen Sie generell für die Wirtschaftsprüfung der Zukunft?
Ein wichtiger Aspekt wird meiner Einschätzung nach der Einsatz von KI in der Prüfung sein. KI kann Routineaufgaben übernehmen und Unregelmäßigkeiten und Risiken proaktiv identifizieren, zum Beispiel Fehler in Buchungen. Wir als Prüfende werden uns dadurch verstärkt auf die Interpretation der aufgedeckten Auffälligkeiten fokussieren.
Darüber hinaus wird die Prüfung von KI-Algorithmen unserer Mandantschaft in den nächsten Jahren deutlich an Relevanz gewinnen. Weiterhin könnten die Blockchain-Technologie und Smart Contracts die Art und Weise, wie Transaktionen geprüft werden, revolutionieren, indem sie Transparenz und Nachverfolgbarkeit auf eine völlig neue Ebene heben.
Zudem gehe ich davon aus, dass sich die Wirtschaftsprüfung in Bezug auf FSI Mandate, im Speziellen Fonds et cetera, in Richtung Echtzeit-Berichterstattung entwickeln wird: Anstatt auf jährliche Berichte zu warten, könnten Prüfungen kontinuierlich durchgeführt werden, unterstützt durch laufende Datenströme und Überwachungssysteme. Einen bedeutenden Schritt in diese Richtung hat Deloitte mit DNAV bereits gemacht.
Hoher Innovationsgrad in der Wirtschaftsprüfung
Diese 3 Punkte sprechen für Deloitte:
- Eine dynamische Innovationskultur, in der die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Fokus steht.
- Spezialisierte Trainingsprogramme und der Zugang zu modernen Technologien fördern die berufliche und persönliche Entwicklung.
- Internationalität, spannende Karrierepfade und eine wertschätzende Kultur für die Vielfalt der Talente.
Deloitte ist ein globaler Player. Wie können Berufseinsteiger:innen von dieser internationalen Ausrichtung in Hinblick auf ihre persönliche Weiterentwicklung profitieren?
Deloitte bietet vielfältige Möglichkeiten für internationale Erfahrungen und persönliche Entwicklung. Mitarbeitende haben die Option, sich in eine Deloitte-Niederlassung im Ausland entsenden zu lassen, wobei sowohl kurzfristige als auch langfristige Auslandseinsätze möglich sind. Aber auch, wer nicht ins Ausland geht, bekommt zahlreiche Möglichkeiten, international zu arbeiten.
Viele Projekte werden auf internationaler Ebene durchgeführt. Dadurch ergeben sich immer Gelegenheiten, mit Kolleg:innen aus dem Ausland zu arbeiten und sich auszutauschen. Um die fachliche und persönliche Weiterentwicklung zu fördern, steht ein umfassendes Learning & Development-Programm zur Verfügung. Dieses beinhaltet nationale und internationale Entwicklungsangebote, die zum Teil am Campus der Deloitte University in Paris stattfinden. Dort profitieren Kolleg:innen von erstklassigen Trainings, einem funktions- und länderübergreifenden Austausch, ausgewählten Referierenden und topaktuellen Themen.
Welche Skillsets wünschen Sie sich bei MINT-Absolvent:innen?
Die Herausforderungen der Zukunft werden zunehmend an interdisziplinären Schnittstellen bewältigt. Besonders gefragt sind IT-Spezialist:innen, welche den Nutzen im Umgang mit aktuellen Technologien – zum Beispiel Cloud, KI und Blockchain – für sich bereits erschlossen haben. Wir suchen aber auch Software Developer, die uns bei unseren Innovationsprojekten unterstützen. Ebenso schätzen wir die Expertise von Mathematiker:innen und Physiker:innen, deren vielseitige Einsatzmöglichkeiten von der Entwicklung finanzmathematischer Modelle und Aufgaben im Risikomanagement bis hin zur Prüfung aktuarieller Modelle reichen. Fachkräfte aus den Bereichen Biologie und Chemie bringen ihr fachspezifisches Wissen bei Projekten im Audit und Consulting ein, insbesondere bei Mandanten aus der Pharma- und Chemieindustrie. Sie sehen: Wir heißen talentierte und motivierte MINT-Fachkräfte verschiedener Disziplinen in unserem Unternehmen herzlich willkommen.
Die wichtigsten persönlichen Eigenschaften, die ich für mein Team suche, sind Neugierde, Eigenverantwortung und Teamspirit.
Zum Abschluss: Was macht Deloitte so besonders attraktiv für MINT-Absolvent:innen?
Wir sind ein offenes und dynamisches Unternehmen. Unser Ziel ist es, dem Mandanten ein bestmögliches Produkt zu liefern. Dazu tauschen die Kolleg:innen sich laufend aus, um gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln. Die vielfältigen interdisziplinären Projekte bieten die Möglichkeit, an der Schnittstelle von Technologie, Finanzen und Prüfung sowie Beratung zu arbeiten. Durch diesen Innovationsfokus haben Berufseinsteiger:innen die Möglichkeit, ihre analytischen und technischen Fähigkeiten einzubringen, um Prozesse zu optimieren und komplexe Herausforderungen zu bewältigen. Dabei bieten wir viel Raum für kreative Ansätze – und natürlich auch, die eigenen technischen Fähigkeiten in realen Anwendungen zu erproben. Dies alles findet in einer wertschätzenden Arbeitsatmosphäre statt, in der sich unsere vielfältigen Talente weiterentwickeln können.
DER INTERVIEWPARTNER
Alexey Weizmann (Bild) war nach seinem Mathematikstudium einige Jahre in der Produktentwicklung tätig. Mittlerweile ist er Director im Bereich Audit & Assurance bei Deloitte und Geschäftsführer der Deloitte Audit Analytics GmbH. Mit über sieben Jahren Erfahrung in leitenden Positionen hat er sich auf Datenmanagement, Investment Pricing und Big-Data-Lösungen spezialisiert.