Warum braucht es eigentlich Frauennetzwerke? Sobald ein Arbeitgeber es erlauben würde, exklusiv nur Männern offenstehende, unternehmensinterne Vereinigungen zuzulassen, wäre der Shitstorm doch vorprogrammiert” fragte uns Leser Yannick, BWL-Student aus Berlin, in einer Mail. Dem möchten wir entgegnen, dass es diese Männer-Netzwerke doch längst gibt. In den informellen Männer-Cliquen wird seit den Anfängen der Wirtschaft entschieden, wer Karriere macht. Oft eine bewusste Entscheidung, manchmal auch Folge des Similar-To-Me Bias – man wählt denjenigen für einen Job, eine Aufgabe oder eine Beförderung aus, der einem selbst am ähnlichsten ist – sorgten und sorgen Männer dafür, dass Männer in Führungspositionen gelangen. Und Frauen? Denen fehlte lange die Möglichkeit, sich auszutauschen unter ihresgleichen. Kein Wunder, wenn doch kaum Frauen in Führungspositionen anzutreffen waren. Frauennetzwerke sind deshalb eine tolle Möglichkeit, sich berufsbezogen zu vernetzen und sich in Karriere- und Lebensfragen zu unterstützen. Es gibt sie in Unternehmen, die ein modernes Gender-Verständnis haben, aber auch extern. Wir stellen einige von ihnen vor.
nushu
Was ist nushu und wofür steht ihr?
Wir sind das Business Netzwerk für Frauen, in dem es um echte Beziehungen geht. nushu steht für mehr Weiblichkeit in der Wirtschaft, für mehr Visibilität von Frauen auf allen Ebenen und mehr Chancengerechtigkeit. Solange die nicht erreicht ist, ist nushu essentiell als Vehikel für Frauen, um sich noch besser zu vernetzen, als Sparringspartner für Unternehmen, um sich chancengerechter aufzustellen und als Impulsgeber und Talentpool für die Wirtschaft. Wir sind der Gegenentwurf zum Old-Boys-Network! Bei uns geht es nicht um fancy Jobtitel, sondern um den echten Austausch.
Wie kann ich bei euch Mitglied werden und welche Vorteile ergeben sich aus einer Mitgliedschaft?
Unser Credo beim Netzwerken lautet: der persönliche Austausch ist uns wichtig! Davon sind wir fest überzeugt und deshalb nehmen wir uns die Zeit, jede, die Interesse an einer nushu membership hat, persönlich kennen zu lernen. Das Magazin Emotion bezeichnet unsere Kaffeedates liebevoll als „Aufnahmeritual“. Denn um die Frauen aktiv in ihrer Karriere begleiten und richtig vernetzen zu können, wollen wir sie kennenlernen und verstehen, was sie bewegt. nushu member erfahren bei uns zielgerichtete Vernetzung, Best Practice Sharing, Inspiration und Wissenstransfer. Zusammen wachsen, kooperieren, fördern wir und tauschen uns aus – und das deutschlandweit. Wir vernetzen Selbstständige, Angestellte und Gründerinnen untereinander und mit Arbeitgebern. Entweder digital über unser Herzstück, die nushu connect App oder mit Hilfe unserer zahlreichen und abwechslungsreichen digitalen Formate! Obwohl das Meiste digital passiert, kommen der intensive Austausch, inspirierende Inhalte und natürlich hervorragende Gesellschaft nicht zu kurz!
Welche Botschaft würdet ihr gerne an Absolventinnen vor dem Berufseinstieg weitergeben?
Auf jeden Fall ist die Erkenntnis, dass Jede für sich selbst in vollem Umfang verantwortlich ist, total wichtig. Damit ist gemeint, dass Empowerment aus unserer Sicht im Kopf anfängt. Sich selbst wertzuschätzen, die eigene Leistung auch als solche anzuerkennen und auch mal unbequem zu sein, wenn Dinge nicht zum eigenen Wertekodex passen, das bringt auf Dauer weiter. Bau dir ein Netzwerk auf, bevor du es brauchst und nutze dieses aktiv – es ist unglaublich, wie viel Energie, Rückhalt, Unterstützung und Karrierechancen man aus seinem Netzwerk ziehen kann. Sei es der Flurfunk, digitales Coffee-Roulette, eine professionelle Karriereplattform oder eine unternehmensinterne Netzwerkstrategie: Netzwerken bleibt auch in 2021 DAS strategische Tool für eure zielgerichtete Karriereentwicklung, Wissenszuwachs, Perspektivenwechsel und natürlich um eure Ideen zum Fliegen zu bringen. Jede dritte Stelle wird mit einem persönlichen Kontakt besetzt und der Return on Invest ist einfach unschlagbar. Und wichtig dabei ist: Bleib authentisch!
Mehr Infos zu nushu und wie ihr Mitglied werden könnt, findet ihr auch unter www.teamnushu.de
Global Digital Women
Was genau ist die Intention von GDW?
Mit Global Digital Women haben wir es uns zur Aufgabe gemacht für mehr Diversität in der Wirtschaft zu sorgen. Dabei ist unsere Arbeit auf drei Bausteinen aufgebaut: Wir vernetzen Frauen mit Digitalfokus über analoge wie digitale Veranstaltungen, machen Frauen sichtbar, zum Beispiel über unseren Digital Female Leader Award (digital-female-leader.de) oder den Schweizer Award FemBizSwiss (fembizswiss.ch) und beraten außerdem Unternehmen in Diversity und Inclusion Fragen.
Wie kann man Mitglied werden und welche Vorteile ergeben sich für mich?
Wer zu den digitalen und analogen Veranstaltungen eingeladen werden möchte, kann sich über unsere Website in unserem Veranstaltungs-Verteiler registrieren. Das GDW Netzwerk bietet nicht nur Zugänge zu unterschiedlichen Unternehmen oder auch Persönlichkeiten, sondern wir diskutieren auf unseren Veranstaltungen auch die neusten Trends und Entwicklungen im Bereich Digitalisierung. Wer also Lust auf Wissenstransfer, spannende Kontakte und das Kennenlernen inspirierender Role Models hat, ist bei uns genau richtig!
„Es gibt wirklich nichts, was ihr nicht erreichen könnt!”
Welchen Tipp könnt ihr an Absolventinnen vor dem Berufseinstieg geben?
Wichtigster Rat: Es gibt nichts, was ihr nicht erreichen könnt! Haltet euch an die Menschen, die an euch glauben, euch unterstützen und inspirieren. Sucht euch Vorbilder und Mentor*innen, an denen ihr euch orientieren könnt und die euch ermutigen, euren Weg zu gehen!
Mehr Infos zu den GDW findet ihr auch unter https://global-digital-women.com/
Überregionales Netzwerk in München, Berlin und Hamburg
„Frauen-Verbinden“ ist ein branchenübergreifendes und überregionales Frauennetzwerk an den Standorten München, Berlin und Hamburg. Träger und Initiator ist die Messe München. Mit „Frauen-Verbinden“ wurde im September 2015 das Frauennetzwerk geschaffen – persönlich geführt von den beiden Gründerinnen Monika Dech, stellvertretende Geschäftsführerin der Messe München und der Unternehmerin Margit Dittrich (Bild), die uns die Fragen zu Ihrem Netzwerk beantwortete. Heute zählt „Frauen-Verbinden“ über 1.000 Mitglieder.
Wie kann man bei euch mitmachen und was tut Ihr für eure Mitglieder?
Wir kuratieren: Mitglied kann nur werden, wer eine persönliche Einladung erhält. „Frauen-Verbinden“ spricht weibliche Führungskräfte, Expertinnen und Unternehmerinnen aller Branchen an. Auf www.frauen-verbinden.de stellt der geschlossene Bereich weitere Kontaktmöglichkeiten her und stellt Informationen zu den einzelnen Profilen der Mitglieder bereit. Speaker-Opportunitys und Medienkontakte sind ausdrücklich gewünscht und werden forciert. Unsere Ziele sind, Frauen sichtbarer zu machen, sich gegenseitig zu inspirieren und sich zu unterschiedlichen Themen auf Augenhöhe auszutauschen. Seit dem 01. April 2020 bieten wir für unsere Mitglieder live Webinare an, die auch zeitunabhängig in einer Videothek zur Verfügung stehen. In 2020 haben wir mehr als 40 Webinare durchgeführt. Immer von und mit unseren Mitgliedern.
Wie gelingt Absolventinnen der Berufseinstieg?
Absolventinnen, wir nennen sie bei uns im Netzwerk Next Gen, sollten sich Vorbilder und Mentorinnen suchen und sich vernetzen. Die Corona-Krise hat dazu beigetragen, dass Hierarchien flacher geworden sind und Führungskräfte virtuell besser ansprechbar sind. Bei der Messe München praktizieren wir schon seit vielen Jahren Reverse Mentoring. Führungskräfte und Young Talents bilden ein Tandem und unterstützen sich gegenseitig. Davon profitieren beide Seiten.
Hast du generelle Tipps für die NextGen?
Mein Rat an die nächste Generation ist, vernetzt zu denken und immer neugierig zu sein. Wer Verbindungen schaffen kann, wird immer weiter kommen. Lasst euch nicht in Schubladen stecken und denkt ‚Out of the Box‘. Wenn Probleme auftauchen, sucht nach Lösungen. Wenn Kritik kommt, wachst daran. Kritik bedeutet ja auch, dass man jemandem wichtig ist. Wenn ihr alleine nicht weiterkommt, sucht euch Mitstreiter:innen. Hört nie auf, dazu lernen zu wollen. Brennt für das, was ihr tut. Wichtiger als Erfolg ist Zufriedenheit und das Gefühl, etwas bewegen zu können. Lebt und arbeitet nach euren Werten und lasst euch nicht davon abbringen. Alles Gute kommt zurück. Daran glaube ich und so agiere ich seit mehr als 20 Jahren als Unternehmerin und Gründerin von Frauen-Verbinden.
Mehr Infos zum Netzwerk „Frauen-Verbinden“ findet ihr unter https://www.frauen-verbinden.de/
Women@Deloitte
Frau Schmidt, was möchten Sie mit Women@Deloitte erreichen?
Unter Women@Deloitte fallen bei Deloitte Deutschland verschiedene Initiativen rund um das Thema Diversity, speziell die Stärkung unserer Frauen in Führungspositionen. Unser Ziel ist es, dass vermehrt weibliche Talente zu uns kommen, sich bei uns wohl fühlen und sich in unseren Führungspositionen verwirklichen können. Diese Ziele erfordern Chancengleichheit und eine inklusive Kultur. Darauf zahlen wir zum Beispiel mit der Initiative Women in Network (WIN) aus unserem Consulting Business ein. Frauen haben hier die Möglichkeit ein eigenes Netzwerk aufzubauen, an Karriere-Workshops teilzunehmen, Mentoring zu erhalten, weibliche Vorbilder kennenzulernen und auch den Kontakt zu unseren Kundinnen zu stärken.
Wie darf man sich das als Berufseinsteigerin bei Deloitte konkret vorstellen: Wie wird man unterstützt?
Für alle unsere Neueinsteiger:innen haben wir ein mehrtägiges Onboarding-Programm und zusätzlich verschiedene Möglichkeiten aus den Fachbereichen wie Buddies, Coffee-Chats oder virtuelle Team-Events, um gut im Team – auch in diesen herausfordernden Zeiten – anzukommen. Unsere WIN-Initiative bietet speziell für Frauen eigene Networking- und Karriere-Formate an. Die Informationen zu diesen Events werden in regelmäßigen Newslettern an alle Kolleginnen versendet. Zirka ein bis zwei Formate pro Monat werden angeboten, an denen Jede teilnehmen kann. Über ihre Karriere hinweg unterstützen wir alle Mitarbeiter:innen mit vielen verschiedenen flexiblen Arbeitszeitmodellen. Dazu gehören beispielsweise die Reduzierung der Arbeitszeit auf Teilzeit oder auch die Nutzung eines Sabbaticals.
Sie selbst sind Mitglied im Aufsichtsrat von Deloitte Consulting. Wie weit sind Sie auf Ihrem Weg und welche Ziele hat sich Deloitte beim Thema Diversity noch gesetzt?
Unter Diversity verstehen wir nicht nur das Thema Gender Diversity, sondern auch ethnische, religiöse, sexuelle und Mindset Diversität. Unser Ziel ist, dass sich jede:r bei Deloitte inkludiert fühlt und sein authentisches Selbst einbringt – auch in unseren Führungspositionen. Um dies zu erreichen, orientieren wir uns an den Stimmen der aktuell noch nicht vollständig repräsentierten Gruppen, hören ihnen zu, entwickeln daraus weitere Maßnahmen zur Inklusion und verfolgen immer wieder unseren Fortschritt. Wie heißt es so schön: „Wenn es einfach wäre, würde es jede:r machen.“ Wir haben definitiv auch noch einen weiten Weg vor uns, aber wir können bereits tolle Erfolge melden: unseren D&I Podcast „Breaking Bias“, ein hochkarätiges Sponsorship-Programm unserer Executive, ein inklusives Leadership-Training und vieles mehr.
Mehr Infos zu den verschiedenen Initiativen von Women@Deloitte findet ihr hier.
fim – Vereinigung für Frauen im Management
Wofür setzt sich fim ein?
Vielfalt leben – fim fördert Bewusstseinsbildung, Toleranz und Akzeptanz für die Diversität unserer Gesellschaft und stellt Kontakte zu Institutionen und Unternehmen her, die den Dialog mit engagierten Führungskräften suchen.
Wie kommt man rein und was hat man davon?
Melden Sie sich bei uns, wenn Sie sich aktiv einbringen und mit dafür sorgen wollen, dass Frauen in Führung und Management sichtbarer werden!
Was sollten Absolventinnen mit dem Berufseinstieg besonders beherzigen?
Beziehungen aufbauen und strategisch nutzen. fim ermutigt Frauen, karriereorientierte Kontakte zu anderen Frauen und Männern in Führungspositionen zu knüpfen, auszubauen und sich wirksam zu vernetzen. Es ist wichtig, sich selbst persönliche und berufliche Ziele zu setzen und daran festzuhalten, an sich selbst zu glauben, Achtsamkeit in persönlichen und beruflichen Herausforderungen zu wahren, denn wichtiger als Erfolg kann sein, mit sich selbst liebevoller umzugehen und auch seinen persönlichen Entdeckerfreuden weiter nach zu gehen!
Mehr zu fim findet ihr unter https://fim.de/
Women Speaker Foundation (WSF)
Was genau ist die Intention von WSF?
Ich habe die WOMEN SPEAKER FOUNDATION vor ziemlich genau 9 Jahren gegründet mit der Mission, weibliche Expertinnen sichtbarer zu machen. Denn mit der Sichtbarkeit bekommen wir eine andere Wahrnehmung. Meine damalige Intention steht auch heute noch: Mein größter Geschäftserfolg wird sein, wenn wir uns selbst abschaffen können, sprich es braucht solche Institutionen schlichtweg nicht mehr, da wir Parität auf Bühnen, in Jobs, in der Presse et cetera erreicht haben 🙂
Wie kommt man rein und was hat man davon?
Man bewirbt sich als Expertin oder man wird erstmal Teil der Community und unterstützt damit auch die Initiative. Sich als Expertin zu bewerben bedeutet, auch uns zu überzeugen, dass wir an das Thema und die Personality glauben.
Welche wichtige Erkenntnis können Sie an Absolvent:innen vor dem Berufseinstieg weitergeben?
Meine wichtigste Erkenntnis ist wirklich mit nur zwei bis drei Fokusthemen in den Job oder nach draußen zu gehen, die uns wirklich begeistern. Gerne ist ein Thema davon auch ein Leidenschaftsthema. Damit fängt man an eine Personal Brand, das heißt eine Positionierung aufzubauen. Und um so klarer diese Positionierung ist, um so eher werde ich als Expertin XYZ wahrgenommen und dann auch weiter empfohlen, angefragt et cetera. Wir haben Expertinnen auf Bühnen vermittelt, die von der Bühne weg einen Vorstandsjob angeboten bekamen.
Mehr zu Diversity-Themen und Female Leadership findet ihr auch hier.