Britta Kiwit hat bereits viele interessante Erfahrungen als Angestellte, Gründerin und Autorin gesammelt. Durch ihre Tochter ist ihr derzeitiges Herzensprojekt „Avalino“ entstanden: Dort setzt sie sich für mehr Vielfalt im Kinderzimmer ein und präsentiert Bücher, die nicht nur tradierte Familienkonstellationen abbilden.
Können Kinder die Welt besser machen und welche Rolle können Kinderbücher dabei spielen?
Ja, auf jeden Fall – denn Kinder kommen erstmal völlig ohne Vorurteile auf die Welt. Sie werden in diskriminierende und rassistische Strukturen reingeboren und immer (unter-) bewusst damit konfrontiert – und zwar durch die Familie, durch die Kita, durch die Schule, durch Werbung. Und mit jedem einzelnen Kind, das verstanden hat, andere Menschen nicht aufgrund von der Hautfarbe, Körperform, Kleidung oder sozialem Status zu verurteilen, leben wir zukünftig in einer gerechteren und inklusiveren Welt. Erwachsene spielen hier als Vorbilder und Bezugspersonen eine wichtige Rolle. Der bewusste Einsatz von diskriminierungssensiblen Büchern ist hier ein super Anfang. Wenn wir Kindern in Deutschland mit weißer Mehrheitsgesellschaft zum Beispiel nur Kinderbücher vorlesen, in denen weiße Familien mit Mama und Papa in großen Häusern mit Garten leben, dann zeigen wir ihnen die Welt nicht so wie sie ist und es entstehen erste Unterteilungen in „normal“ und „anders“. Ich persönlich achte daher mittlerweile sehr darauf, dass ich diverse und inklusive Kinderbücher vorlese.
„Ich war kurz davor aufzuhören, weil ich es nicht geschafft habe, diese negative Energie in etwas Positives umzuwandeln“
Britta Kiwit
Du sagst, nicht mehr in einer weiß-privilegierten Bubble leben zu wollen. Sind die Anfeindungen auf Social Media, denen du dich in deinem Kampf gegen Diskriminierung, Sexismus und Rassismus ausgesetzt siehst, nicht auch ein starkes Zeichen dafür, dass du diese Bubble längst verlassen hast?
Am Anfang fiel mir der Umgang mit dem Hass fürchterlich schwer. Mittlerweile hatte ich drei große Shitstorms – mit über 700 Kommentaren pro Stunde und Drohungen gegenüber meiner Familie und meinem Kind via Direktnachricht. Ich war kurz davor aufzuhören, weil ich es nicht geschafft habe, diese negative Energie aus den Kommentaren in etwas Positives umzuwandeln. Bis ich mich mit dem Bruder einer Freundin unterhielt, der bei einer großen bekannten Zeitung arbeitet und gesagt hat, dass in der Redaktion alle immer High Fives verteilen, wenn ein Artikel zu einem sozial wichtigen Thema einen Shitstorm ausgelöst hat. Denn offensichtlich war es mal wieder wichtig, den Diskurs anzuregen und die Menschen zum Umdenken anzuregen. Das war ein wichtiger Schlüsselmoment für mich und gab mir viel Kraft, weiter für marginalisierte Gruppen einzustehen und meine Stimme zu erheben.
Was macht dir Hoffnung, dass unsere Gesellschaft zu einer werden kann, die versteht, wie beglückend unterschiedlichste sozialen Identitäten sind?
Mir gibt Kraft, dass ich Fortschritt sehe. Das sage ich zwar aus einer sehr privilegierten Situation heraus, weil ich zum Beispiel Rassismus im Alltag als weiße Person nicht erlebe. Aber ich sehe, wie viel sensibler Erzieher*innen und Lehrer*innen werden, wie viele Kinderbücher und Kinderserien sich für Regenbogenfamilien, Schwarze Kinder oder Kinder mit Behinderungen einsetzen und, dass ich immer mehr Menschen begegne, die bereit sind, ihr bisheriges Mindset zu hinterfragen.
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