Die reinen Zahlen klingen vielversprechend: Die 25 größten Prüfungsgesellschaften wachsen im Mittel um 7,3 Prozent. Der deutsche Markt für Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung (WP) erreichte im Jahr 2017 ein Volumen von 14,5 Milliarden Euro und liegt damit deutlich vor der Managementberatung (zirka 10 Milliarden Euro). Bei genauerer Betrachtung zeigt sich hingegen, dass vor allem die Big 4 – Deloitte, EY, KPMG und PwC – mit überwiegend zweistelligen Wachstumsraten den Marktbegleitern enteilen. Auch die bereits veröffentlichten Geschäftsberichte für 2017/2018 belegen, dass sich dieser Trend fortsetzt. Was bedeutet das für das Verfolgerfeld?
Die sechs größten Verfolger der Big Four sind BDO, Rödl & Partner, Ebner Stolz, Baker Tilly, Mazars sowie Warth & Klein Grant Thornton (WKGT). Die WP-Gesellschaften glauben nicht daran, von der obligatorischen, externen Rotation bei den großen, börsennotierten Unternehmen zu profitieren. Sie erhoffen sich vielmehr den Zuspruch von Beratungsmandanten und Sonderprüfungen und setzen verstärkt auf den German Mittelstand mit internationaler Ausrichtung. Dafür haben sie sich einem internationalen Netzwerk angeschlossen – bei BDO und Mazars halten beide WP-Gesellschaften das Steuer selbst in der Hand. Baker Tilly und WKGT sind seit einigen Jahren einziger Netzwerkpartner in Deutschland.
RSM Verhülsdonk ist seit Kurzem auch exklusiv für das weltweite Netzwerk tätig. Rödl & Partner ist indes die einzige WP-Gesellschaft innerhalb der 25 größten Häuser der Lünendonk®-Liste, die signifikante Umsätze in Eigenleistung im Ausland erzielt. Es zeigen sich erste Unterscheidungen bei Ausrichtung und Organisationsstruktur des Verfolgerfelds.
So haben sich die genannten sechs WP-Gesellschaften im zurückliegenden Geschäftsjahr 2017 auch unterschiedlich entwickelt: In der aktuellen Lünendonk®-Liste belegt BDO mit 230,2 Millionen Euro Position fünf (+7,1 Prozent). Rödl & Partner folgt mit einem Anstieg um 8,3 Prozent auf Position sechs (218,7 Millionen Euro). Auf Rang sieben liegt Ebner Stolz mit 196,5 Millionen Euro (+8,7 Prozent). Die Stuttgarter Wirtschaftsprüfer stehen damit kurz vor dem Überschreiten der 200-Millionen-Euro-Grenze. Baker Tilly belegt mit 147,5 Millionen Euro Umsatz Position acht (+5,5 Prozent), gefolgt von Mazars mit 135,3 Millionen Euro. Auf Platz zehn folgt Warth & Klein Grant Thornton (WKGT). Die Düsseldorfer WP-Gesellschaft erzielte im Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von 96,2 Millionen Euro (+9,6 Prozent).
Was folgt aus der Dominanz der Big 4, der Verbreiterung der Wertschöpfungskette und der Internationalisierung? Die Konsolidierung im Wirtschaftsprüfungsmarkt setzt sich fort. Als Beleg hierfür gelten namhafte Übernahmen und Fusionen aus dem aktuellen Geschäftsjahr wie WKGT und Trinavis, BDO mit DPI und RSM mit PKF Frankfurt/Main. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen, wenn sich an der Regulierung nichts ändert. Das bedeutet jedoch nicht, dass mittelgroße und kleine WP-Gesellschaften künftig keine Chancen haben. Vielmehr müssen diese Unternehmen ihre Nischen finden und sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren.