Alle interessiert es, aber man traut sich nicht so recht, direkt danach zu fragen: Was verdienen Wirtschaftsprüfer eigentlich? Dabei ist die Frage durchaus berechtigt und interessiert gerade diejenigen, die in der Berufsorientierungsphase stecken. Kurz gesagt: Die Gehaltsaussichten in der Wirtschaftsprüferbranche dürften auf keinen Interessenten abschreckend wirken. Gehälter im sechsstelligen Bereich sind für Wirtschaftsprüfer keine Seltenheit. Auf einen bestimmten Moment während des Karriereweges kommt es aber ganz entscheidend an: Das Examen zum Wirtschaftsprüfer.
In der Regel bewerben sich Berufseinsteiger bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit dem Hochschulabschluss in der Tasche. Da man zum Wirtschaftsprüfer nicht an der Universität ausgebildet wird, sondern diesen Titel erst nach mehrjähriger Berufserfahrung, erfolgreichem Ablegen des Wirtschaftsprüferexamens und anschließender Bestellung tragen darf, ist der erste Schritt im Berufsleben der Einstieg bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft meist als Prüfungsassistent/in.
Für das Gehalt eines Prüfungsassistenten/in kann man in den ersten drei Berufsjahren durchschnittlich etwa 46.000 Euro rechnen, wobei dies fixe und variable Bestandteile umfasst. Gemäß einer Vergütungsumfrage bewegte sich dabei die Hälfte der gezahlten Gehälter in einer Bandbreite von zirka 39.000 und 49.000 Euro (sowie je ein Viertel unter und über diesen Werten). Diese und die im Folgenden genannten Gehälter stammen aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüferkammer (WPK). Sie umfasst Daten von 1.428 Wirtschaftsprüfer-Praxen und -Niederlassungen und ist hier zu finden. Da die Studie aus dem Jahr 2017 stammt, ist davon auszugehen, dass die Gehälter mittlerweile gestiegen sind, sodass bei den hier genannten Gehältern bereits eine Steigerung von pauschal 5 Prozent angenommen wurde. Es ist natürlich zu beachten, dass Gehälter nicht nur nach Arbeitgebern, sondern auch von Standort zu Standort variieren können.
Ist das Berufsexamen geschafft, verdienen Wirtschaftsprüfer in ihren ersten drei Berufsjahren nach dem bestandenen Examen durchschnittlich insgesamt knapp 91.000 Euro (die Hälfte der gezahlten Gehälter liegt zwischen 75.000 und 97.000 Euro, je ein Viertel darüber beziehungsweise darunter). Davon beträgt das variable Jahresgehalt rund 11.000 Euro. Verglichen mit den Gehältern, die Hochschulabsolventen in der Branche erreichen können, die nicht das Wirtschaftsprüferexamen erfolgreich abgelegt haben, verdienen bestellte Wirtschaftsprüfer gut die Hälfte mehr, sodass es sich also auch finanziell lohnt, den Weg des Berufsexamens zu gehen.
Mit vier bis acht Jahren Berufserfahrung verdienen Wirtschaftsprüfer durchschnittlich 118.000 Euro (Bandbreite: 92.000 bis 126.000 Euro), einschließlich variabler Bestandteile in Höhe von durchschnittlich 19.000 Euro.
Wirtschaftsprüfer mit neun Jahren Berufserfahrung und mehr erhalten ein durchschnittliches Jahresgehalt von 156.000 Euro (99.000 bis 162.000 Euro), einschließlich variabler Bestandteile in Höhe von durchschnittlich 35.000 Euro.
Wie sieht es nach den WPK-Daten mit sonstigen Zusatzleistungen wie Dienstwagen, betriebliche Altersversorgung oder bezahlten Überstunden aus? Bei gerade zugelassenen Wirtschaftsprüfern ist ein Dienstwagen nicht allgemein verbreitet (27,8 Prozent); dagegen wird er langjährig Beschäftigten in fast der Hälfte der Fälle angeboten (47,9 Prozent). Eine betriebliche Altersversorgung gewähren 20 Prozent (für Jung-Wirtschaftsprüfer) bis 30 Prozent (für langjährig Beschäftigte) der Arbeitgeber. Dagegen ist eine Überstundenbezahlung in der Wirtschaftsprüferbranche, wie die Umfrage belegt, weniger üblich und nimmt mit zunehmender Berufserfahrung eher ab. In den ersten Berufsjahren ist dies bei 13,4 Prozent der Wirtschaftsprüferpraxen üblich, für Wirtschaftsprüfer mit neun Jahren Berufserfahrung und mehr nur bei 8,4 Prozent der Arbeitgeber.
Beantwortet wurde die Frage nach dem Gehalt in der Wirtschaftsprüfung von WP StB Melanie Sack, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Instituts der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V. (IDW).
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Ein anderer Benefit ist dagegen quasi berufsbedingt gegeben: Wirtschaftsprüfer erhalten eine gründliche Einarbeitung sowie kontinuierliche Schulungen sowohl inhouse als auch extern (so bietet beispielsweise auch das IDW als Berufsverband ein umfangreiches Weiterbildungsprogramm), da Wirtschaftsprüfer schon aufgrund ihrer Berufssatzung zu regelmäßiger Fortbildung verpflichtet sind. Besonders gefördert wird zumeist auch das Examen selbst – sei es durch Freistellung oder besondere Zuschussvereinbarungen. Mentorenprogramme und weitere Karriereförderungsmöglichkeiten, beispielsweise Auslandsaufenthalte, runden in vielen Gesellschaften das Angebot ab.
Zusatzqualifikationen wie eine Promotion wirken sich nach den Erkenntnissen der Vergütungsumfrage eher wenig bis überhaupt nicht direkt gehaltssteigernd aus. Allerdings ist zu bedenken, dass derartige Zusatzqualifikationen bei einer Stellenbesetzung auch ohne ausdrückliche Bezifferung in der Gehaltsfindung berücksichtigt werden.
Wichtig zu wissen: Die Gehaltsangaben der Umfrage beziehen sich allesamt auf angestellte Wirtschaftsprüfer. Wer in den Kreis der Partner einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft aufgenommen wird oder sich selbstständig macht, kann deutlich höhere Einkünfte erzielen.
Wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere in der Wirtschaftsprüfung sind analytisches Denkvermögen sowie eine rasche Auffassungsgabe. Denn Wirtschaftsprüfer müssen sich in kürzester Zeit in das zu prüfende Unternehmen hineinversetzen. Zudem sind gute Sprachkenntnisse unverzichtbar. Auch eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit ist wichtig, da Wirtschaftsprüfer intensiv mit ihren Mandanten kommunizieren und ihre Ergebnisse vor Vorständen, Aufsichtsräten und Gesellschaftern präsentieren. Wirtschaftsprüfer arbeiten häufig in interdisziplinären Teams aus unterschiedlichen Berufsgruppen wie IT-Experten, Versicherungsmathematikern oder Juristen. Neben Teamfähigkeit sind hier auch Projektsteuerungs- und Führungskompetenzen gefragt.
Aufgrund ihrer umfassenden Ausbildung verfügen Wirtschaftsprüfer über ein breites Branchenwissen und sie beherrschen viele Spezialgebiete. Sie sind für betriebswirtschaftliche Fragen, Rechnungslegung, Steuern und Wirtschaftsrecht gleichermaßen qualifiziert. Der Beruf des Wirtschaftsprüfers bietet ein breites Tätigkeitsspektrum und Tätigkeitsmöglichkeiten sowohl in großen als auch in mittelständischen und Einzelpraxen. Die breite Ausbildung und die mit der Tätigkeit erworbenen Erfahrungen und Kenntnisse in den Unternehmen qualifizieren auch für Führungspositionen in der Wirtschaft.
Einen ersten Eindruck des Berufs vermittelt am besten ein Tagespraktikum, zu dem viele Wirtschaftsprüferpraxen deutschlandweit im Rahmen der Expedition Wirtschaft (Recruitinginitiative des IDW) bereit sind. Im Laufe eines Praktikumstages lässt sich vielleicht sogar eine Frage zum Einstiegsgehalt unterbringen. Da Wirtschaftsprüfungsgesellschaften aller Segmente teilnehmen, können Berufsinteressenten auf einfachem Weg Praxen unterschiedlicher Größe kennenlernen.
Noch ein Tipp zum Schluss: Machen Sie sich vor einem Bewerbungsgespräch Gedanken, welche besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten Sie mitbringen und beim Gehaltsgespräch zu Ihren Gunsten anführen können, und lassen Sie im Bewerbungsgespräch erkennen, dass Sie sich über die Vergütungspraxis der Branche informiert haben. Schließlich ist Verhandlungsgeschick auch nicht ganz unwichtig. Und bedenken Sie, dass für ein zufriedenes Berufsleben das Gehalt nur ein Faktor unter mehreren ist – letztlich muss das Gesamtpaket stimmen.
Weitere Infos zur Wirtschaftsprüfung findet ihr in unserem Karrierenetzwerk. 🙂