WP-FAQs: Die materiellen Perspektiven eines Berufs sind für die Lebensplanung junger Menschen besonders wichtig. Wie schätzen Sie die Verdienstmöglichkeiten im Audit und Consulting in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ein?
Prof. Dr. Samuel Mühlemann von der LMU gibt einen spannende Einschätzung über künftige Verdienstmöglichkeiten:
Die zukünftigen Verdienstmöglichkeiten als Wirtschaftsprüfer:in einzuschätzen ist zwangsläufig mit Unsicherheit behaftet. Das monatliche Bruttoentgelt (Median) für Wirtschaftsprüfer:innen stieg in den letzten Jahren kontinuierlich und betrug im Jahr 2021 gemäß der Bundesagentur für Arbeit über 6700 Euro, unterscheidet sich aber regional und ist besonders hoch in Städten wie Köln, München und Stuttgart. Zudem steigen die Löhne generell mit zunehmender Erfahrung, Betriebstreue und der Betriebsgröße.
Hinsichtlich der digitalen Transformation ist es nicht einfach abzuschätzen, welche Aufgaben im Audit und Consulting zukünftig an Bedeutung gewinnen oder verlieren werden. Es ist aber doch davon auszugehen, dass zumindest in der absehbaren Zukunft der vermehrte Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) nicht zu negativen Beschäftigungseffekten führen wird. Vielmehr kann erwartet werden, dass Beschäftigte durch den Einsatz von KI bei Routinetätigkeiten entlastet werden, sowie wichtige Inputs erhalten für Tätigkeiten, bei denen Urteilsvermögen erforderlich ist. Eine damit verbundene Produktivitätssteigerung würde die zukünftigen Löhne positiv beeinflussen. Zudem wird in den kommenden Jahren auch der demografische Wandel seine Spuren hinterlassen, was sich (ceteris paribus) positiv auf die Arbeitsmarktsituation der Absolvent:innen auswirken wird.
Auffallend in der Gegenwart ist dessen ungeachtet der hohe Lohnunterschied von über 18% zwischen Frauen und Männern, der deutlich ausgeprägter ist als in anderen Berufsfeldern. Basierend auf den aggregierten Daten der Bundesagentur für Arbeit kann jedoch nicht abschließend geklärt werden, in welchem Ausmaß dieser Unterscheid durch Faktoren wie beispielsweise Führungsverantwortung oder eine unterschiedliche Verteilung der Geschlechter nach Betriebsgröße oder Region bedingt ist. Mit Blick in die Zukunft sollten Absolventinnen aber mit Selbstbewusstsein in die Gehaltsverhandlungen gehen, sollten Sie doch bei gleicher Qualifikation und Fähigkeit auch gleich entlöhnt werden wie ihre Kollegen am gleichen Arbeitsplatz.
Prof. Dr. Samuel Mühlemann ist Professor für Human Resource Education and Development an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Außerdem ist er Gastdozent an der Universität Zürich und Research Fellow des Institute of Labor Economics (IZA) sowie des Bundesinstituts für Berufsbildung in Bonn. Zuvor war er als Visiting Scholar an der University of California, Berkeley und als Visiting Academic am King’s College London tätig. Seine Forschungsinteressen umfassen die Arbeitsmarkt-, Berufsbildungs- und Personalökonomie. Er hat unter anderem Artikel in der European Economic Review, Economics of Education Review, Industrial and Labor Relations Review, Industrial Relations, Labour Economics oder Oxford Economic Papers veröffentlicht.
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