Das wünschen sich Young Professionals von ihrem zukünftigen Arbeitgeber
Bei welchem Unternehmen soll ich mich bewerben, wenn 2019 das Jahr des Berufseinstiegs sein soll? Die Wahl ist natürlich subjektiv und Prioritäten liegen bei jedem anders. Für eine erste Orientierung hilft es, zu erfahren, was der Rest der Absolventen am Arbeitsplatz schätzt und nach welchen Kriterien die Kommilitonen den ersten Arbeitgeber auswählen.
Meinungsforscher des trendence Instituts fragten an 196 Hochschulen bei Wirtschaftsstudenten kurz vor dem Abschluss nach, wie sie sich den optimalen Arbeitgeber vorstellen. Ihre Antworten zeichnen ein klares Bild der derzeitigen Präferenzen unter den Absolventen: Attraktive Arbeitsaufgaben, ein Gefühl der Wertschätzung den Mitarbeitern gegenüber und die Möglichkeit der persönlichen Entwicklung sind das A und O für eine reizvolle Position.
Das klingt wenig überraschend: Wenn ein Arbeitgeber keine erfüllende Aufgabe bietet, ist er raus bei den High Potentials. Da jeder den Zusatz „erfüllend” anders definiert, kann man für diesen Punkt keine Empfehlung geben – außer, sich tatsächlich selbst intensiv zu fragen, ob einen inhaltlich befriedigt, was das tägliche Brot werden könnte. Welche Erkenntnisse lassen sich noch aus der trendence-Studie ziehen? Angehende Absolventen schätzen Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern regelmäßig positives Feedback und von Anfang an die Chance geben, Verantwortung zu übernehmen und an ihren Aufgaben zu wachsen.
Und was bieten die mit diesen Erwartungen konfrontierten Arbeitgeber den Berufseinsteigern an Perspektiven und früher Übernahme von Verantwortung? Julia Deininger aus der Talent-Supply-Abteilung der Müller Group hat high potential im Interview verraten, dass gezielt nach Trainees gesucht wird, die früh Verantwortung übernehmen wollen: „Wer möchte, kann bei uns viel erreichen. Durch unser rasantes Unternehmenswachstum eröffnen sich immer wieder persönliche Chancen für jeden, die es unseren Mitarbeitern ermöglichen mitzuwachsen. Im Rahmen des Traineeprogramms wird sehr schnell Verantwortung übergeben, wir brauchen daher Absolventen, die Lust an Verantwortung und Gestaltungsmöglichkeiten haben.“
Bei Vodafone hat man sich auf die Erwartungen der Mitarbeiter von morgen bereits eingestellt. Tanja Vogt, Pressesprecherin des Telefonkommunikationanbieters, verrät uns, wie die Ansprüche der wachsenden Gruppe von 20- bis 35-jährigen Mitarbeitern aktuelle Maßnahmen zur Personalentwicklung beeinflussen: „Diese Generation will eigenständiger, selbstverantwortlicher arbeiten können. Das heißt: Noch mehr Individualisierung, Demokratisierung und Mitbestimmung, die geprägt sind von agilen, offenen und flachen Hierarchien.“
Für Arbeitgeber wichtig: Kandidaten mit der Bereitschaft, früh Verantwortung zu übernehmen
Auch Bertelsmann bietet Einstiegspositionen für Absolventen, die schon früh viel Handlungsspielraum haben und Verantwortung übernehmen wollen. Dort gilt: Create Your Own Career! Eine beliebte Einstiegsposition sei beispielsweise die des ‚Management Associate‘ bei der Dienstleistungstochter Arvato. Der ‚Management Associate‘ arbeitet Seite an Seite mit der Arvato-Führungsspitze, übernehme ab dem ersten Tag Verantwortung für strategische Projekte einer Business-Unit und gestalte Abläufe und Prozesse aktiv mit. So könne man sich innerhalb kürzester Zeit in eine Führungsrolle entwickeln.
Beinahe genauso wichtig wie die frühe Übernahme von Verantwortung empfinden die jungen Arbeitnehmer laut der Studie ein kollegiales Klima am Arbeitsplatz, geprägt von überzeugenden Führungskräften sowie durchdachte Weiterbildungsmöglichkeiten. Gerade der letzte Punkt lässt sich von Kandidaten leichter abklopfen als die eher subjektiv empfundenen kulturellen Fragen: Recherchiert und fragt nach, was euer möglicher Arbeitgeber diesbezüglich anzubieten hat!
Weiterbildung ist ein wichtiges Thema für Absolventen
In Sachen Weiterbildung kümmert sich die Müller Group sehr um die jungen Mitarbeiter: Den Trainees werden verschiedene Seminare angeboten, die Kompetenzen steigern und Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. Im Mittelpunkt steht dabei immer der einzelne Mitarbeiter mit seinem persönlichen Bedarf: „Regelmäßige und intensive Feedbackgespräche sind ein wichtiger Baustein des Programms, um die individuelle Entwicklung in persönlicher wie fachlicher Hinsicht bestmöglich zu unterstützen“, so Deininger.
Aber auch wer nach Abschluss seines Studiums hochmotiviert – in der Fußballersprache „heiß” – in den Beruf startet, sollte sich vor dem Einstieg fragen, welche Erwartungen er an Arbeitszeiten, Reisetätigkeit und Freiräume für das Leben neben dem Beruf hat.
Bei Bertelsmann ist Work-Life-Balance ein wichtiges Thema, weil im Unternehmen die Überzeugung herrscht, dass größtmögliche Freiräume zur Loyalität und Zufriedenheit der Mitarbeiter beitragen. Dazu gehöre auch, den Mitarbeitern räumlich und zeitlich flexible Arbeitsformen anzubieten, um sie bei der Vereinbarung von Berufsleben und privaten Interessen zu unterstützen. Ergebnis- statt präsenzorientierte Arbeitszeitmodelle sowie Vertrauensarbeitszeit seien inzwischen Usus genauso wie Home-Office-Regelungen.
Tanja Vogt betont, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch für Vodafone sehr wichtig ist: „Bei uns können unsere Mitarbeiter bis zu 50 Prozent Ihrer Arbeitszeit Zuhause arbeiten. Wir gehen weg von der Präsenz im Büro und orientieren uns an Ergebnissen.“ Familienbewusstsein sei ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur: „Egal, ob es um Kinderbetreuung oder Pflege eines Angehörigen geht.” Die Pressesprecherin von Vodafone erläutert, wie dies konkret vom Unternehmen umgesetzt wird: „Wir investieren in unsere Mitarbeiter, indem wir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen. Familienfreundliche Arbeitszeit- und Arbeitsortmodelle, individuell vereinbarte oder flexible Arbeitszeiten, vollzeitnahe Teilzeitmodelle oder Home-Office-Regelungen. Wir bieten ein zusätzliches viertes Elternzeitjahr und haben einen völlig neuen Ansatz für Elternzeitler entwickelt: Damit finden Mütter schneller zurück in den Beruf und Väter erhalten einen Anreiz, Elternzeit zu nehmen.“
Eher zweitrangig finden die Absolventen laut der trendence-Studie übrigens die Corporate-Social-Responsibility-Richtlinien ihres zukünftigen Arbeitgebers. Die Sozialverantwortung eines Arbeitgebers ist weniger wichtig? Sind angehende Absolventen so egozentriert, dass sie nur die Unternehmensausprägungen für relevant halten, die eine direkte Auswirkung auf ihre persönliche Karriere haben? Hoffentlich nicht.
Bei Bertelsmann spielt die Corporate-Social-Responsibility eine Hauptrolle: Beim Medienkonzern gehört gesellschaftliche Verantwortung neben Partnerschaft, Kreativität und Unternehmergeist zu den „Essentials“ der Unternehmenskultur und muss in allen Geschäftsbereichen berücksichtigt werden. Solche Unternehmens-leitlinien sind übrigens ein gute Möglichkeit, die eigenen Vorstellungen von Ethik und Moral mit denen des Unternehmens abzugleichen.
Automobilbranche bleibt die beliebteste Branche bei Berufseinsteigern
Und welche Branche zieht aktuell am meisten Kandidaten an? Eine interessante Frage, gilt doch in der Regel, dass Branchen mit großem Zulauf an Bewerbungen etwas wählerischer sein können bei der Besetzung von Positionen. Und es ist schließlich nicht auszuschließen, dass es auch unter den high-potential-Lesern den einen oder anderen gibt, der genau aus diesem Grunde eine eher antizyklische Strategie für geeigneter hält.
Selbst im Jahr 2017 blieb die Automobilbranche trotz des Abgasskandals und der Krise um den Verbrennungsmotor noch immer die beliebteste Branche unter den Universitätsabgängern, knapp gefolgt von den Consultingunternehmen, die bekannt dafür sind, nur Top-Kandidaten einzustellen.
Geschlechterunterschiede weist die Studie übrigens auch aus: Weibliche Nachwuchsmanagerinnen würden nach dem Abschluss des Studiums einen Job im Bereich Transport/Logistik und FMCG (Fast Moving Consumer Goods) eher favorisieren als ihre männlichen Kommilitonen; diese interessieren sich dafür stärker für das Consulting und das Bankwesen. Der öffentliche Sektor, NGOs und der Handel waren über alle Branchen in diesem Jahr die Bereiche, die als am wenigsten erstrebenswert galten.
Natürlich ist kein Unternehmen und keine Branche automatisch ein Glücksgriff, nur weil sie den Meisten gefällt. Das Wichtigste bei der Suche nach dem perfekten Arbeitgeber ist, sich zunächst über die eigenen Bedürfnisse klar zu sein und dann eine Recherche, die ausdrücklich nicht nur die „üblichen Verdächtigen” (aka „große Namen”) beinhalten sollte. Um euch dabei ein wenig zu unterstützen, findet ihr auf den nächsten Seiten attraktive Arbeitgeber, die sich über Bewerbungen motivierter Kandidaten freuen und uns dafür Einsicht in ihre Unternehmenskultur gewährt haben.
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