Frauen in der Informatik sind generell eher selten. Den Weg als Politikwissenschaftlerin in die IT zu finden, gehört allerdings zu den ganz besonders raren Fällen. Wie ein Quereinstieg nicht nur gelingen kann, sondern auch in ein Aufgabenfeld führt, das vom Engineering weltweit eingesetzter Software bis hin zur verantwortungsvollen Führung von Mitarbeitenden reicht, weiß Katharina Kahmann aus dem IT-Bereich von Hapag-Lloyd zu berichten.
Ihr beruflicher Weg führte Sie von einem Master in Politikwissenschaft zu einer PR-Agentur und von dort in die IT. Hätten Sie sich gerne früher Einblicke in die IT gewünscht, um dann vielleicht direkt und nicht über Umwege einzusteigen?
Diese Frage wurde mir tatsächlich schon einmal gestellt. Meine Mutter hat dieses Thema auch schon beschäftigt, weil Eltern sich natürlich immer nur das Beste für ihre Kinder wünschen. (lacht)
Einerseits denke ich, dass mir tatsächlich die Vorbilder dafür gefehlt haben, um mich frühzeitig mit der Informationstechnologie auseinanderzusetzen. Meine Eltern sind beide Juristen und ich kannte schlicht keine Erwachsenen, die irgendetwas mit IT zu tun hatten. Und auch darüberhinaus – muss man ehrlicherweise sagen – war das über Filme transportierte Bild des klassischen Informatikers eher das des männlichen Nerds, der klischeehaft in seinem Kellerzimmer vor sich hinprogrammiert. Das heißt, ich hatte damals einfach keine Vorstellung von der Vielfalt an Anwendungsfeldern und Berufsbildern, geschweige denn vom Arbeitsalltag in der Software-Entwicklung.
Andererseits bin ich in meinem Politik-Studium früh in eine Richtung gegangen, in der Technologie aus politik- und sozialwissenschaftlicher Perspektive beleuchtet wird. Ich erinnere mich etwa an eine Hausarbeit über RFID Chips, die ich im vierten oder fünften Semester in einem Kurs zu soziologischer Technikforschung geschrieben habe. Ich bin mir auch nicht sicher, ob zum Beispiel ein Informatikstudium die bessere Wahl gewesen wäre, auch wenn ich gerne früher Programmieren gelernt hätte. Obwohl ich jetzt als Quereinsteigerin fachlich fit genug für die Stelle als Team Lead für Entwickler:innen bin, glaube ich trotzdem, dass es auch viele Vorteile hat, mit einer anderen Perspektive auf technologische Fragen zu schauen.
Nach nur einem Jahr als IT-System-Engineer wurde Ihnen die Teamleitung angeboten. Wie hat sich dieser Vertrauensbeweis angefühlt?
Ich habe mich gefreut, aber habe erst einmal eine Nacht darüber schlafen wollen. Etwas überrascht war ich, zugegebenermaßen. Meine Vorgängerin ist kurz nach meinem Einstieg bei Hapag-Lloyd in Mutterschutz und anschließend in Elternzeit gegangen. Dadurch mussten viele eher organisatorische und koordinierende Tätigkeiten vom Team erledigt werden, was unsere Entwickler:innen eher belastet hat. Diese Dinge habe dann sukzessive ich übernommen, weil das zu meinen bisherigen Erfahrungen im Projektmanagement sehr gut gepasst hat. Die Teamleitung zu übernehmen war quasi die logische Konsequenz, zeitgleich aber auch ein wichtiger Schritt für mich und das Vertrauen seitens Hapag-Lloyd umso wertvoller. Meine Geschichte zeigt übrigens auch, wie wir hier „ticken“: In den meisten Unternehmen spielen ausschließlich langjährige Betriebszugehörigkeit und Hierarchiedenken eine wichtige Rolle. Bei Hapag-Lloyd zählt, was an Potenzial in einem erkannt wird und wie offen man für Herausforderungen ist.
Diese haben Sie angenommen und sind als Teamleiterin für sechs Kolleg:innen verantwortlich, mit denen Sie verschiedene Produkte entwickeln und verbessern. Welche sind das?
Wir kümmern uns hauptsächlich um die drei Teile unseres Freight Information System (FIS). Das FIS ist ein von Hapag-Lloyd entwickeltes System, in dem alle Prozesse des operativen Geschäfts rund um den Transport der Ware abgewickelt werden. Innerhalb dieses mächtigen Tools ist mein Team für die Bereiche Smart Container Monitoring, Maintenance & Repair und Fleet Administration verantwortlich.
Was kreieren Sie darüber?
Über einen Blick in unsere Applikationen wissen unsere Kolleg:innen in aller Welt, wo sich unsere Container befinden und in welchem Zustand sie sind. Dank unseres Screens stellen wir fest, ob ein Container zum Beispiel gerade in Shanghai an Bord gegangen oder in Hamburg im Depot eingetroffen ist. Auch wenn Container erworben oder repariert werden, erfassen wir dies über unsere Screens.
Die Herausforderung für mein Team besteht derzeit darin, dass wir zwei wirklich dicke Bretter auf einmal bohren müssen. (schmunzelt) Einerseits müssen wir aus technischen Gründen alte Systemteile transformieren und jede Menge Legacy Code ablösen. Andererseits liefern wir im Bereich Smart Container Monitoring mit „Hapag-Lloyd LIVE“ ein damit zu verzahnendes, neues System mit einem hohen Grad an Innovation, welches hinsichtlich der digitalen Möglichkeiten state of the art ist.
Bezieht sich Ihr Leitspruch Making Containers Smart auf „Hapag-Lloyd LIVE“?
Ganz genau! Hapag-Lloyd stattet aktuell die gesamte Containerflotte mit Echtzeit-Tracking aus, was uns etwa GPS-basierte Standortdaten oder Informationen über plötzliche Erschütterungen liefert.
Hier sind wir übrigens weltweit die ersten Anbieter mit einem derart umfangreichen Tracking-Tool. Schon 2019 haben wir unsere Kühlcontainerflotte mit Sensoren ausgestattet, um sicherzustellen, dass die Temperatur immer konstant bleibt. Ich war damals zwar noch nicht in der Verantwortung, kann heute aber auf die phantastische Vorarbeit meiner Kolleg:innen zurückgreifen.
Mehr zu Hapag-Lloyd als Arbeitgeber kannst du auf HI:TECH CAMPUS nachlesen.
Was macht die IT-Arbeit in der Schifffahrtslogistik aus Ihrer Sicht spannend?
Bevor ich zu Hapag-Lloyd kam, hatte ich keine Ahnung davon, wie vielseitig und spannend diese Branche ist! Als Außenstehender vermutet man, einen Container von A nach B zu verschiffen, sei eine simple Sache. Die Realität ist aber ganz anders und hochkomplex – und gerade dies macht den Reiz aus. Wobei ich sicherlich extremes Glück mit meinem Arbeitgeber habe: Ich lerne bei Hapag-Lloyd jeden Tag etwas Neues, arbeite in einem internationalen Umfeld mit großartigen Kolleg:innen und habe darüber Kontakt zu Menschen aus aller Welt. Da kann dann schon mal Fernweh entstehen. (lacht)
Der Umgang ist fast schon familiär und – was mir persönlich besonders wichtig ist – man wird enorm unterstützt in seinen Aufgaben und findet immer Gehör bei Problemen. Dies führt auch dazu, dass neben der Arbeit an den digitalen Produkten der Kontakt zu unserer Basis – der Schifffahrt – immer unser wichtigster Kompass bleibt. Neulich war ich zum Beispiel mit meinem Team in einem Container-Depot und wir haben uns die Prozesse vor Ort erklären lassen.
An welche Vorstellungen von Führung orientieren Sie sich?
Ich glaube fest daran, dass es elementar ist, sich grundsätzlich auf Augenhöhe zu begegnen – vollkommen unabhängig vom Hierarchielevel. Und ich sehe immer den Menschen im Ganzen und niemals nur dessen Rolle im Team. Das heißt, dass auch meine Erwartungen angepasst sein müssen an persönliche Situationen meiner Mitarbeitenden. Diesen Blick auf den Menschen lebe ich nicht nur als Teamleitung, sondern auch privat.
Und worauf freuen Sie sich in den nächsten Monaten?
Auf den Sommer! Ich liebe es, nach Feierabend in den nächsten See zu springen oder am Wochenende ans Meer zu fahren. Das Leben besteht ja nicht nur aus Arbeit.
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