Kartenzahlung, Bezahl-Apps, Paypal – die Payment-Branche steht vor einem gewaltigen Umbruch. In den letzten Jahren haben sich zahlreiche Bezahl-Dienstleister mit den unterschiedlichsten Schwerpunkten in dem neuen Feld etabliert. Wie die weitere Entwicklung der Branche aussieht und welche Karrieremöglichkeiten darin bestehen, erfahrt ihr von Milan Klesper, Mitbegründer des Payment-Dienstleisters Bezahlexperten.
Schon in den letzten Jahren hat das bargeldlose Bezahlen stetig zugenommen. Seit Beginn der Corona-Krise aber erlebt die Kartenzahlung nochmal einen richtigen Boom. In zahlreichen Geschäften wird man darum gebeten, per Karte zu zahlen, damit Abstände besser eingehalten werden können. Und dank Apple Pay, Google Pay und anderen Bezahl-Apps wird bargeldloses Zahlen auch immer einfacher. Dieser Trend wird das Zahlungsverhalten der Deutschen für immer verändern, wovon die Payment-Dienstleister profitieren. Im Nachfolgenden wird ein Überblick über Karrierechancen in diesem spannenden Bereich des Finanzsektors gegeben.
Der Aufstieg der Kartenzahlungen
Wie man anhand der Statistik der Deutschen Kreditwirtschaft sieht, wurden allein von 2017 bis 2019 über 40 Prozent mehr Bezahlvorgänge mit einer Girocard (im Sprachgebrauch bekannter als „EC-Karte“) getätigt.
Im ersten Halbjahr 2020 stieg Anzahl der Transaktionen nochmal um 20 Prozent. Und in dieser Statistik sind die stark zunehmenden Zahlungen mit Kreditkarten, unter anderem aufgrund des Markteintritts von Apple Pay und Google Pay befeuert, noch gar nicht miteingerechnet. Auch online geht nichts ohne bargeldloses Bezahlen. Durch die stark wachsende Anzahl der Online-Shops gibt es hier ebenso hohe Wachstumsraten.
Man sieht: Kartenzahlung ist so verbreitet wie noch nie. Viele Jahre sind wir Deutschen beim bargeldlosen Bezahlen hinterhergelaufen. Wer zum Beispiel aus dem Urlaub in den USA oder Skandinavien zurückkehrte, berichtete erstaunt, dass man dort quasi gar kein Bargeld gebraucht hat. Von der Kugel Eis über die Busfahrkarte bis zum Mietwagen – alles wird über Karte abgewickelt.
Nun aber holen wir mit großen Schritten auf und die Payment-Dienstleister können sich vor Anfragen von Händlern, die Kartenzahlung einführen wollen, kaum retten. Beim Anbieter Bezahlexperten hat sich seit Beginn der Corona-Krise die Anzahl der Anfragen mehr als verdoppelt, berichtet Gründer Milan Klesper: „Nun werden auch die Unternehmer aktiv, die sich vorher noch gegen die Einführung von Kartenzahlungen gewehrt haben, wie zum Beispiel Marktstände oder Obst- und Gemüseläden. Sie müssen einfach ihren Kund:innen den stark nachgefragten Service des bargeldlosen Bezahlens bieten. Und wie wir bei einer Kundenumfrage herausgefunden haben: Erst waren sie skeptisch, aber später dann höchst zufrieden. 47 Prozent unserer Kund:innen geben an, dass sich die Anschaffung gelohnt hat, und 10 Prozent machen dank Kartenzahlung sogar mehr Umsatz als vorher.“ So profitieren also nicht nur die Payment-Dienstleister, sondern auch die Händler und ihre Kund:innen.
Die Payment-Branche: Geprägt von unterschiedlichen Akteuren und zunehmender Konsolidierung
Es gibt die verschiedensten Unternehmen – und somit auch Arbeitgeber für High Potentials – in dieser Branche.
Zu nennen sind zuerst die technischen Netzbetreiber. Sie stellen die Infrastruktur zur Abwicklung von bargeldlosen Zahlungen und bieten auch selbst entsprechende Dienstleistungen an. Die in Deutschland tätigen Netzbetreiber gehören mittlerweile nahezu ausnahmslos zu großen, international agierenden Konzernen. So hat beispielsweise die First Data Corporation ihren Sitz in Atlanta und beschäftigt weltweit 24.000 Mitarbeiter:innen. Zu ihr gehört der deutsche Netzbetreiber First Data TeleCash mit über 130.000 Kund:innen. Für viele Studierende und Absolvent:innen sind solche Namen unbekannt, dabei sind sie große Player auf einem Multi-Milliarden-Markt – mit entsprechenden Karriereoptionen.
Zusätzlich gibt es im Paymentsektor kaufmännische Netzbetreiber (KNB). Dazu gehören auch die Bezahlexperten. Sie kaufen die technischen Leistungen bei den Netzbetreibern ein und verkaufen sie unter eigenem Namen an eigene Kunden weiter. Die größeren KNBs haben über 5.000 Kund:innen, aber es gibt auch viele Firmen mit kleinerem Kundenbestand.
Des Weiteren sind sogenannte Acquirer im Markt aktiv. Vereinfacht beschrieben sind dies Payment-Dienstleister, die Angebote verschiedener Finanzfirmen zusammenführen. Dadurch muss ein Einzelhändler nicht zahlreiche einzelne Verträge mit Visa, MasterCard, American Express und AliPay abschließen, sondern erhält eine gebündelte Dienstleistung durch einen einzigen Acquirer.
Zu guter Letzt gibt es noch Online-Bezahlanbieter wie PayPal oder Adyen, die ebenfalls schon seit Jahren den Markt erobern und ein immer größeres Stück vom Payment-Kuchen für sich vereinnahmen.
Die Branche befindet sich zudem in einer Phase der Konsolidierung. Die größeren Unternehmen möchten stark wachsen und kaufen daher Geschäft dazu. Ein Beispiel: Der Anbieter Heidelpay konnte 2019 seinen Umsatz verdoppeln, gehört zu mehr als der Hälfte zum Finanzinvestor KKR und möchte bis zu 500 Millionen Euro für Übernahmen investieren. Und die französischen Zahlungsdienstleister Wordline und Ingenico (auch in Deutschland als Anbieter aktiv) fusionieren zum viertgrößten Zahlungsdienstleister weltweit.
Berufliche Chancen in den unterschiedlichsten Bereichen
Wie man sieht, ist der Payment-Markt stark in Bewegung, was zahlreiche spannende Berufsoptionen eröffnet. So sind etwa bei Heidelpay zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels unter anderem Stellen für Informatiker:innen, Personalmanager:innen, Vertriebler:innen und (Wirtschafts-)Jurist:innen ausgeschrieben. Bei Payone, ebenfalls eines der größeren Unternehmen im Paymentbereich, findet man Jobs im Online-Marketing, Business Development und der Systemadministration.
Aber auch bei kleineren Firmen gibt es interessante Ausschreibungen: So haben beispielsweise die Bezahlexperten in den vergangenen Monaten Business Development Manager:innen und Assistent:innen der Geschäftsführung eingestellt. Vorteil des Einstiegs bei Unternehmen mit ein paar Dutzend anstatt hunderten oder tausenden Mitarbeitern: Hier zählt jeder einzelne und man kann richtig was bewegen, wenn man Lust hat, mit anzupacken.
Fazit: Kartenzahlungen sind begehrt wie nie, die Branche wächst und bietet viele spannende Jobfelder. Wie zukunftssicher die unterschiedlichen Tätigkeiten sind, variiert: Nach einer Übernahme fallen oft Stellen in der Verwaltung weg. Dafür werden an anderer Stelle, etwa im Business Development und der IT, dann oft vermehrt neue Mitarbeiter gesucht.
Unter dem Strich gibt es aber gute Zukunftsperspektiven, wie man auch durch die Corona-Krise sieht. Während woanders die Aufträge wegbrechen und Mitarbeiter:innen in Kurzarbeit gehen müssen, kommen die Payment-Dienstleister kaum hinterher, neue Kartenterminals und Online-Bezahlmodule freizuschalten. Auch unabhängige Unternehmensberatungen bestätigen diesen Trend: McKinsey prognostiziert, dass die Erträge im Zahlungsverkehr weltweit von zuletzt knapp 1,9 Billionen Dollar jährlich schon im Jahr 2022 auf gut 2,9 Billionen Dollar nach oben schnellen werden. Die Branche steuere auf so etwas wie eine „goldene Zeit“ zu, sagt die Beratungsgesellschaft.
Milan Klesper gründete den Payment-Dienstleister Bezahlexperten im Jahr 2018 gemeinsam mit Joachim Feger. Der Fokus liegt auf dem Online-Vertrieb von Kartenzahlungslösungen für KMUs. Durch eine hohe Serviceorientierung und transparente Preispolitik sind die Bezahlexperten mittlerweile einer der schnellstwachsenden Anbieter in diesem Spezialbereich der Finanzbranche. Infos: www.bezahlexperten.de
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