„Es geht nicht darum, den perfekten Plan zu haben“
Vom Leistungssport zur Leinwand – Luise Großmann war erfolgreiche Leichathletin, bevor sie sich dazu entschied, ihrem Leben eine völlig neue Richtung zu geben und Schauspielerin zu werden. An ihrem aktuellen Film Uppercut ist sie nicht nun nur als Schauspielerin, sondern auch als Produzentin beteiligt. Im Interview spricht Luise Großmann über diese Stationen auf ihrem Lebensweg und erzählt, wie man den Mut findet, sich beruflich neu zu orientieren.
Sie waren Leistungsportlerin und arbeiten jetzt als Schauspielerin. Wie kam es zu diesem „Karrierewechsel“?
Das war nicht der klassische Ich-höre-auf-und-mache-was-neues Moment. Es hat sich einfach entwickelt – aus dem Leben heraus.

Ich war voll im Leistungssport, habe jahrelang darauf hingearbeitet, war mit 14 die beste Deutsche im Stabhochsprung. Und dann kam die Erkenntnis: Mein Körper macht das nicht auf Dauer mit. Das war nicht leicht zu akzeptieren. Ich war es gewohnt, ein klares Ziel zu haben, mich immer weiter zu pushen. Und dann? Plötzlich dieser Freiraum, aber auch diese große Frage: Wo will ich eigentlich hin?
Ich wusste nur, dass ich nicht einfach irgendwas machen will, sondern etwas, das mich wirklich erfüllt. Und so bin ich ins Schauspiel gerutscht. Erst kleine Sachen ausprobiert, dann gemerkt: Da ist was, das mich nicht loslässt. Und irgendwann war klar: Ich will das wirklich.
Dass meine Erfahrung aus dem Sport mir dabei hilft – die Disziplin, der Umgang mit Druck – wurde mir erst später bewusst. Aber genau diese Kombination aus mentaler Stärke und dem Bedürfnis, mich künstlerisch auszudrücken, hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin.
Inzwischen sind Sie nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Produzentin tätig. Ist das eine große Umstellung?
Ja und nein. Als Schauspielerin bin ich voll im Moment, fokussiere mich nur auf meine Figur. Als Produzentin bin ich die, die den Überblick behalten muss – Finanzierung sichern, das Team zusammenbringen, kreative Entscheidungen treffen. Man trägt die Verantwortung, dass aus einer Idee tatsächlich ein Film wird.
Die größte Umstellung war für mich das Tempo: Schauspiel ist oft ein intensiver, aber kurzer Prozess. Produktion ist ein Marathon. Ein Film wie Uppercut entsteht nicht über Nacht, sondern über Jahre. Aber genau das liebe ich daran – dass ich nicht nur darauf warten muss, dass jemand sagt Hier, das ist deine nächste Rolle, sondern aktiv gestalten kann. Mir war immer wichtig, nicht nur Teil von etwas zu sein, sondern Dinge auch selbst mit auf die Beine zu stellen.
Woher nimmt man den Mut, sich auf seinem Lebensweg neu zu orientieren oder ein zweites Standbein aufzubauen?
Ich glaube, man darf sich nicht zu lange von Was, wenn es schiefgeht? ausbremsen lassen. Es geht nicht darum, den perfekten Plan zu haben. Es geht darum, es einfach mal zu machen. Klar, Zweifel gehören dazu. Aber oft entstehen aus den Momenten, in denen man sich lost fühlt, die spannendsten Entwicklungen.
Gerade in Deutschland wird oft zuerst darüber nachgedacht, warum etwas nicht klappen könnte. In den USA ist die Mentalität oft eine andere – mehr Chancen- als Risiko-orientiert. Risiken gibt es sowieso. Aber wenn man von vornherein nur darüber nachdenkt, braucht man gar nicht erst anzufangen. Und das heißt natürlich nicht, dass hier in den USA alles easy ist – ganz im Gegenteil, die Konkurrenz ist brutal. Aber es gibt eine andere Grundmotivation. Eine Haltung von Why not? Probier’s aus! und auch diesen Gedanken: Alles ist möglich.

Ich habe mich getraut, größer zu denken, ohne Angst zu haben, dass mich jemand dafür auslacht. Diese Freiheit im Kopf macht einen riesigen Unterschied. Natürlich läuft trotzdem nichts von selbst. Aber wenn man sich traut, den ersten Schritt zu machen, dann kann sich eine Tür öffnen, die man vorher nicht mal gesehen hat.
Und wenn du noch nicht weißt, wo er dich hinführt? Wenn du merkst, es fühlt sich gut an, dann geh weiter. Und wenn nicht? Dann hast du was gelernt.
Außerdem finde ich es immens wichtig, auch vermeintlich kleine Zwischenziele zu feiern. Zu oft sind wir nur fokussiert auf das ganz Große am Ende des Weges, orientieren uns nur nach oben, sehen nur was wir nicht haben und nicht das, was wir schon geschafft haben.
Für mich war allein dieser Moment am Set in Los Angeles zu stehen und mit einer Legende wie Golden Globe Gewinner Ving Rhames drehen zu dürfen, der sonst mit Leuten wie Tom Cruise arbeitet, definitiv einer dieser kleinen großen Momente, wohl wissend, was danach noch an Arbeit auf uns zukommen würde…
Ein weiteres inspirierendes Role Model aus der Filmbranche findest du hier.