In der Fink-Studie „Deutschlands beste Wirtschaftsprüfer“ wurden auch die Top-Hochschulen für den WP-Nachwuchs gekürt. Wir haben uns an einigen von ihnen umgehört und um Input gebeten, was die Branche bereithält und wie deine ideale Vorbereitung gelingt.
Teil 1 mit Professor Dr. Edgar Löw von der Frankfurt School of Finance & Management.

Glauben Sie, dass man in Zukunft autonomer arbeiten kann, als in den vergangenen Jahrzehnten?
Der Beruf des Wirtschaftsprüfers war schon immer äußerst faszinierend, da er den Prüfern einen tiefen Einblick in die Strategien und den Erfolg einer Vielzahl von Unternehmen ermöglicht, die sie prüfen. Die Tätigkeit geht weit über das bloße Zahlenwerk hinaus: Wirtschaftsprüfer verstehen die Geschäftsmodelle, Herausforderungen und Chancen der Unternehmen. Dieses Berufsbild erfordert ein hohes Maß an Eigenverantwortung, da der Wirtschaftsprüfer nicht im Auftrag des Mandanten handelt, sondern stets im öffentlichen Interesse agiert.
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Arbeitsweise in der Wirtschaftsprüfung flexibler geworden ist und bestimmte Tätigkeiten problemlos außerhalb des traditionellen Büros oder direkt beim Mandanten ausgeführt werden können. Diese Flexibilisierung wird in Zukunft weiter zunehmen, da die Digitalisierung und neue Technologien ortsunabhängiges Arbeiten erleichtern. Ein erhöhter Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) wird die Art und Weise, wie Wirtschaftsprüfer arbeiten, ebenfalls maßgeblich beeinflussen. Der Einfluss der KI wird weniger auf die Autonomie der Prüfer einwirken, sondern vielmehr dazu beitragen, Risiken besser einzuschätzen – insbesondere solche, die außerhalb des eigentlichen Geschäftsmodells des Mandanten liegen.
Derzeit liegen die Grenzen der Digitalisierung weniger bei den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften selbst, sondern vielmehr auf der Seite der Mandanten. Nicht alle Unternehmen sind in der Lage, die Möglichkeiten der digitalen Transformation vollständig auszuschöpfen, dennoch ist die Branche bestrebt, diese Hürden zu überwinden und die Digitalisierung weiter voranzubringen.
Die Frankfurt School of Business gehört zu den 30 Top-Unis und Hochschulen. Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Studierenden auch in der Lehre und der Forschung an Ihrem Institut schon mit den aktuellen Entwicklungen in der Praxis vertraut gemacht werden?
Die Frankfurt School ist für ihre Ausbildung der angehenden Wirtschaftsprüfer sogar zum dritten Mal nacheinander für jeweils zwei Jahre als beste Hochschule in Deutschland ausgezeichnet worden, was uns außerordentlich freut. Auf diesem Niveau auszubilden, gelingt nur bei einer starken Einbeziehung aktueller praktischer Entwicklungen. Hier hilft uns die Kooperation mit der HS Mainz sehr. Fast alle unserer Dozenten waren über viele Jahre in der Praxis tätig oder arbeiten parallel weiterhin in der Praxis. Einige arbeiten an der Fortentwicklung von Regelungen direkt mit, die später von den Abschlussprüfern anzuwenden sind, etwa in Arbeitskreisen auf nationaler oder europäischer Ebene im Berufsstand oder direkt beim europäischen Standardsetter. Dies alles fließt unmittelbar in den Unterricht und die behandelten Fälle ein. Die Studierenden profitieren unmittelbar, indem sie Fortentwicklungen sehr frühzeitig vermittelt bekommen und die Hintergründe bestimmter Regelungen besser verstehen.
Weitere spannende Einblicke in die Wirtschaftsprüferbranche erhältst du hier.