Diese Neu-Unternehmen mischen den E-Commerce auf
Hier dreht sich Vieles um das Thema „Handel”. Den Auftakt machen drei online Start-ups, die neue Potenziale im digitalen Handel identifiziert haben. Aber wie findet man eigentlich seine Nische im E-Commerce und wie macht man die eigene Handelsplattform bekannt? Drei spannende Gründerteams geben Auskunft – und inspirieren vielleicht sogar den einen oder anderen Leser, sich selbst kreative Gründerideen zu machen.
Lizza: die Low Carb-Pizza
Eure Geschäftsidee ist Low-Carb-Pizza. Was macht sie ideal für E-Commerce?
Es gibt zwei große Bereiche, die wir bedienen: online mit unserem Web-Shop und offline mit dem Lebensmitteleinzelhandel. Im Online-Bereich verkaufen wir außerdem auch über Amazon. E-Commerce lohnt sich aus unserer Sicht, weil wir hier sehr eng mit unseren Kunden zusammenarbeiten können und direktes Feedback erhalten. Außerdem können wir so noch viel ausprobieren, die Ergebnisse sind gut messbar beziehungsweise skalierbar. Es werden generell sicher immer mehr „customized Angebote” in den Markt drängen.
Welche bisher ungenutzten Chancen seht ihr für online Start-ups gegenüber dem stationären Handel?
Es ist spannend, Produkte bereits im Entwicklungsstadium zu testen – wir haben mittlerweile hunderte kostenfreie Probepakete an treue Kunden verschickt, um zu sehen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Das ist im traditionellen Handel so kaum möglich. Meinungsumfragen, Userverhalten beobachten und Tests sind ohne Zwischenhändler am einfachsten und effektivsten umzusetzen. Außerdem können wir uns gezielt über Produktbundles, Kaufmengen, Kaufhäufigkeiten und Preisschwellen informieren und sie testen. Wir geben unseren Verkaufskanal nicht aus der Hand und erhalten so das unverfälschte Feedback. Zudem ermöglicht der E-Commerce eine sehr schnelle Reaktion auf Ereignisse, im stationären Handel sind immer einige Wochen Vorlaufzeit nötig. Kurzum: Wir freuen uns, durch den Einzelhandel die Massen zu erreichen und die Lebensmittellandschaft mit unseren Produkten zu bereichern. Wir behalten auch weiterhin unseren eigenen Kanal bei, um uns ein wenig zu diversifizieren und auszuprobieren.
Für viele mögliche Gründer ist natürlich auch immer die Frage interessant, wie ihr euer Unternehmen zu Beginn finanziert habt?
Wir hatten die ersten Monate mit mehreren 10.000 Euro aus unseren Ersparnissen finanziert, bis dann der erste private Kredit folgte. Der große Sprung kam aber durch unsere Teilnahme an der Gründershow „Die Höhle der Löwen“. Carsten Maschmeyer und Frank Thelen investierten gemeinsam 150.000 Euro in unsere Idee einer Low-Carb-Pizza. Abgesehen davon haben wir schon sehr früh Umsätze generiert, sodass wir auch ohne weitere externe Mittel sehr gut wachsen konnten.
Welche neuen Trends werden im E-Commerce in Zukunft eine Rolle spielen?
Es wird weiter um optimale User Experience und Customized Angebote gehen. Deshalb spielt gutes Online Marketing eine entscheidende Rolle. Die Kunden wollen wissen, wer hinter dem Produkt steht – sehr viele lesen unsere Geschichte auf der Website, scrollen durch Instagram und Facebook und kaufen erst dann, wenn wir sie auch von uns als Unternehmen überzeugt haben.
… Trend erkannt & Chance ergriffen: online Kekse konfigurieren
Was sind deine Online Marketing-Tricks, durch die du trotz wenig Budget sehr schnell sehr bekannt geworden bist?
Ich setze vor allem auf soziale Netzwerke, vorrangig Facebook und Instagram. Mein Vorgehen ist bis heute Start-up pur: Ich arbeite noch immer mit sehr kleinem Budget, weil das für mich bisher super funktioniert. Ich profitiere bei meinen individualisierten Keksen aber auch von einem gewissen Schneeballeffekt; die Kekse bestellen viele als Geschenk und geben sie weiter, aus einem Kunden werden so schnell zehn und dann 100. Außerdem lege ich jeder Bestellung einen extra „Danke”-Keks bei – das freut meine Kunden und hinterlässt ein gutes Gefühl!
Welche aktuellen Entwicklungen und Tendenzen prägst du mit deinem Start-up mit?
Die Digitalisierung des Handwerks ist die Kerbe, in die ich mit dem Keks-Kreator schlage. Ein alltägliches Produkt, das (fast) jeder mag, das leicht und wirtschaftlich herzustellen und individualisierbar ist. Es freut mich, damit mitbestimmen zu können, in welche Richtung sich das traditionelle Handwerk entwickelt.
Was bereitet dir derzeit Magenschmerzen im Bereich E-Commerce?
Als Sorgenkind sehe ich die Sicherheit im Online-Bereich: gestohlene Adressen oder Paypal-Daten, Hacking-Angriffe auf den Online-Shop; Cyberkriminalität ist ein Thema, das leider gemeinsam mit dem E-Commerce-Sektor wachsen wird und dem die Branche deshalb künftig gezielt Aufmerksamkeit widmen muss.
Designermöbel für dich und mich: der Online-Marktplatz MöbelFirst
Welche aktuellen Entwicklungen und Tendenzen prägt ihr mit eurem Start-up mit?
Auf MöbelFirst kaufen Online-Kunden Marken- und Designermöbel vom stationären Fachhandel aus ganz Deutschland. Wir machen den Markt zugänglich für Online-Shopper, da viele Marken nicht im Internet sind. Damit unterstützen wir auch kleine und mittelständische Händler, im Internet Umsätze ohne eigenen Online-Shop zu schreiben. Wir glauben, der stationäre Markt in Verbindung mit digitaler Kundenkommunikation bis hin zum digitalen Abverkauf hat enormes Potenzial. Wir arbeiten also mit dem stationären Handel und nicht gegen ihn. Dass die Verbindung beider Welten wird in Zukunft den erfolgreichen Fachmöbelhändler ausmachen, davon sind wir überzeugt. Für die Kunden ist das ein großer Vorteil, da sie auf beide Kompetenzen vertrauen können.
Welche bisher ungenutzten Chancen seht ihr im E-Commerce gegenüber dem stationären Handel?
Die nachhaltige Zusammenarbeit von stationärem und digitalem Know-how. In der Zusammenführung warten viele Herausforderungen: Aufbereitung von Datenmaterial, aber auch die gegenseitige Erwartungshaltung von uns und den Händlern an die Projekte. Erst wenn beide die Zusammenarbeit auf Augenhöhe verstehen und an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert sind, kann das ganze Potenzial entfaltet werden. Das ist enorm spannend! Unser Team ist dankbar dafür, eine konservative Branche grundlegend zu verändern.
Wohin geht denn generell die Reise im E-Commerce?
Produkt und Beratung werden für die Kunden im Mittelpunkt stehen und sind somit auf der Agenda der Entscheider ganz oben. Das klingt zunächst einfach, aber engagierte und wache Leute am Telefon können für ein online Start-up Erfolgsfaktoren sein. Die Aufmerksamkeitsspanne von Kunden ist online nach unseren Erfahrungen sehr gering. Deshalb gilt wie im stationären Handel: Der erste Eindruck zählt. Wenn ein Kunde zum Hörer greift oder schreibt, muss beim Verkäufer der Puls hochgehen. Unser Eindruck ist, dass die Kunden dann bereits im letzten Schritt ihrer Entscheidung sind. Zumindest bei vier- bis fünfstelligen Warenkörben, die wir bei MöbelFirst bedienen.