Prof. Dr. Klaus Ruhnke, Professor an der Freien Universität Berlin, berichtet über die Trends WP-Gesellschaften:
Welche Trends werden die Arbeit bei WP-Gesellschaften in den kommenden Jahren dominieren?
Ein zentraler Trend bei den WP-Gesellschaften ist die zunehmende Digitalisierung. Mandanten setzen verstärkt ERP-Systeme und Cloud-Architekturen ein und der Aufbau neuer digitaler Geschäftsmodelle, wie zum Beispiel Subscription-Modelle für Streaming führt dazu, dass bedeutsame Teile der Wertschöpfung datengetrieben sind. Zudem beeinträchtigen in zunehmendem Maße Cyber-Security-Risiken die Tätigkeit von Unternehmen. Diese Aspekte sind im Rahmen der Abschlussprüfung zu adressieren. Weiterhin setzt der WP selbst verstärkt datenanalytische Verfahren ein, um in prüfungsrelevanten Daten Muster, Abweichungen und Inkonsistenzen zu entdecken. Dabei lassen sich zum Beispiel. Wetter-, Social-Media- und Emissionsdaten zur Plausibilisierung von Umsatzerlösen heranziehen.
Zudem gewinnt der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen zunehmend an Bedeutung, zum Beispiel zur Bewertung von Kreditausfallrisiken oder Analyse der Abweichungen von Soll-Prozessen mittels Process Mining. Der WP kann den Einsatz von KI-Systemen beim Mandanten durch eine gesonderte Dienstleistung prüfen. Weiterhin können KI-Systeme den WP bei der Abschlussprüfung unterstützen, zum Beispiel bei der Identifikation prüfungsrelevanter Korrelationen in großen Datenbeständen des Mandanten oder der Beurteilung der going concern-Annahme.
Ein weiterer zentraler Trend betrifft die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Hier zeichnet sich ab, dass künftig nicht nur börsennotierte Unternehmen solche Berichte erstellen, sondern auf EU-Ebene circa 50.000 Unternehmen der Berichtspflicht unterliegen. Die hiermit einhergehenden organisatorischen Veränderungen sind herausfordernd. Insofern eröffnen sich dem WP Beratungspotentiale. Zudem bedeutet die künftig verpflichtende Prüfung der Nachhaltigkeitsberichte ein erhebliches zusätzliches Geschäft für den WP. Insofern sind verstärkt weitere Kompetenzen bei den Studierenden gefragt. An der FU Berlin bieten wir zum Beispiel Module in den Bereichen „Nicht-finanzielle Berichterstattung“ sowie „Data Analytics in der Unternehmensrechnung“ an.
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Prof. Dr. Klaus Ruhnke, Freie Universität Berlin, FACTS-Department, insbes. Unternehmensrechnung und Wirtschaftsprüfung.