POV: Du nippst an deinem Wasser, die Stunde ist fast rum. Der Personaler lächelt dich an. „Haben Sie noch Fragen an uns?“ Jetzt bloß nicht naiv oder unvorbereitet wirken. „Nein, keine“, kommt es aus deinem Mund – ein Fehler. Die Frage nach den Rückfragen des Bewerbers gehört absolut zum Protokoll eines Bewerbungsgesprächs, dennoch lauert hier ein Minenfeld. Dabei ist es wirklich kein Hexenwerk, im Bewerbungsgespräch gute Fragen zu stellen. Wir haben für dich recherchiert, warum es so wichtig ist, Fragen zu stellen und mit welchen du Eindruck schindest.
Wer Fragen stellt, hat sich Gedanken gemacht:
Warum also ist es so wichtig, die Eindrücke aus dem Bewerbungsgespräch nicht einfach sacken zu lassen und sich zu verabschieden? Zum einen zeigst du, dass du wirklich Interesse hast und dir auch Gedanken gemacht hast, wie der Arbeitgeber zu deinem Profil passt und umgekehrt. Rückfragen mit Bezug auf Aussagen während des Gesprächs lassen dich aufmerksam und reflektiert wirken. Außerdem kann der Personaler so erkennen, ob du dem Gespräch inhaltlich folgst, oder dich nur von Informationen berieseln lässt. Durch gezielte Fragen zeigst du, stellst du unter Beweis, dass du in Stresssituationen – das ist ein Bewerbungsgespräch oft – einen kühlen Kopf bewahrst und dich beteiligst.
Auch über die Art der Fragen, die du stellst, kann dein Gegenüber dich besser einschätzen und dich als Person kennenlernen. Wirken deine Fragen locker und spontan, oder holst du deine säuberlich strukturierte Liste aus der Tasche? Welche Variante auch immer auf dich zutrifft, dein potentieller Arbeitgeber wird einen Eindruck gewinnen. Und, ganz wichtig, für einen Dialog braucht es mindestens zwei Gesprächsteilnehmer. HR möchte dich auch nicht nur mit Informationen und Fragen bombadieren, deren Kreuzfeuer du dann aalglatt mit einsilbigen Antworten ausweichst. Stelle daher gerne sinnvolle Fragen am Ende des Gesprächs – it’s your turn!
Bleibe nicht an der Oberfläche
Es ist nicht nur wichtig, Fragen zu stellen, sondern es ist besonders wichtig, die richtigen Fragen zu stellen. Haben deine Fragen Tiefgang – zum Beispiel zu Trend-Themen der Branche, bestimmten Arbeitsmethoden oder deinen Weiterbildungsmöglichkeiten in deinem liebsten Fachbereich – wirkst du informiert und kompetent. Bleibst du jedoch an der Oberfläche und fragst ausschließlich, ob es auch eine Mensa gibt und ob die Kolleg:innen nett sind, wirst du: A) nichts Substanzielles über deinen Arbeitgeber erfahren und B) weniger reflektiert und vorbereitet wirken.
Um die Personaler richtig aus der Reserve zu locken und dein Gegenüber zum Überlegen zu bringen, solltest du deshalb möglichst auf Ja-Nein-Fragen verzichten. Die Fragen sollten dir selbst nutzen – das ist DIE Gelegenheit, dem Arbeitgeber auf den Zahn zu fühlen – und dich von anderen Bewerber:innen abheben.
Ja ja, das ist alles abstrakt. Was sind denn nun Beispiele für gute Fragen?
Die Fragen, die dich glänzen lassen
Jetzt kommen wir zum Herzstück: Welche Fragen solltest du konkret stellen, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen? Dein Ziel ist es, einerseits wichtige Informationen zu sammeln und andererseits deine Neugier, Motivation und strategisches Denken zu demonstrieren. Hier sind einige Beispiele, die dich von der Masse abheben können:
- „Wie definieren Sie Erfolg in dieser Position?“
– Diese Frage zeigt, dass du nicht nur an den Aufgaben interessiert bist, sondern auch verstehen willst, wie deine Leistung gemessen wird. Sie gibt dir zudem Einblicke in die Erwartungen und Prioritäten des Unternehmens. - „Wie würden Sie die Unternehmenskultur beschreiben?“
– Unternehmenskultur ist essenziell für das Wohlfühlen am Arbeitsplatz. Diese Frage signalisiert, dass dir das Umfeld wichtig ist und dass du prüfst, ob du hier langfristig hineinpasst. - „Mit welchen aktuellen Herausforderungen ist das Team gerade konfrontiert?“
– Damit stellst du nicht nur unter Beweis, dass du bereits strategisch denkst, sondern gewinnst auch wertvolle Informationen darüber, worauf du dich einstellen musst. - „Wie sehen typische Karrierewege in diesem Unternehmen aus?“
– Diese Frage zeigt, dass du zukunftsorientiert bist und Interesse daran hast, dich langfristig zu entwickeln. Gleichzeitig kannst du herausfinden, ob es interne Aufstiegsmöglichkeiten gibt. - „Welche Fähigkeiten werden Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren immer wichtiger?“
– Damit beweist du, dass du dich für Trends und Entwicklungen interessierst, und du kannst herausfinden, wie zukunftsorientiert das Unternehmen ist.
Fragen, die du vermeiden solltest
Grundsätzlich gilt: Es gibt keine dummen Fragen, dumm ist nur, wer keine stellt. Allerdings gibt es ein paar Fragen, die für den ersten Eindruck vielleicht nicht die richtigen Signale senden. Um Fettnäpfchen zu umgehen, solltest du bestimmte Fragen im Bewerbungsgespräch vermeiden:
- „Wie viele Urlaubstage habe ich?“ oder „Wann kann ich mit Gehaltserhöhungen rechnen?“
– Diese Fragen sind in frühen Gesprächen tabu. Sie vermitteln den Eindruck, dass du mehr an Vergünstigungen als an der Arbeit interessiert bist. Solche Details kannst du klären, sobald das Angebot auf dem Tisch liegt. - „Was macht Ihr Unternehmen eigentlich genau?“
– Fragen, die leicht mit einer kurzen Google-Suche beantwortet werden können, signalisieren mangelnde Vorbereitung. Du solltest im Vorfeld zumindest die wichtigsten Informationen recherchieren. - „Wie läuft die Mittagspause ab?“
– Auch wenn solche Fragen menschlich und verständlich sind, lenken sie von deinen Kompetenzen und Qualifikationen ab. Konzentriere dich auf inhaltliche Themen, die deinen Mehrwert unterstreichen.
Fazit: Deine Fragen sind der Schlüssel zum Erfolg
Das Bewerbungsgespräch ist keine Einbahnstraße. Durch gezielte, durchdachte Fragen zeigst du nicht nur Interesse, sondern auch, dass du bereits in den Schuhen des zukünftigen Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin denkst. Vermeide oberflächliche oder ungeschickte Fragen, die dich unvorbereitet wirken lassen, und nutze die Gelegenheit, um selbst wichtige Informationen zu gewinnen. Ein gelungenes Gespräch ist ein Dialog, in dem du nicht nur antwortest, sondern auch selbst Akzente setzt – it’s your turn!
Einen weiteren Karrieretipp der high potential-Redaktion findest du hier verlinkt.