Man stelle sich vor, ganz Deutschland wäre von einer dünnen Schicht aus Plastikmüll überzogen. Multipliziert man diese Fläche dann mit dem Faktor 4,5, hat man in etwa die Größe des Great Pacific Garbage Patch, ein Müllstrudel, der nordöstlich von Hawaii verortet wird und aus ca. 80.000 Tonnen Plastikmüll besteht. Dabei ist dies nur ein Bruchteil dessen, was jährlich an Plastik weltweit in die Meere gelangt. Es wird geschätzt, dass bis zum Jahr 2050 – insofern nichts dagegen unternommen wird – mehr Müll als Fische in den Meeren herumschwimmen wird.
Die Architektin Marcella Hansch hat es sich vor ein paar Jahren zur Aufgabe gemacht, dem Eintreten dieses Szenarios entgegenzuwirken. Für ihre Masterarbeit im Architekturstudium entwickelte sie das Modell einer schwimmenden Plattform, die Plastikpartikel aus dem Wasser filtert. Mittlerweile hat sie für ihr Projekt einen gemeinnützigen Verein gegründet, der von über dreißig ehrenamtlichen Mitarbeitern aus den verschiedensten Disziplinen unterstützt wird.
Die Funktionsweise der Plattform wurde von Marcella folgendermaßen konzipiert: Durch die Kanalführung der Plattform wird die Meeresströmung beruhigt, die Plastikteilchen steigen auf und werden eingesammelt. Folglich kommen bei der Prozedur keine Netze zum Einsatz, die Fische oder andere Meeresbewohner beeinträchtigen und gefährden könnten. Als ob dies nicht bereits beeindruckend genug wäre, soll die Plattform mithilfe eines speziellen Verarbeitungsverfahrens des gesammelten Plastiks auch noch energetisch autark funktionieren.
Zukunftsmusik oder realistisch umsetzbare Vision? Schwer zu sagen. Denn so vielversprechend sich all das auch anhören mag, bis jetzt ist die Plattform nur ein theoretisches Konzept. Marcella arbeitet mit ihrem Team jedoch eifrig daran – neben ihrem Vollzeitberuf als Architektin wohlgemerkt – dass sich dies so schnell wie möglich ändert.
Marcellas Beispiel verdeutlicht, wie bedeutend junge, ambitionierte Menschen sind, die Probleme identifizieren, eine Vision entwickeln und letztendlich dazu beitragen, dass unsere Welt ein klein wenig besser wird. Dass das sehr ambitionierte Projekt noch einen weiten Weg zu gehen hat ist nicht schwer zu sehen – der Wille von Marcella und ihrem Team das Projekt zu Ende zu führen ist jedoch auch unbestritten, und das ist doch eigentlich was zählt.