Beim Klicken durch Stellenbeschreibungen sind neben einem Schulabschluss und Berufserfahrung meist noch andere Eigenschaften genannt – die allseits bekannten Soft Skills. Welche besonders wichtig sind und was dahinter steckt, hat uns Eva Stock beantwortet.
Problemlösung
In der modernen Arbeitswelt ist Problemlösungskompetenz fast ununterbrochen gefragt. Irgendwas läuft immer schief oder braucht plötzlich doch mehr Aufmerksamkeit als angenommen. Gerade wenn du mit einer späteren Führungsposition liebäugelst, ist die Problemlösungskompetenz ein wichtiger Soft Skill. Du hast in 15 Minuten Abgabe deiner Hausarbeit und ausgerechnet jetzt streikt dein Internet? Rennst du schreiend im Kreis oder suchst du schnell auf deinem Smartphone nach dem nächstgelegenen Café mit WLAN? Der ganze Berufsalltag besteht im Grunde aus unvorhergesehenen Herausforderungen. Vielleicht musst du dich spontan mit etwas befassen, von dem du selbst keine wirkliche Ahnung hast – aber der Kollege ist nun mal krank. Wenn du es schaffst, dich in neue, unbekannte Themengebiete schnell hineinzudenken, und auch bereit bist, nicht immer nur die perfekte 150-Prozent-Lösung zu suchen – dann besitzt du sehr wahrscheinlich eine hohe Problemlösungskompetenz.
Kommunikation
Eine gute Kommunikationsfähigkeit zu besitzen bedeutet nicht, dass du eine extrovertierte Quasselstrippe sein musst. In einigen Berufsfeldern (etwa im Vertrieb) mag das sicherlich von Vorteil sein, aber in der Regel bedeutet dieser Soft Skill im Berufsleben, dass du in der Lage bist, Dinge sachgerecht und zeitnah zu kommunizieren. WIE man etwas sagt, also der Ton, spielt dabei oft die entscheidende Rolle. In der Vorbereitung auf eine Bewerbung oder ein Vorstellungsgespräch ist es daher wichtig, vorher noch einmal die Karriereseite des Unternehmens und ein paar Stellenanzeigen anzuschauen. Wirkt der Arbeitgeber eher zugeknöpft und konservativ? Kommuniziert das Unternehmen eher locker und unkompliziert? Dann solltest auch du dich dem anpassen. Du hast Bammel vor der Bewerbung, weil du dich schriftlich nicht so gut ausdrücken kannst? Dann versuch es doch statt mit einem Anschreiben mit einem kurzen Bewerbungsvideo und zeige so dein Kommunikationstalent!
Teamfähigkeit
Eins vorweg: Wenn du nicht so gern im Team arbeitest, sondern der/die klassische Einzelkämpfer:in bist, ist das kein K.O.-Kriterium. Teamfähigkeit bedeutet nicht, dass du immer alles gemeinsam mit anderen erarbeiten und durchdenken musst. Teamfähigkeit bedeutet vielmehr, dass du bereit bist, dein Wissen zu teilen, und du auch offen dafür bist, von einer Gruppe Feedback entgegenzunehmen. Solltest du merken, dass du einfach lieber Einzelkämpfer:in bist, dann ist das zwar schade, weil dir dadurch sicherlich viel an Wissen entgeht – aber auch dann gibt es Jobmöglichkeiten für dich. Allerdings muss dir klar sein, dass du von Feedback und Zusammenarbeit in den wenigsten Fällen befreit bist. Teamfähigkeit zeigt sich nicht nur im Arbeitskontext, sondern auch im Hochschulalltag oder in der Freizeit. Betreibst du Sport im Team? Engagierst du dich in Vereinen oder Gruppen? Spielst du in einer Band oder betreust Kinderfreizeiten? Das alles kann man nur gemeinsam schaffen – und du beweist damit deine Teamfähigkeit!
Selbstmanagement
Wenn du bei diesem Soft Skill ein dickes Plus auf deiner Liste machen kannst, dann ist das im beruflichen Kontext viel wert. Auch hier haben dir die letzten Monate gezeigt, wie gut du darin bist, deinen Arbeitsalltag samt Aufgaben und Verpflichtungen selbst zu strukturieren. Netflix oder Hausarbeit, ausschlafen oder doch früh raus und eine Sporteinheit? Die Möglichkeiten während der Coronamaßnahmen waren zwar begrenzt, allerdings konntest du auch (unfreiwillig) austesten, wie gut dein Selbstmanagement wirklich ist. Unternehmen setzen heute auf selbstständig arbeitende und mitdenkende Mitarbeiter:innen, die nicht bei jeder Aufgabe kontrolliert werden müssen. Den nächsten Schritt im Prozess schon mitzudenken und in der Folge von sich aus tätig werden, das wünschen sich Arbeitgeber heute von ihren Mitarbeiter:innen. Daher lohnt es sich, an dieser Fähigkeit schon vorab zu arbeiten. Nichts ist zeit- und nervenraubender (übrigens für beide Seiten), als später im Job immer erst auf Nachfrage des/der Chef:in Arbeitspakete zuzuliefern oder alles auf den letzten Drücker zu erledigen, sodass keine Zeit mehr für Feedback-Schleifen bleibt.
Anpassungsfähigkeit
Anpassungsfähigkeit ist nicht zu verwechseln mit Anbiederung – du musst dich nicht verstellen! Vielmehr geht es um eine gewisse Flexibilität, die du im Arbeitsalltag zeigst. Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, welche Unternehmen gut durch die ersten Monate kamen und welche eher nicht. Diejenigen, die wendig und schnell auf die neuen Bedingungen reagiert haben (Homeoffice, Kollaborationstools etc.), konnten schneller wieder in einen geregelten Arbeitsalltag starten als solche, die erst einmal in Schockstarre verfielen. Auch von den Mitarbeiter:innen verlangte diese Zeit viel Anpassungsfähigkeit ab. Zu Hause arbeiten, sich organisieren, neue Besprechungs- und Kollaborationstools testen und einen neuen Arbeitsrhythmus finden: Hier kam dieser Soft Skill voll zum Tragen. Auch der akademische Alltag hat sich in dieser Zeit radikal verändert. Vorlesungen fanden virtuell statt, Kommunikationswege haben sich verändert, mehr Selbstorganisation war und ist gefragt. In den letzten Monaten konntest du also ganz gut beobachten, wie viel Anpassungsfähigkeit du eigentlich besitzt!
Motivation
„Warum möchtest du für dieses Unternehmen arbeiten? Was treibt dich an in deiner Jobwahl?” Das sind typische Fragen, die dir in einem Vorstellungsgespräch gestellt werden. Um darauf souverän antworten zu können, empfiehlt es sich, sich vorher schon zu fragen: Was will ich eigentlich? Warum möchte ich genau diesen Job? Dabei gibt es eigentlich kein Richtig oder Falsch. Allerdings sollte dir klar sein, dass du dich bei sozialen Unternehmen nicht bewerben solltest, wenn „viel Geld verdienen” dein Antrieb ist. Genauso wenig ist es bei der Bewerbung bei einer Versicherung sinnvoll, zu sagen, dass man „die Welt ein Stück besser machen möchte”. Auch gute Karrierechancen können, wenn ehrlich und empathisch vorgetragen, als Motivationsgrund überzeugen. Neben der Motivationsfrage des „Warum” zielt der Soft Skill „Motivation” aber auch auf eine Eigenmotivation ab. Denn der Arbeitsvertrag, auf dem dein Jobtitel und ein Gehalt steht, ist eine Sache. Aber ob der Job am Schluss wirklich der richtige ist und ob das Umfeld gut für dich ist oder nicht – das kannst nur du entscheiden. In anstrengenden Zeiten ist es umso wichtiger, sich selbst zu motivieren. Dabei hilft auch, sich immer wieder die Frage ins Gedächtnis zu rufen und zu beantworten: Warum mache ich das eigentlich?
Eva Stock ist als studierte Soziologin seit zehn Jahren im HR-Bereich tätig und aktuell Head of Business Relations bei dem innovativen Recruiting-Anbieter Jobufo, der 2019 den HR Innovation Award für Recruiting & Attraction erhalten hat. Darüber hinaus ist sie Buchautorin und betreibt den Blog hrisnotacrime.com sowie den Podcast insight:HR, wo sie Interessent:innen Themen aus dem Personal- und HR-Bereich nahebringt.