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    Wie BDO die KI-Revolution gestaltet

    Technologie ersetzt nicht den Menschen bei BDO, sondern unterstützt ihn und schafft Raum für Neues
    Technologie ersetzt nicht den Menschen bei BDO, sondern unterstützt ihn und schafft Raum für Neues

    Algorithmus trifft Urteilskraft: Zwei Experten über die WP-Zukunft

    Wird KI Jobs in der Wirtschaftsprüfung überflüssig machen oder eröffnet sie neue Karrierechancen? Professor Dr. Andreas Igl von der BDO Stiftungsprofessur erforscht die digitale Zukunft der Prüfung, während Max Lembke als KI-Spezialist bei BDO diese Technologien bereits täglich einsetzt. Ihr Fazit: KI schafft spannendere Jobs und neue Beratungsfelder – entscheidend bleibt kritisches Denken. Ein Roundtable über KI in der Wirtschaftsprüfung.

    An der BDO Stiftungsprofessur der TH Deggendorf beschäftigen Sie sich mit der digitalen Datenanalyse und Prüfungsunterstützung der Wirtschaftsprüfung. Wann ist Ihnen klar gewesen, welches Potential in diesem Feld liegt?
    Prof. Dr. Andreas Igl: Mir wurde früh bewusst, dass Zahlen mein beruflicher Begleiter sein würden. Das enorme Potential im Feld der digitalen Datenanalyse zeigt sich aber täglich neu – wir erleben eine beispiellose Geschwindigkeit technologischer Entwicklungen durch KI. Der Schlüssel liegt jedoch nicht nur in den Technologien, sondern in zwei oft unterschätzten Faktoren: dem Menschen als Anwender sowie den Daten und Prozessen als Grundlage. Meine Forschung untersucht, wie Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfer Datenkompetenz entwickeln können und wie neue Technologien wirklich Mehrwert schaffen.

    Prof. Dr. Andreas Igl: „Das enorme Potential im Feld der digitalen Datenanalyse zeigt sich täglich neu"
    Prof. Dr. Andreas Igl: „Das enorme Potential im Feld der digitalen Datenanalyse zeigt sich täglich neu“

    Womit beschäftigen Sie sich schwerpunktmäßig am Lehrstuhl?
    Prof. Dr. Andreas Igl: Unsere Forschung ist stark praxisorientiert. Johannes Reisinger entwickelt die Grundlagen für ein System, das Dokumentensuchen intelligent unterstützt. Lisa Griep wertet aktuelle Literatur aus und macht gleichzeitig BDO als Unternehmensmarke an der Hochschule sichtbar – denn die Talente von morgen sitzen heute im Hörsaal. Meine Rolle reicht von Forschungsprojekten über den Austausch mit Start-ups bis hin zur Betreuung von Abschlussarbeiten.

    Als Praktiker, der KI bereits täglich lebt: Welche KI-Lösungen entwickeln Sie bei BDO konkret für Mandanten?
    Max Lembke: KI ist die nächste Innovationswelle, die unsere Branche grundlegend verändert. Daten waren schon immer unser Fundament – in der Prüfung wie auch in der Beratung. KI ermöglicht es nun, viele bislang manuelle Arbeitsschritte schnell und in völlig neuer Qualität umzusetzen. In der Praxis begegnet mir KI täglich in zwei Dimensionen: Bei der Entwicklung neuer Lösungen mit Kundinnen und Kunden – etwa ein aktuelles Executive Headhunting-Projekt, wo wir durch ein feinjustiertes Sprachmodell passgenaue Berichte generieren. Oder beim Aufbau einer KI-Plattform bei einer Versicherung mit hohen Governance-Ansprüchen. Und bei der Produktivitätssteigerung in laufenden Projekten: Im Forderungsmanagement analysieren wir mit KI-gestützten Tools Zahlungsströme systematisch – Tätigkeiten, die früher sehr zeitaufwendig waren. KI ist bei BDO längst Alltag.

    Wie verändert KI den Arbeitsalltag?
    Max Lembke: Früher gehörte es zu den klassischen Tätigkeiten von Berufseinsteigern, Prozessinterviews durchzuführen und die Ergebnisse manuell in Flowcharts zu übertragen – zeitintensiv, aber wertvoll für das Prozessverständnis. Heute nutzen wir bei BDO eine Eigenentwicklung, die aus MS-Teams-Transskripten automatisch strukturierte Dokumentationen erstellt. Das spart erheblich Schreibarbeit und unsere Teams können sich schneller auf Analyse und Optimierung konzentrieren. Wichtig ist mir aber: Wer Prozesse zunächst manuell durchdrungen hat, versteht sie später besser. Ich sage meinen Kolleginnen und Kollegen oft: „Es gibt nur eine Breitbandleitung ins Gehirn – von der Hand zum Gehirn.“ KI schafft Freiraum für wertschöpfende Tätigkeiten, ersetzt aber nicht das tiefe Verständnis durch eigene Auseinandersetzung.

    Professor Igl, Max Lembke betont die Balance zwischen KI-Effizienz und menschlichem Verständnis. Welche Rolle spielt für Sie der Praxisaustausch und welche Herausforderungen sehen Sie bei digitalen Prüfungsansätzen?
    Prof. Dr. Andreas Igl: Der Austausch mit der Praxis ist unverzichtbar – wir nehmen Herausforderungen direkt aus BDO Projekten auf und erproben Lösungen. So entstehen Innovationen, die beiden Seiten nutzen. Bei digitalen Prüfungsansätzen zeigt sich: Das Zusammenspiel von Technologie, Daten und Menschen ist entscheidend. Wenn Standardisierung und Datenqualität stimmen, lassen sich Routinearbeiten automatisieren. Prüferinnen und Prüfer gewinnen dadurch mehr Freiraum für wertschöpfende Aufgaben wie kritische Beurteilungen. Entscheidend ist aber auch, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kontinuierlich in Datenkompetenz weiterzubilden.

    Welcher KI-Use Case hat Sie zuletzt am meisten überrascht?
    Max Lembke: Was mich wirklich überrascht hat, ist die Geschwindigkeit, mit der Multiagentensysteme in der Praxis angekommen sind. Noch vor Kurzem hätte ich gedacht, dass wir länger auf reife Lösungen warten müssen – doch inzwischen lassen sich Agenten schnell anlernen und übernehmen eigenständig Aufgaben in komplexen Prozessen. In der Wirtschaftsprüfung arbeiten mehrere spezialisierte Agenten zusammen – einer für Datenbeschaffung, einer für Plausibilitätschecks, ein weiterer für Reporting. Damit dieses Potenzial verantwortungsvoll genutzt wird, braucht es kontinuierlichen Austausch zwischen Forschung und Praxis.


    Die KI verschiebt den Fokus in der Wirtschaftsprüfung auf höherwertige Aufgaben

    Prof. Dr. Andreas Igl


    Da wir die Wissenschaft hier mit am Tisch haben: Wenn Sie einen Wunschzettel hätten – welche drei Forschungsergebnisse würden Ihnen in der täglichen Mandantenberatung am meisten helfen?
    Max Lembke: Drei Punkte wären für mich zentral – und alle drei zeigen, wie entscheidend eine enge Zusammenarbeit zwischen Praxis und Forschung ist. Erstens: Bessere Benchmarks für KI-Use-Cases. Wir brauchen wissenschaftlich fundierte Methoden, um den Impact von KI-Anwendungen messbar zu machen – auch vor der Implementierung. Standardisierte KPIs würden helfen, Investitionen besser zu priorisieren. Zweitens: Forschung zu „Cognitive Debt“. Eine MIT-Studie zeigte, dass Menschen sich Inhalte schlechter merken, wenn sie KI nutzen. Für Beratung und Prüfung ist das kritisch, denn hier zählt tiefes Fachverständnis. Wie können wir KI-Vorteile nutzen, ohne Urteilsfähigkeit zu verlieren? Drittens: Stärkere Brücken zwischen Wissenschaft und Praxis. Die Forschung sollte gemeinsam mit uns Methoden entwickeln, wie KI verantwortungsvoll in regulierten Branchen implementiert werden kann. Nur so entstehen Standards, die Innovation nachhaltig in Unternehmen bringen.

    „Verantwortungsvoll“ ist ein gutes Stichwort, Professor Igl. Denn eine der großen gesellschaftlichen Fragen ist, welche Implikationen die KI für den Arbeitsmarkt haben wird. Gerade Studierende möchten wissen, ob der von ihnen gewählte Beruf einmal überflüssig wird. Wie beurteilen Sie dies in Hinblick auf die Wirtschaftsprüfung?
    Prof. Dr. Andreas Igl: Die Diskussion, ob KI Arbeitsplätze ersetzt, bewegt viele. Ich stimme dem Ansatz von Andrew Ng zu: „KI ersetzt keine Menschen, aber Menschen, die KI nutzen, werden Menschen ersetzen, die dies nicht tun“. Das gilt auch für die Wirtschaftsprüfung. Viele Tätigkeiten sind wiederholend, modularisierbar und daher standardisier- und automatisierbar. Das Berufsfeld wird sich deshalb weiterentwickeln: Routinearbeiten treten zurück, während komplexe Analysen, kritische Bewertungen und Spezialaufgaben stärker in den Vordergrund rücken. Wer in Zukunft erfolgreich sein will, braucht Kompetenzen im Umgang mit Daten und KI-Werkzeugen, kombiniert mit der Fähigkeit, kritisch zu hinterfragen. Politik und Regulatorik werden zudem weiterhin hohe Anforderungen an den Berufsstand stellen – Prüfungsarbeit bleibt also essenziell. Meine Botschaft ist optimistisch: KI verändert das Berufsbild, aber sie macht die Abschlussprüfer nicht überflüssig – sie verschiebt den Fokus auf höherwertige Aufgaben.

    Professor Igl sieht KI als Chance für höherwertige Aufgaben. Wo entstehen durch die Produktivitätssteigerung neue Beratungsfelder?
    Max Lembke: Neue Beratungsfelder entstehen überall dort, wo KI strategisch, sicher und verantwortungsvoll eingesetzt werden muss. Es genügt nicht, wenn Spezialistinnen und Spezialisten nur Teilbereiche wie Technik oder Compliance isoliert abdecken – werden diese nicht integriert gedacht, entstehen Blind Spots mit erheblichen Risiken. Hier wächst der Bedarf an integrierter Beratung, die technisches KI-Verständnis mit regulatorischen und ethischen Anforderungen verbindet. Wir begleiten Kundinnen und Kunden nicht nur bei der technischen Einführung, sondern entwickeln eine an den Unternehmenszielen ausgerichtete KI-Strategie, schaffen pragmatische Verankerung und denken Governance von Anfang an mit. So entstehen Lösungen, die Vertrauen schaffen, messbaren Mehrwert liefern und unseren Beraterinnen und Berater spannende, zukunftsweisende Projekte bieten.

    Wie sehen Sie BDO aufgestellt für diese Veränderungen?
    Max Lembke: BDO befasst sich seit geraumer Zeit proaktiv mit KI, wir sind gut aufgestellt. So haben wir im Fachbereich Management Advisory ein Kompetenzteam AI Strategy & Implementation Services aufgebaut, das strategisches und technisches Verständnis mit regulatorischer Expertise vereint. Ergänzt wird dieser Bereich durch die enge Zusammenarbeit mit Subject-Matter-Experts aus Forensic, Risk & Compliance, IT & Controls Assurance sowie unserem rechtlichen Kooperationspartner, der BDO Legal Rechtsanwaltsgesellschaft mbH. So schaffen wir ganzheitliche Beratung auf Premium-Niveau; intern setzen wir auf strukturierte Innovationsprozesse durch ein eigenes Innovationsgremium. Neue Themen können wir schnell aufgreifen – stets begleitet von klar definierten Risk- und Compliance-Strukturen. Diese Verbindung aus Veränderungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein war für mich ein Grund, zu BDO zu wechseln: Hier kann man gestalten und Verantwortung übernehmen.

    Max Lembke: „KI ist bei BDO längst Alltag"
    Max Lembke: „KI ist bei BDO längst Alltag“

    Welchen Mehrwert bietet eine digital führende Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ihren Kundinnen und Kunden? Woran erkennen Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger diese digitale Kompetenz – und bleibt das Berufsfeld für Sie spannend?
    Prof. Dr. Andreas Igl: Mandantinnen und Mandanten erwarten heute Dienstleistungen auf höchstem Niveau. BDO überzeugt, weil digitale Kompetenz und Premium-Qualität Hand in Hand gehen – das ermöglicht Prüfung auf Augenhöhe mit den Unternehmen und setzt Maßstäbe in der digitalen Transformation. Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger sollten auf die Sprache des Unternehmens achten. Wer KI nur mit ChatGPT gleichsetzt, zeigt oberflächliches Wissen. Fragen Sie gezielt: Welche Verfahren zur Datenqualitätssicherung nutzen Sie? Welche Systeme setzen Sie im Prüfungsprozess ein? Diese Fragen offenbaren schnell echtes digitales Verständnis. Die Wirtschaftsprüfung bleibt definitiv eines der spannendsten Berufsfelder, weil Digitalisierung, IT-Security und KI-Werkzeuge alles neu gestalten. Hier eröffnet sich enormes Potential – und die Chance, echten gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen.

    Welche Skills sollten Hochschulabsolventen mitbringen und was lernen sie erst bei BDO?
    Max Lembke: Absolventinnen und Absolventen sollten vor allem ein solides technisches Grundverständnis mitbringen – idealerweise ergänzt durch erste Programmierkenntnisse und Praktika-Erfahrungen in Professional Firms. Neben klassischen Fremdsprachen sind heute Programmiersprachen eine Schlüsselkompetenz, um mit Technik-Teams auf Augenhöhe zu kommunizieren. Erste Berührungspunkte mit Datenbanken oder Cloud-Umgebungen wie AWS erleichtern den Einstieg spürbar. Bei BDO können Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger schnell Verantwortung übernehmen. Alles Weitere lernen sie on the job: an realen Use Cases, im engen Austausch mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen und mithilfe unserer eigenen Frameworks wie dem Value Creation Framework, das Technik und Business systematisch verbindet. Wer noch praktische Erfahrungen sammeln möchte, sollte Praktika in verschiedenen Bereichen absolvieren – etwa im IT & Controls Assurance, um regulatorische Anforderungen und IT-Prozesse frühzeitig zu verstehen.


    Bei BDO gibt es Gestaltungsspielraum, echte Verantwortung und die Möglichkeit, Exzellenz gemeinsam zu erreichen

    Max Lembke


    Was macht BDO für Top-Absolventen attraktiv und welchen Karriereweg würden Sie aufzeigen?
    Max Lembke: Ich habe mich für BDO entschieden, weil wir stark wachsen und dadurch viele Chancen bieten, das Unternehmen aktiv mitzugestalten. Wir verbinden die Werte einer familiären Unternehmenskultur und unserem klaren Premium-Anspruch: Innovation mit Vertrauen, mutige neue Wege und Vielfalt als Stärke. Der klassische Entwicklungsweg führt vom Associate über Senior Consultant zum Manager. Jede Stufe ist eine Lern- und Entwicklungsphase – man erlebt Kundenprojekte aus unterschiedlichen Blickwinkeln und verknüpft Technik, Theorie und Business immer enger. Aus der breiten Basis entwickelt sich eine Spezialisierung, für die man steht. Besonders erfüllt mich, dass Kolleginnen und Kollegen zu enablen, integrierten Beraterinnen und Beratern werden – Menschen, die technisches KI-Know-how mit Business-Verständnis verbinden. Hier gibt es Gestaltungsspielraum, echte Verantwortung und die Möglichkeit, Exzellenz gemeinsam zu erreichen.

    Manche haben die Sorge, dass die KI dazu beitragen wird, dass wir das Denken verlieren. Kann dies in der Wirtschaftsprüfung Realität werden?
    Prof. Dr. Andreas Igl: Gerade in der Wirtschaftsprüfung ist kritisches Denken unverzichtbar. Die zentrale Fähigkeit bleibt, Ergebnisse zu hinterfragen – auch wenn sie technologisch generiert wurden. Seit Jahrzehnten lehrt unser Berufsstand, Zweifel systematisch zu prüfen. Daneben spielen kommunikative Fähigkeiten, Teamgeist und ethisches Bewusstsein eine große Rolle – Wirtschaftsprüfung erfordert Urteilsfähigkeit und Verantwortung, nicht nur Technik.


    Professor Dr. Andreas Igl leitet seit 2024 die BDO Stiftungsprofessur für Digitale Datenanalyse und Prüfungsunterstützung an der TH Deggendorf. Nach Diplom und Promotion in Wirtschaftsinformatik (Uni Regensburg) war er Consultant, Geschäftsführender Partner und Professor an der Hochschule der Deutschen Bundesbank.

    Interviewpartner Max Lembke arbeitet bei BDO im Fachbereich Management Advisory und befasst sich dort u.a. mit AI Strategy. Zu seinen Aufgaben gehören dabei auch der Go-to-Market und das Angebotsspektrum im Bereich (Generative) KI. Nach seinem Master in Business Analytics (Hult International Business School) und Beratungserfahrung bei KPMG unterstützt er bei BDO Unternehmen bei der KI-Transformation – von der Strategie bis zur sicheren Implementierung.

     

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    Bildquelle: Michael Fahrig
    Bildquelle: Michael Fahrig

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