Warum Datenwerkzeuge weiterentwickelt und geschärft werden müssen, um die neuen Geschäftsmodelle bei Mandanten prüfen zu können, erklärt Interviewpartner Holger Klindtworth. Er ist seit 25 Jahren im Beruf und seit 10 Jahren bei Ebner Stolz – und bezeichnet sich selbst als einen „IT-Prüfer aus Leidenschaft”.
In Ihrem Geschäftsbereich IT-Revision beschäftigen Sie sich mit den Herausforderungen, welche die Digitalisierung für Unternehmen und ihre Geschäftsmodelle mit sich bringen. Mit welchen Fragestellungen werden Sie konfrontiert?
Die Fragestellungen sind sehr vielfältig, lassen sich aber in drei wesentliche Klassen einteilen: Zum einen sind es die Fragestellungen, die sich aus den Veränderungen der Geschäftsmodelle und -prozesse durch die Digitalisierung ergeben, wie zum Beispiel der Einsatz von Kundenportalen mit automatisierter Bestellabwicklung, die Anpassung einer Preisgestaltung auf Basis von Echtzeitabverkaufsdaten oder eine KI-gestützte Buchungskontierung. Die zweite Kategorie ergibt sich aus den Veränderungen der Basis allen digitalen Seins – der technischen (IT-)Infrastruktur, wie zum Beispiel Cloud-Lösungen. Die dritte und bei weitem nicht die unwichtigste Kategorie sind die Fragestellungen rund um die neuen Anforderungen an den Menschen. Etwa: Was sind die notwendigen Qualifikationen der Fachkräfte in der Zukunft und für die Firmen? Wie kommt man an diese Fachkräfte?
Um uns Ihrer Arbeit einmal über zwei konkrete Aufgabenstellungen zu nähern: Wie gehen Sie vor bei der Prüfung von IT-Sicherheit oder IT-Compliance und was muss man dafür mitbringen?
Technisches Know-how ist eine zwingend notwendige Voraussetzung für gute Prüfungsarbeit. Aber darüber hinaus ist ein schnelles und umfassendes Verständnis der Gesamtsituation dringend erforderlich. Dazu gehört das Wissen über den Mandant, seine Geschäftsmodelle und seines Marktumfeldes, aber natürlich auch das Verständnis der rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen und ihre Bedeutung im konkreten Fall.
Wie man bei einer Prüfung von IT-Sicherheit beziehungsweise IT-Compliance genau vorgeht, lässt sich dagegen weniger einfach beantworten. Auch wenn sich Problemfälle ähneln, ist jede Prüfung einzigartig. Wesentlich ist in jedem Fall ein gut gefüllter, auch zum Teil digitaler Werkzeugkasten verbunden mit viel Erfahrung und einer ständigen Weiterbildung.
Um mit diesem zu arbeiten, suchen Sie Software Developer. Welche Herausforderungen erwarten diese?
Tatsächlich ähnelt die interne Herausforderung in der Entwicklung sehr den Herausforderungen in unseren externen Projekten – es ist vor allem die Vielfalt, die unsere Aufgaben auszeichnet. Durch die Breite unseres Angebots gegenüber unseren Mandanten wächst natürlich auch der Bedarf an unterschiedlicher Softwareunterstützung. Vom Umsatzsteuercockpit über unser umfangreiches Datawarehouse mit Prüfungsdaten bis hin zur Vertragsanalyse mit KI im Rechtsbereich spannt sich hier der Bogen.
Passiert es, dass Kunden von Ihnen auch konkrete Implementierungen erwarten?
Unsere Softwareentwickler sind unsere Werkzeugmacher. Sie versorgen uns vor allem mit den Werkzeugen, die wir in unseren aktuellen und zukünftigen Projekten benötigen. Aber natürlich gefällt dem einen oder anderen Mandanten auch eines unserer glänzenden Werkzeuge und sie möchten diese für ihre eigenen Zwecke nutzen. Dann wird man sich schon einig. Aber das ist eher die Ausnahme, wir sind – noch – kein Softwarehaus.
Setzen Ihre Kunden auf Präsenz vor Ort?
In Sachen Reisetätigkeit haben sich die Zeiten generell durch die Pandemie geändert. Wir haben schon vor COVID-19 zum Teil mit Remote-Prüfungen gearbeitet. Das war zu Beginn der Pandemie ein echter Erfahrungsvorsprung und einer der Gründe, warum wir so erfolgreich durch die Corona-Krise gekommen sind. Allerdings haben die Mandanten in der Vergangenheit eher eine Vor-Ort Prüfung von uns erwartet; das hat sich mittlerweile komplett gedreht und wird auch nach der Pandemie weitgehend Bestand haben. Hatten wir früher Reiseanteile von zirka 50 Prozent, rechne ich in Zukunft mit maximal 10 bis 20 Prozent.
Ebner Stolz konzentriert sich stark auf die Champions des Mittelstandes. Ist dort der Anpassungsdruck der Digitalisierung nicht noch größer als bei internationalen Industriekonzernen?
Erst einmal ist für uns jeder Mittelständler ein Champion! Was den Mittelstand auszeichnet, ist die Vielfalt, die hohe Dynamik und der unternehmerische Spirit. Dadurch besteht bei vielen Mittelständlern eine richtiggehende Aufbruchstimmung und das macht natürlich einen großen Reiz für uns aus, die Unternehmen auf Augenhöhe zu begleiten und als echte Unterstützung und Teil der Mission wahrgenommen zu werden.
Von Berufseinsteigern erwarten Sie bei manchen Ihrer Stellenausschreibungen ausgeprägte IT-Affinität. Warum ist diese wichtig in der Wirtschaftsprüfung?
Die Informationsverarbeitung bildet die Grundlage digitaler Geschäftsprozesse und damit auch die Grundlage sowohl der Bilanz als auch der Steuererklärung. In unserer Branche ist inzwischen absolutes Teamwork zwischen Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern und sogar Rechtsanwälten angesagt. So wie wir von unseren IT-Revisoren betriebswirtschaftliches, steuerliches und zum Teil rechtliches Basiswissen erwarten, erwarten wir von den anderen Bereichen IT-Kenntnisse. Man muss die Probleme insgesamt verstehen, um sie dann im Team zu lösen.
Gerade wenn man als Informatiker noch keine Berührungspunkte mit Prüfung hatte, ist eine fundierte Weiterbildung elementar. Welche Angebote haben Sie für Ihre neuen Mitarbeiter?
In der IT-Revision werden vier wesentliche Kenntnisbereiche erwartet. Das sind zunächst die Themen Informationstechnologie, Betriebswirtschaft und Prüfungswesen. Der vierte Kenntnisbereich betrifft den Umgang mit Mandanten. Absolventen oder andere Bewerber mit eher geringer Berufserfahrung haben je nach Ausbildung in der Regel in einem oder mehreren der Bereiche noch Kenntnislücken. Dies ist eine Situation, die wir sehr gut und seit langem kennen und auch erwarten! Deshalb stecken wir sehr viel Zeit, Geld und Energie in die ergänzende Ausbildung unserer Mitarbeiter. Dies geschieht im Rahmen unserer Ebner Stolz Akademie und einem individuellen Förder- und Ausbildungsprogramm für jeden Mitarbeiter.
Welches Konzept steht dahinter?
Das Konzept der Akademie basiert zum einen auf einer breiten fachlichen Ausbildung in den klassischen Themen rund um Prüfung und Beratung, zum anderen hat die Akademie auch die persönliche Weiterentwicklung zum Beispiel über Seminare zur Gesprächsführung, zum Zeitmanagement oder zur Rolle der Führungskraft et cetera im Blick. Unsere Ausrichtung liegt auf langfristigen Arbeitsbeziehungen zu unseren Mitarbeitern. Unser Ausbildungsprogramm läuft nicht nur wenige Wochen, sondern erstreckt sich konzeptionell über mehrere Jahre hinweg. Die Ausbildungsmodule bauen aufeinander auf und werden durch individuelle Förder- und Ausbildungsmaßnahmen ergänzt. Gerade diese Kombination aus Langfristigkeit, Kontinuität und Individualität kommt bei unseren Mitarbeitern sehr gut an.
Gibt es spezielle Möglichkeiten für Bachelor-Absolventen der Informatik, die mit einem berufsbegleitenden Masterstudium ihr Profil stärken möchten?
Ein hoher Grad an Individualität ist Bestandteil unserer Unternehmens-DNA. Deshalb unterstützen wir spezielle berufsbegleitenden Konzepte – sei es ein Masterstudium, eine Doktorarbeit oder ein thematisch naheliegendes Zweitstudium. Für all das entwickeln wir gemeinsam mit dem Mitarbeiter eine Lösung, sei es durch abweichende Arbeitszeitmodelle oder andere Formen der Unterstützung. Aber unsere Flexibilität hört nicht beim Thema Ausbildung auf. Da wir aus einer langfristigen Perspektive kommen, wissen wir, dass Mitarbeiter auch besondere Lebensphasen nach der Ausbildung haben, in denen Bedarf nach flexiblen Regelungen besteht, etwa wenn Kinder kommen und noch klein sind oder aber nahestehende Personen gepflegt werden müssen. Auch hierfür haben wir passende Modelle.
Was denken Sie, an welchen Stellen die Wirtschaftsprüfung in den kommenden Jahren den größten Digitalisierungsschub bekommen wird und welches sind die Treiber dieser Entwicklung?
Wie heißt es so schön: „Daten sind das neue Gold oder auch Öl“ – das macht natürlich auch vor der Wirtschaftsprüfung nicht Halt. Es gilt, die eigenen Datenwerkzeuge weiterzuentwickeln und zu schärfen, weil die neuen Geschäftsmodelle beim Mandanten sonst nicht mehr prüfbar sind. Hoher Integrationsgrad über verschiedene Plattformen und Massentransaktionen – das ist die große Herausforderung und der stellt sich die Branche im Allgemeinen und Ebner Stolz im Besonderen.
Für welche Digital Talents mit ausgeprägtem IT-Know-how ist Ebner Stolz der passende erste Arbeitgeber und welches Versprechen können Sie denjenigen machen, die bei Ihnen ihre Karriere starten?
Für diejenigen, die sich auch in Zukunft ständig persönlich und fachlich weiterentwickeln wollen, die kreativ sind, über den Tellerrand hinausschauen wollen und das große Ganze nicht aus dem Blick lassen. Für alle, die Vielfalt in der täglichen Aufgabenstellung lieben, ist Ebner Stolz der richtige Arbeitgeber. Ein Versprechen fällt mir insofern besonders leicht: Es wird niemals langweilig!