Der freie zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) setzt sich tagtäglich mit den Herausforderungen der Studierenden auseinander, organisiert Austauschmöglichkeiten und politische Debatten. Daryoush Danaii ist Mitglied des fzs-Vorstandsteams, das Student:innenschaften auf Landesebene sowie in den einzelnen Hochschulen bei Projekten und Problemen unterstützt.
„Als bundesweite Studierendenvertretung ist es uns wichtig, für jede:n einzelne:n Student:in ansprechbar zu sein“, erklärt uns Daryoush. „Wir wollen möglichst viele Studierende über ihre Rechte aufklären und sie aktiv am politischen Entscheidungsprozess in der Hochschule und Alltag beteiligen. Dafür bietet der fzs ein Bildungsangebot an, das unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.
Der faz unterstützt Studierende in Kriesenzeiten
Die zweite wichtige Funktion des fzs ist es, sich für die Student:innen einzusetzen. Besonders in Krisenzeiten, wie sie aktuell bestehen, braucht es klare Forderungen und Maßstäbe, um die vielen unterschiedlichen Probleme zu bewältigen. Hierbei suchen wir als fzs mit verschiedensten Akteur:innen das Gespräch, organisieren bundesweite Kampagnen und gehen auch auf die Straße“, so der 23-jährige Student aus Hannover.
Daryoushs Arbeitsbereich im Vorstand ist dabei auf die studentische Sozialpolitik sowie auf die Zusammenarbeit mit ausländischen Studierenden zugeschnitten. Zusätzlich beschäftigt er sich mit aktuellen politischen Themen, die Student:innen umtreiben. Konkret bedeutet das die interne Verbandsarbeit zu diesen Themenschwerpunkten, aber auch die Organisation von Veranstaltungen und politische Vertretungsarbeit, um die zu Papier gebrachten Forderungen Wirklichkeit werden zu lassen.
Sein Thema Nummer Eins in den letzten Jahren: die Corona-Pandemie. „Als bekannt wurde, mit welchen Maßnahmen die Hochschulen zum Schutz der Gesellschaft reagieren müssen, habe ich zunächst nicht damit gerechnet, wie viele Probleme dadurch für uns Student:innen entstehen würden“, meint Daryoush. Diese Probleme ergaben sich zum Beispiel aus der Umstellung auf die digitale Lehre. Diese sei besonders am Anfang nicht für alle Studierenden umsetzbar gewesen, da es an oft an technischer Ausstattung, Platz und Arbeitsfläche in den eigenen vier Wänden oder an der Internetkapazität gefehlt habe. Die soziale Komponente des Studiums auf dem Campus und zwischen den Seminaren habe den Studierenden und auch den Lehrenden immens gefehlt, was zu einer großen Belastung geführt habe: „Die psychologischen Beratungsstellen der Studierendenwerke teilten schon vor Corona mit, dass sie sehr lange Wartelisten hätten, während der Pandemie waren sie aber einfach überlaufen.“
Finanzielle Sorgen, die aus einem pandemiebedingten Jobverlust der Studierenden oder Einkommenseinbußen der Eltern resultierten, seien so weit gegangen, dass einige sogar ihr Studium hätten abbrechen müssen: „Die Überbrückungshilfe vom BMBF erreicht viel zu wenig Studierende und passt nicht zu den realen Lebenshaltungskosten, wenn allein die Miete schon den gesamten Förderhöchstbetrag ausmacht.“
Gerade bei solchen Herausforderungen zeigt sich, warum der Einsatz des fzs so besonders wichtig ist. Durch eine Reihe von Umfragen bei den ASten identifizierte der fzs nämlich zunächst die größten Probleme der Studierenden und setzte sich daraufhin über eine bundesweite Kampagne für eine Verlängerung der Regelstudienzeit und Prüfungsfristen, für eine BAföG-Öffnung, eine digitale Teilhabegarantie, internationale Solidarität sowie für mehr Personal an Hochschulen ein. Die meisten dieser Forderungen hatten tatsächlich Erfolg und führten dazu, dass die Bundesländer die Regelstudienzeit verlängerten und einzelne Studierendenwerke zusätzliche Angebote der finanziellen Unterstützung von Studierenden eröffneten. Vor Ort habe es auch individuelle Programme und Hilfsangebote von Studierendenvertretungen gegeben, von der Unterstützung bei der Anwendung der neuen Online-Tools bis hin zur Ausgabe von digitalen Endgeräten. „Die digitale Lehre war ein wichtiges Mittel, um das Studium trotz der Pandemie so gut wie möglich weiterzuführen. Klar ist jedoch, dass dies nur eine notwendige Überbrückung darstellt und nicht zum Dauerzustand werden darf. Die Studierenden und auch die Lehrenden haben sich bewusst für Präsenzstudium und den persönlichen Austausch entschieden. Dazu gehören die Begegnungen auf dem Campus und das soziale Miteinander“, erläutert Daryoush.
Deshalb freut sich Daryoush nun mit der ganzen Studierendenschaft, dass für das kommende Wintersemester endlich wieder Präsenzbetrieb geplant ist und die Angebote aus dem Hochschulsport, Treffen auf dem Campus und der Austausch mit den Studierenden wieder möglich sein werden. Trotzdem bittet er seine Kommiliton:innen, weiterhin vorsichtig zu sein, sich impfen und regelmäßig testen zu lassen.
Im Fokus der fzs: die Problematik des BAföGs
Neben den Auswirkungen der Pandemie beschäftigt sich der fzs zurzeit mit einem weiteren wichtigen Thema: der notwendigen Reform des BAföGs zum 50. Geburtstag dieses Gesetzes. „Früher bot das BAföG einen Vollzuschuss, der keine Rückzahlung erforderte, und förderte über 45 Prozent der Studierenden. Aktuell sind es nur noch 11 Prozent der Studierenden, die BAföG-berechtigt sind, und diese erhalten auch nur die Hälfte der Förderung ohne Rückzahlpflicht. Daher haben wir uns mit einem Forderungskatalog an die Regierung und Parteienvertreter:innen gewandt. Wir hoffen auf eine zügige Reform beispielsweise durch die Aufnahme des Themas in das 100-Tage-Programm der kommenden Bundesregierung. Auf diese Kampagne sind wir sehr stolz“, betont der fzs-Vorstand.
Als weitere Herzensthemen nennt Daryoush die Anerkennung und Qualität der Lehre, die Bekämpfung von Diskriminierung und schlechten Arbeitsbedingungen an Hochschulen sowie den stärkeren Ausbau der Hochschulfinanzierung.
Die größten Herausforderungen sieht er unter anderem darin, die Hochschulpolitik auf Bundesebene zu politischem Gehör zu bringen. Zum einen gehe das Bundeswissenschaftsministerium nicht immer auf Forderungen ein, zum anderen bedürfe es durchaus auch einer stärkeren Beteiligung von noch mehr Studierenden: „Dies neben dem Studium und zusätzlich zu einem Nebenjob zu leisten, braucht sicherlich ein hohes Maß an Engagement.“ Denn Daryoush ist der vollen Überzeugung, dass sich der Aufwand lohnt: „Unsere Arbeit liegt darin, den Studierenden eine Stimme zu geben und tagtäglich auf die Herausforderungen im Studium hinzuweisen. Wir möchten das Studium und die Hochschulen zugänglicher machen und dazu beitragen, dass sie eine wichtige Aufgabe in unserem demokratischen System übernehmen. Dadurch bieten wir den Studierenden eine aktive Rolle in der Gestaltung der Hochschulpolitik und somit auch in einem wichtigen Teil der Gesellschaft an und wir setzen uns dafür ein, dass alle Student:innen in Deutschland von guten Studienbedingungen profitieren können.“
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Daryoush Danaii studiert den Master Politikwissenschaft an der Leibniz Universität Hannover. Dieses Jahr wurde er nach mehreren Jahren Engagement in verschiedenen Studierendenvertretungen während seines Bachelorstudiums in Lüneburg in den Vorstand des fzs gewählt. Dort setzt sich Daryoush für die Belange von Student:innen ein. Ein Steckenpferd ist dabei die Kampagne zur Reformierung des BAföGs. Unterstützer können diese unter www.bafoeg50.de unterzeichnen.