Influencer Brands zeigen es seit langem erfolgreich, dass Menschen auf Social Media lieber Menschen folgen als Unternehmen. Dieser Trend bedeutet dies für Vorstände von Unternehmen gleichsam Herausforderung und Chance: Als Persönlichkeit können sie ein Publikum digital erreichen, welches für ihr Unternehmen nur schwer erreichbar wäre. Oxana Zeitler ist Markenstrategin und erklärt die Wirkung einer starken Personal Brand. Aber rät sie auch Studierenden, bereits frühzeitig die eigene Marke zu pflegen?
Oxana, wie dürfen wir uns Ihre Arbeit vorstellen und wie helfen Sie insbesondere CEOs dabei, eine persönliche Marke aufzubauen?
Als Expertin für Personal Branding unterstütze ich Leaderinnen und Leader, ihre persönliche Marke aufzubauen und ihren Unternehmen ein Gesicht zu geben. Der Auftritt in den sozialen Medien, ganz besonders auf LinkedIn, steht dabei im Fokus. Er ist die wichtigste, aber nicht die einzige Möglichkeit, als bedeutungsvoll wahrgenommen zu werden. Die führenden CEO Brands brillieren über alle Kanäle, Medien und Formate hinweg. Für mich als Markenstrategin heißt das: CEO Branding ist ein dynamischer Prozess. Er lebt von überraschenden Ideen und inspirierenden Visionen.
In diese Richtung berate ich, und das spiegelt auch mein neues Buch „#Refresh CEO Branding für Leader und Leaderinnen“ als ein Guide für dynamisches Personal Branding wider: Es erzählt, wie namhafte CEOs und Leader:innen der nächsten Generation tausende und hunderttausende von Menschen mit ihrer Persönlichkeit und ihrer Experimentierfreude begeistern.
Was macht das Personal Branding so wichtig?
Personal Branding bedeutet, dass wir bewusst gestalten, wie wir wahrgenommen werden. Man macht die eigene Persönlichkeit erlebbar, indem man online und offline wiedererkennbar und konsistent kommuniziert. Dafür muss man übrigens nicht CEO sein. Das kann schon in jungen Jahren gelingen. Der Führungsexpertin Lunia Hara hat sich zum Beispiel konsequent als Spezialistin für empathische Führung positioniert. In ihrer Community ist sie für dieses Thema die erste Adresse, ungefähr so, wie Tesla als Benchmark für die Automobilbranche gilt. Ihre Einzigartigkeit hebt sie von anderen ab. Ihre Zielgruppe weiß genau, wofür sie steht.
Diese Zielgruppen werden insbesondere durch Social Media erreicht. Wie wichtig ist es für CEOs, sich dort transparent zu zeigen, um positive Abstrahleffekte für ihre Unternehmen zu erzielen?
Sehr wichtig. Transparenz und Authentizität haben eine herausragende Bedeutung für CEOs und deren Unternehmen erlangt. Beides stärkt die Glaubwürdigkeit. Erwartbare Unternehmens-Slogans wirken im Vergleich dazu zu perfekt, zu steril. Was ankommt, sind authentische Storys und individuelle Perspektiven, die nur dieser CEO, nur diese Leaderin auf diese Weise erzählen kann. In der Praxis bedeutet das: Finden Sie ein Thema, das Sie antreibt und viele Menschen berührt. Äußern Sie sich dazu in regelmäßigen Abständen und mit erstklassiger Qualität.
„Eine allzu laute Selbstvermarktung schreckt ab – setze unbedingt auf einen authentischen Auftritt!“
Haben sie konkrete Beispiele für eine gute Umsetzung von Personal Branding?
Zu den Personal Brands, die mich am meisten beeindrucken, gehört der Tech-Entrepreneur und Philanthrop Alexis Ohanian. Er hat sich nicht nur als erfolgreicher Gründer und Unternehmer positioniert, sondern bewegt Menschen und Dinge weit über sein Unternehmen hinaus. Kaum jemand setzt sich so entschlossen für soziale und ökologische Themen ein. Und kaum jemand hat wie er die Mittel, einen echten Unterschied zu bewirken. Denn in seiner Personal Brand fügt sich vieles zusammen: der Blick für Tech-Trends, die hochrangigen Verbindungen und natürlich der Vorteil einer riesigen Online-Community. Auf LinkedIn erreicht er über 300.000 Follower, auf X folgen ihm mehr als eine halbe Million Menschen, auf Instagram spricht er 793K Follower an. Ohanian hat sich damit sich als eine Kraft etabliert, mit der zu rechnen ist. Und zwar allein aufgrund seiner persönlichen Einzigartigkeit.
Es gibt viele gute Rollenvorbilder, wie man sich als Top-Leader in den sozialen Medien bewegt. Im deutschsprachigen Raum ist Timotheus Höttges mein klarer Favorit, gerade weil ihm der Perspektivwechsel so exzellent gelingt. Er sucht nach der Gegenseite, nach dem Gedanken, der noch nicht gedacht wurde – oder nach einem übersehenen Vorteil in einem allseits beklagten Nachteil. Wenn jemand mit einem Einwand kommt, hat er ihn meistens schon selbst bedacht. Aus diesem Grund ist er selten um eine Antwort verlegen. Diese Sicherheit hört man ihm an. Sie ist echt. Sie zeichnet ihn aus. Und das Beste daran ist: Wir können sie von ihm lernen.
Ist es auch schon für Studierende sinnvoll, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen?
Absolut. Wer schon im Studium die persönliche Marke entwickelt, kann sich bei zukünftigen Bewerbungen klar und einprägsam präsentieren. Je früher also jemand auf Personal Branding setzt, desto besser. Aber das muss man der Gen Z nicht zweimal sagen. Die gerade ins Berufsleben startende Generation lebt digital und versteht besser als jede vor ihr: Eine profilierte Personenmarke beflügelt den Erfolg.
Schauen Sie sich einfach mal das Profil von Yael Meier an: 23 Jahre, Start-up-Gründerin, Bestseller-Autorin. Und allein auf LinkedIn über 100.000 Follower:innen – mehr als die meisten CEOs.
Muss man für erfolgreiches Personal Branding ein bestimmter Persönlichkeitstypus sein? Ohne eine gewisse Extrovertiertheit könnte man Schwierigkeiten haben, sich zu öffnen.
Nein. Jeder kann eine erfolgreiche Personal Brand aufbauen. Wichtig sind Authentizität, Konsistenz, fesselnde Inhalte und eine klare Botschaft, die mit den eigenen Werten und Zielen übereinstimmt.
Ob jemand extrovertiert oder introvertiert ist, spielt dagegen keine Rolle. Man könnte sogar sagen, soziale Medien sind für Introvertierte mit ihrer größeren Neigung zum Schreiben wie geschaffen. Und um noch einmal auf die Gen Z zu sprechen zu kommen: Sie schätzt einen vertrauenswürdigen, authentischen Auftritt und lehnt eine allzu laute Selbstvermarktung ab. Eine gelungene Bildsprache, Ehrlichkeit und Kontinuität sind gefragt.
Was können beispielsweise Berufseinsteiger:innen für ihr Personal Branding tun, deren Wunsch es ist, selbst einmal in die Leitung eines Unternehmens zu kommen, die aber vielleicht noch nicht so selbstbewusst sind?
Am besten machen sich Berufseinstei- ger:innen schon vom Start weg einen Namen. Es ist normal, am Anfang noch nicht vollkommen selbstbewusst zu sein. Aber wer sich selbst reflektiert und die eigenen Stärken identifiziert, präsentiert sich zunehmend überzeugend. Mentoring und Weiterbildungen können dabei hilfreich sein. Und natürlich sollte man besonders am Anfang sorgfältig filtern, was man veröffentlicht.
Mein wichtigster Tipp ist aber: Suchen Sie sich Rollenvorbilder! Nie war es leichter, den besten, einflussreichsten CEO Brands über die Schulter zu schauen. Folgen Sie den Personal Brands, die Sie aktuell am meisten begeistern. Was können Sie von ihnen lernen? Zu welchen Themen äußern sie sich? Welche Botschaften senden sie? Welche Erkenntnisse teilen sie? Wie kommunizieren sie mit ihrer Community? Wie experimentieren sie mit neuen Formaten und Kanälen? Und dann fangen Sie an. Jeder inspirierte Post stärkt Ihre Reichweite und schärft Ihr Profil.
Oxana Zeitler ist Markenstrategin und Expertin für Personal Branding von hochrangigen Managern und CEOs. Sie unterstützt sie dabei, eine ganz persönliche Marke aufzubauen und so ihrem Unternehmen „ein Gesicht zu geben”. Mithilfe der aktuellsten Entwicklungen in der Kommunikationsbranche hilft sie ihnen außerdem dabei, ihr Personal Branding immer nach den Anforderungen der schnell wechselnden Trends auszurichten. Weil sie hiermit so erfolgreich war, hat sie die Managementberatung vision2band gegründet.
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