Die nichtfinanzielle Berichterstattung gewinnt zunehmend an Bedeutung, doch das Lehrangebot an vielen Hochschulen steckt noch in den Anfängen. Prof. Dr. Rolf Uwe Fülbier von der Universität Bayreuth gibt praktische Empfehlungen, wie sich Studierende in diesem Bereich eigenständig weiterbilden können. Er zeigt zudem auf, wie die Universität Bayreuth innovative Lehrkonzepte entwickelt, um ihre Studierenden praxisnah auf Themen wie Nachhaltigkeitsberichterstattung und Digitalisierung vorzubereiten.
Für nichtfinanzielle Reportings gibt es noch wenig Wissensvermittlung. Welche Tipps haben Sie für Studierende, die sich weiterbilden möchten?
Die nichtfinanzielle Berichterstattung ist ein wichtiges Thema dieser Tage, nicht nur in der Praxis, sondern auch in Forschung und Lehre. Interessante Forschungs(arbeits)papiere können Studierende beispielsweise auf der Internet-Plattform SSRN kostenfrei herunterladen. Hier kann man einfach nach passenden Stichworten suchen. Die Universität Bayreuth hat aber auch Volltext-Datenbanken mit Zugriff auf weltweit publizierte Studien in diesem Bereich, abgesehen von vielen Zeitschriften und Büchern vor Ort zur Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsberichterstattung.
In der Bayreuther Lehre ist vor allem die für die Wirtschaftsprüferausbildung zentrale Betriebswirtschaftslehre im Bachelor und Master relevant. Im Bachelor greifen zum Beispiel die Kurse zum Rechnungswesen/Accounting dieses Thema auf. Hervorzuheben ist hier ein spezielles Seminar zur Nachhaltigkeitsberichterstattung am Lehrstuhl für Internationale Rechnungslegung, das spannende Einzelaspekte des Themas vertieft behandelt und das für alle Interessierte fakultätsübergreifend im Rahmen eines Nachhaltigkeitszertifikats geöffnet ist. Im Master BWL sind es insb. die Kurse der Bayreuther WP-Option gem. § 13b WPO, in der die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Konzeption, Regulierung und Anwendung als Teil des Corporate Reporting behandelt wird, abgesehen davon, dass man hier auch beginnt, sich methodisch und inhaltlich mit der Forschung in diesem Bereich auseinanderzusetzen.
Die Universität Bayreuth gehört zu den 30 Top-Unis und Hochschulen. Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Studierenden auch in der Lehre und der Forschung an Ihrem Institut schon mit den aktuellen Entwicklungen in der Praxis vertraut gemacht werden?
Die Lehre an der Universität Bayreuth ist im Bereich der Betriebswirtschaftslehre traditionell eng mit der Praxis verzahnt. Das gilt insbesondere für unsere WP-Option gem. § 13b WPO im Master BWL, die auf einem Praxiskooperationsmodell basiert. Hier arbeiten wir eng mit verschiedenen WP-Gesellschaften und Verbänden zusammen, die uns nicht nur finanziell sowie in Forschung und Lehre unterstützen, sondern den Studierenden auch bei Fragen der Praxiskooperation, Praktika, Werkstudententätigkeit oder Berufseinstieg zur Seite stehen.
In dem entsprechenden Master-Angebot schließt sich Praxis- und Forschungsorientierung zudem nicht aus. Letztere ist gerade im Bereich der KI wichtig, wenn Studierende beispielsweise in ihren Abschlussarbeiten KI-basierte Techniken anwenden. Hierbei lernen Sie nicht nur spannende und auch für die Praxis relevante Forschungsfragen zu beantworten, sondern auch den Umgang mit Small and Big Data, qualitativen und quantitativen Methoden sowie Software-Anwendung und Programmierung. In Zusammenarbeit mit der in Bayreuth starken Wirtschaftsinformatik richten wir auch ganze Veranstaltungen auf die Digitalisierung aus. Mit dem Lehrstuhl für humanzentrische Künstliche Intelligenz bieten wir zum Beispiel den Kurs „Digital Financial Reporting“ an, der nicht nur durch viele Praxisvorträge die Auswirkungen von Digitalisierung und KI auf den Unternehmens- und Prüfungsalltag aufzeigt, sondern auch grundlegende Kenntnisse in diesem Bereich vermittelt. So wird hier unter anderem diskutiert, wie sich KI-gestützte Datenanalysen einsetzen lassen, um Accounting Fraud zu entdecken; aber auch ganz klassisch, wie IT-Systeme ausgestaltet sein sollten, damit es gar nicht erst zur Bilanzmanipulation kommt.
Prof. Dr. Rolf Uwe Fülbier ist seit 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Rechnungslegung an der Universität Bayreuth und engagiert sich seit 2006 als Lehrbeauftragter an der Bucerius Law School Hamburg. Zuvor war er Professor an der WHU und hat an der Ruhr-Universität Bochum habilitiert. Fülbier ist Autor zahlreicher Publikationen zur Internationalen Rechnungslegung, Mitautor eines prämierten Standardwerks und aktiv in Gremien der Wirtschaftsprüferkammer und des DRSC. An der Universität Bayreuth koordiniert er die WP-Option im Masterstudiengang BWL und fördert den Austausch zwischen Forschung und Praxis.
Einen weiteren spannenden Artikel aus unserem Hochschul-Netzwerk findest du hier verlinkt.