Wir bei KPMG arbeiten anders, als Du vielleicht denkst. Wirtschaftsprüfer:innen gelten oftmals als steif, verstaubt sowie zahlenverrückt, und das sie zwischen Schreibtisch und Aktenschrank festsitzen. Soweit das gängige Klischee. Doch was ist dran am Image der mit Zahlen jonglierenden Häckchenmacher:innen und den sich türmenden Aktenbergen? Lea ist Senior Managerin im Bereich Audit und prüft und berät Mandant:innen zum Thema Nachhaltigkeitsreporting. Gemeinsam mit ihr schauen wir nicht nur im wörtlichen, sondern auch im übertragenden Sinne mal hinter die Kulissen – und „out of the box(office)“ – von KPMG.
Lea, Du sitzt im neuen Office in Hamburg. Beschreibe doch einmal Deine Arbeitsumgebung.
Ja, wir sitzen jetzt im Springerquartier im Herzen Hamburgs. Unser Bürokonzept sieht wie folgt aus: Die Stockwerke sind nach Fachbereichen aufgeteilt, wobei jedes Stockwerk gleich organisiert ist. Weder Mitarbeitende noch Führungskräfte haben einen eigenen festen Schreibtisch. Alle Kolleg:innen können sich über eine App Arbeitsplätze bzw. Büros buchen. Das ist immer zwei Wochen im Voraus möglich. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten der Arbeitsplatzwahl, je nachdem, welche Arbeitsweise für die anstehenden To-dos am sinnvollsten ist. Es gibt Einzel-, Partner- und Gruppenbüros, aber auch verschiedene freie Flächen mit mehreren Arbeitsplätzen. Diese haben jeweils ein Motto, wie z. B. der „Green Garden“, in dem durch grünen Boden, Holzapplikationen und Schreibtischen mit toller Holzoberfläche sowie zahlreichen Pflanzen eine Gartenatmosphäre herrscht, oder die „Private Zone“, bei der die einzelnen Plätze von hohen Wänden umgeben sind, sodass man geschützt arbeiten kann. Dazu haben wir auch Meetingräume, die entweder mit Stehtischen und großen Bildschirmen ausgestattet sind, oder in denen bspw. durch Sessel und Sofas eher eine Art Loungecharakter herrscht.
Meiner Meinung nach trägt dieses moderne Bürokonzept dazu bei, die Agilität und Innovationskraft der Mitarbeiter:innen zu stärken und ihren unterschiedlichen Arbeitsbedürfnissen Rechnung zu tragen – je nachdem, ob man an einem Tag konzentrierte und fokussierte Stillarbeit verfolgen, oder am nächsten gemeinsam neue und innovative Ideen brainstormen möchte.
»Potenzialentfaltung, Work-Life-Balance und Achtsamkeit – sich selbst und seinem Umfeld gegenüber – sind nun zentrale Themen in der Arbeitswelt. «
Dann ist das die Arbeitsweise der Zukunft?
Ja. Die Organisation von Privatleben und Arbeit hat sich vor allem durch die Digitalisierung in den letzten Jahren stark verändert. Aber auch Potenzialentfaltung, Work-Life-Balance und Achtsamkeit – sich selbst und seinem Umfeld gegenüber – sind nun zentrale Themen in der Arbeitswelt. Anders formuliert: Die Arbeit passt sich immer mehr dem Leben an, nicht umgekehrt. Um Mitarbeiter:innen „fleXwork“ zu ermöglichen, muss auch ein flexibles und agiles Arbeitsumfeld geschaffen werden. Das gelingt KPMG durch das neue Bürokonzept und die Möglichkeit des Remote Workings sehr gut. Egal ob bei Mandant:innen, im Homeoffice, in Einzelbüros oder offeneren Büroflächen: Wir Mitarbeiter:innen können in Absprache mit den Vorgesetzten selbst entscheiden, wie wir arbeiten möchten. An zahlreichen Standorten gibt es zudem sogenannte „Ignition Center“ – Work Spaces, die gezielt der Entwicklung kreativer Ideen und neuer Konzepte dienen sollen – wenn also im wortwörtlichen Sinne die kreativen Funken sprühen sollen.
Unsere Arbeitswelten
Wurdet ihr bei der Organisation des Themas New Work in die Planung miteinbezogen?
Es gab eine Onlinebefragung für alle Mitarbeitenden und einen Ideenwettbewerb, innerhalb derer wir unsere Wünsche und Anregungen platzieren und neue Lösungen vorschlagen konnten. So wurden beispielsweise Gestaltungsideen für ein echt nordisches Namenskonzept oder Vorschläge für variable Fotowände eingebracht, die dann auch so umgesetzt wurden, um unseren Heimathafen Hamburg mit dem hanseatischen Lokalkolorit zu versehen und unseren Teamspirit auch visuell deutlich zu machen. Im Moment ist die Büroausstattung kurzfristig an die Corona-Situation angepasst worden. Räume, die eigentlich für kleinere Meetings und Brainstorming-Sessions konzipiert wurden, sind kurzerhand zu Einzelbüros umfunktioniert und mit zusätzlichen Bildschirmen ausgestattet worden.
Die Räume, in denen wir arbeiten, sind also mehr denn je auf die jeweiligen Bedürfnisse ausgerichtet. Das hilft wiederum dabei, das eigene Potenzial überhaupt erst voll entfalten und stärkenorientiert arbeiten zu können.
»Mein Ziel ist es, die perfekte Mischung aus Remote Working und der Arbeit vor Ort zu finden. So bewahre ich mir meine Flexibilität und verliere trotzdem nicht das, was meinen Job ausmacht: die persönliche Zusammenarbeit im Team.«
Inwiefern hat sich Deine Art zu arbeiten seit der Corona-Pandemie verändert?
Das Konzept des Remote Workings funktioniert für uns super – und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Für uns war schon immer normal, nicht nur von der Niederlassung aus zu arbeiten, sondern auch unterwegs und vor Ort bei den Mandant:innen. Durch unsere technische Ausstattung konnten und können wir immer sehr flexibel arbeiten. Das war natürlich bei Ausbruch der Pandemie von großem Vorteil.
Neben meiner Tätigkeit in der Prüfung von nicht finanziellen Erklärungen und von Nachhaltigkeitsberichten, unterstütze ich unsere Mandant:innen beim Aufbau von passenden Berichtssystemen sowie bei der Integration von Nachhaltigkeit in Governance-Strukturen in das Kerngeschäft des Unternehmens. Spannend ist aktuell vor allem das erstmalige Reporting der EU-Taxonomieangaben, das wir beispielsweise in sogenannten Readiness Assessments, einer Art Trockenlaufübung, gemeinsam mit den Mandant:innen durchspielen, sodass sie für die Prüfung zum Geschäftsjahresende gut aufgestellt sind. In Nicht-Corona-Zeiten wäre ich normalerweise sehr viel unterwegs und bei den Mandant:innen vor Ort, so läuft nun alles virtuell ab.
Auch wenn technisch und organisatorisch das virtuelle Arbeiten problemlos möglich ist, fehlt mir der persönliche Austausch mit den Mandant:innen und meinem Team jedoch schon sehr. Mein Ziel ist es daher, die perfekte Mischung aus Remote Working, der Arbeit vor Ort und in der Niederlassung zu finden. So bewahre ich mir meine Flexibilität und verliere trotzdem nicht das, was meinen Job ausmacht: die persönliche Zusammenarbeit im Team und der direkte Austausch mit den Mandant:innen.
Wie schaffst Du es, das Beste aus beiden Welten zusammenzuführen?
Wie sicherlich viele andere Unternehmen, haben wir sehr schnell Wege und Möglichkeiten gefunden, die virtuelle Zusammenarbeit abwechslungsreicher und persönlicher zu gestalten. So finden beispielsweise Get Togethers oder Happy Hours auch mal auf virtuellem Wege statt. Diese haben dann auch einen eher lockeren Charakter mit Gadgets wie Avataren und virtuellen Stehtischen. Auch die Arbeit mit und in der Cloud hat zugelegt, sowohl in der Performance als auch in der Nutzung. Das gemeinsame und zeitgleiche Bearbeiten von Dokumenten, Präsentationen oder Excel-Sheets hat deutlich an Beliebtheit gewonnen. Und das sowohl bei den jungen Kolleg:innen als auch bei langjährigen Partner:innen oder Director:innen.
Auch für die Arbeit mit unseren Mandant:innen wurden bestehende Lösungen ausgebaut. So haben wir regelmäßig Remote Access zu den Systemen der Mandant:innen bekommen, sodass wir eigenständig und ohne lange Kommunikationswege arbeiten konnten. Wir nutzen daneben natürlich auch gemeinsame oder KPMG-eigene Lösungen.
Routine scheint wirklich ein Fremdwort für Dich zu sein…
Das kann ich absolut unterschreiben. Jede Woche und jeder Tag ist anders und kann auch sehr kurzfristig nochmals komplett anders gestaltet sein als tags zuvor gedacht – nicht nur, was die Form der Arbeit in Zeiten von New Work und virtueller Zusammenarbeit betrifft, sondern vor allem bezüglich der inhaltlichen Natur. Bestes Beispiel sind die für mich aktuell heißen Themen rund um die Nachhaltigkeitsberichterstattung und die sich dabei sehr schnell entwickelnde Regulatorik. Ich bin gespannt, wie sich Unternehmen dazu aufstellen und weiterentwickeln werden. Schließlich resultieren aus dieser Dynamik auch potenziell neue Handlungsfelder für meine Teams und mich. Du siehst, langweilig wird es hier so schnell nicht.
Lea, Du hast bereits ziemlich überzeugend das Klischee „Wirtschaftsprüfer:innen sitzen zwischen Schreibtisch und Aktenschrank fest“ widerlegt. Hast Du trotzdem noch ein letztes Statement dazu?
Das Klischee ist mehr als überholt – nicht nur im übertragenen Sinne. Auch wörtlich betrachtet gibt es bei KPMG seit vielen Jahren keine Aktenschränke mehr. In meiner gesamten Zeit bei KPMG habe ich nur eine einzige Jahresabschlussprüfung in Ordnerform miterlebt – das war 2013. Ehrlicherweise sitzen wir auch recht wenig. Wir haben schon lange höhenverstellbare Schreibtische, die man auch im Stehen wunderbar nutzen kann – wir sind also im wortwörtlichen und übertragenen Sinne immer „auf Achse“.