Netzwerke können Frauen in den unterschiedlichsten Lebenslagen Rückhalt bieten: Vom Berufseinstieg über die Familienplanung bis hin zur erfolgreichen Gehaltsverhandlung – es gibt viele Themen, bei denen der Austausch untereinander sehr konkrete Vorteile haben kann. Welche das sind, erklärt uns Regina Schulz der Vereinigung für Frauen im Management e.V. (fim).
„Eine Mitgliedschaft bei fim ist mehr als nur Nomenklatur: Fim lebt Frauenrechte und zwar 365 Tage im Jahr. Das ist unsere Mission, das motiviert uns! Es geht uns um gegenseitige Unterstützung der Frauen durch Austausch, Tipps und Hinweise zur Stärkung im Beruf. Die große Kunst der ausgewogenen Work-Life-Balance ist es, sich selbst nicht zu vergessen und Unterstützung einzufordern, damit die Balance gelingt. Netzwerkarbeit ist hier eine große Unterstützung, denn bei fim gibt es großartige Frauen, die ihre Kompetenz und Erfahrung mit Leidenschaft einsetzen und weitergeben.“
Anlässlich des Weltfrauentags: Wo können Frauennetzwerke wirklich noch etwas bewegen?
„Der jährliche Weltfrauentag lädt dazu ein, sich gemeinsam mit Institutionen, Vereinen und Verbänden für die Gleichberechtigung und für Frauenrechte zu engagieren. Genau das hat fim getan, und zwar bundesweit durch Sichtbarkeit und Solidarität, um auf Missstände aufmerksam zu machen, wie zum Beispiel auf die Gender-Pay-Gap oder Altersarmut für Frauen.
Oft fällt es Frauen beispielsweise schwer, ihr Können zu kommunizieren und nach einem höheren Gehalt zu fragen. Hier zitiere ich gerne unsere Gründerin Frau Dr. Helga Stödter: ‚Durch Gemeinsamkeiten und Petitionen werden Gesetze geschaffen! Es geht eine wunderbare Kraft von Frauen aus, die sich einig sind und zusammenstehen.‘ Und daran orientieren wir uns auch für die Zukunft. Zudem gibt es Methoden, um sich den Wert der eigenen Arbeit ins Gedächtnis zu rufen.
Um das zu verinnerlichen haben wir, pünktlich zum Equal Pay Day am 07. März, Dr. Cornelia Topf für eine Veranstaltung zum Thema „Strategien für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung“ gewonnen. Sie hat uns die Augen geöffnet und uns hilfreiche, strategische Tipps gegeben. Wertvolles Know-how und Erfahrungen wurden dort mit Offenheit und Ehrlichkeit unter den Teilnehmerinnen geteilt: Ich erinnere mich besonders an das „Erfolgstagebuch“. Der zentrale Gedanke dabei ist, die eigenen Erfolge und Leistungen in einem Buch zu notieren, damit sie jederzeit abrufbereit sind. So ist man perfekt vorbereitet für ein Feedback- oder Entwicklungsgespräch oder aber für die nächste Gehaltsverhandlung: denn Performance und Gehalt gehören zusammen.
Vorsicht sollte man bei Listen walten lassen, die Durchschnittsgehälter abbilden, denn hier ist die schlechteste und beste Alternative im Mittelwert zusammengefasst. Jede Verhandlung bietet einen gewissen Spielraum. Und zu guter Letzt noch ein Tipp: Habe Mut und mach es einfach!
Die Frauen bei fim stehen absolut hinter der Frauenquote, weil sie Frauen in Spitzenpositionen deutlich unterrepräsentiert sehen. Es gibt diverse Studien, die aufzeigen, dass die Frauenquote sehr wohl etwas bringt. Aber darüber hinaus ist noch viel zu tun, um Gleichberechtigung in der Arbeitswelt zu erreichen. Ohne lautstarke Diskussionen und gesetzliche Vereinbarungen entwickeln wir uns nicht weiter.
Bei der Einordnung als „Quotenfrau“ werden Fakten wie Eignung und Leistung gerne übersehen. Häufig sind es Äußerungen von Mitbewerbern, die diesen Schutzmechanismus aufbauen, weil sie den Job nicht bekommen haben. Natürlich möchte keine Frau auf eine „Quotenfrau“ reduziert werden. Ihr Interesse ist es, einen guten Job zu machen und einfach fair und respektvoll auf Augenhöhe behandelt zu werden. Aus persönlicher Sicht kann ich nur jede Frau ermuntern, ihren Karriereweg zu gehen und Überzeugungsarbeit zu leisten. Es ist erwiesen, dass die besten Entscheidungen in einem Team mit ausgewogenem Geschlechterverhältnis getroffen werden. Das zweite Führungspositionen Gesetz braucht nur umgesetzt werden, indem Führungspositionen mit Frauen und Männer gleichberechtigt besetzt werden.
Auch bei der Wertschätzung muss sich etwas tun. Immer wieder lesen wir Schlagzeilen, dass Frauen ihre Führungspositionen aufgeben, weil man ihnen nicht genug Wertschätzung entgegengenbringt. Dabei können Arbeitgeber gerade hier einiges tun! Wertschätzung ist eine Tugend, die Frauen wunderbar im Arbeitsalltag einbauen, jedoch oft in Führungspositionen nicht zurückbekommen. Das ist auf Dauer enttäuschend. Um fehlende Wertschätzung und Respektlosigkeit handelt es sich insbesondere, wenn Frauen für die gleiche Arbeit nicht das gleiche Gehalt bekommen.
In vielen Unternehmen existieren nach wie vor die traditionellen Rollenbilder und Muster. Frauen bleiben zuhause, wenn die Kinder nicht versorgt werden können, wegen der Gender-Pay-Gap. Manche Frauen in Führungspositionen verzichten bewusst auf Kinder, um dem Spagat zwischen Familie und Beruf nicht ausgesetzt zu sein.
Unternehmen können genau gegen diese Ungerechtigkeiten einen enorm wichtigen Beitrag für die Gleichstellung der Geschlechter leisten. Was auf privater Seite ein dauerhaft gesundes Arbeitsverhältnis schafft, bringt Unternehmen erwiesenermaßen zufriedene Mitarbeitende, solide Wettbewerbsvorteile und schlicht wirtschaftlichen Erfolg. Durch Faktoren wie Fairness, Achtsamkeit und Menschlichkeit gelingt es Unternehmen, ihre Mitarbeitenden zu binden sowie Freude und Motivation am Arbeitsplatz zu erhalten.
Anstatt sich aber nur bei Unternehmen zu bewerben, die sich hier bereits positiv hervortun, sollten Frauen sich bei den Unternehmen bewerben, für deren Ziele und Zwecke ihr Herz schlägt.“
Regina Schulz, die zweite Vorsitzende von fim, ermutigt Frauen durch ihre eigenen Erfahrungen, Führungsrollen zu übernehmen. Mit 29 Jahren wurde sie zu einer der ersten Bezirksgeschäftsführerinnen in Ahrweiler berufen und war seither in verschiedenen Führungspositionen tätig – unter anderem als Bezirksgeschäftsführerin und Landesgeschäftsführerin für die fünf norddeutschen Bundesländer bei der DAK-Gesundheit.
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