Digitalisierung ist Zukunft – und in München wird sie aktiv gestaltet! Dr. Laura Sophie Dornheim ist seit 2021 Chief Digital Officer der Landeshauptstadt München und verantwortet mit ihrem Team von 1.500 IT-Spezialist:innen die digitale Transformation der Stadt. Ihr Ziel: Eine moderne, effiziente und bürgerfreundliche Verwaltung schaffen. Mit ihrem Team treibt sie Projekte wie das MUC-GPT und KI-basierte Verwaltungsprozesse voran – und zeigt, dass Digitalisierung im öffentlichen Sektor nicht nur notwendig, sondern auch innovativ und spannend ist – ein Arbeitgeber ideal für Berufseinsteigende.
Frau Dr. Dornheim, bitte stellen Sie sich kurz unserer Leserschaft vor!
Mein Name ist Laura Sophie Dornheim, ich bin aktuell Chief Digital Officer der Landeshauptstadt München und verantworte den gesamten IT- und Digitalisierungsbereich der Stadt. Ich habe in München Abitur gemacht, dann Wirtschaftsinformatik studiert. In der Branche ist mir schnell aufgefallen, dass es nur wenige Frauen gibt, insbesondere in Führungspositionen. Deshalb habe ich mich entschieden, zusätzlich in Gender Studies zu promovieren, um zu erforschen, warum Frauen in diesem Bereich unterrepräsentiert sind.
Ich habe lange in Digitalunternehmen und Start-ups gearbeitet, mich ehrenamtlich in der Netz- und Digitalpolitik engagiert und wurde schließlich vor fast drei Jahren gefragt, ob ich mir vorstellen kann, die IT in München zu übernehmen. Das war eine der besten Entscheidungen, die ich getroffen habe.
Haben Sie sofort zugesagt oder war das zunächst ein großer Schritt?
Ich habe mir gut überlegt, ob es die richtige Entscheidung ist. Nicht jede Stadt hätte mich überzeugt, aber München ist meine Heimat und hat bereits sehr gute Voraussetzungen im Bereich IT und Digitalisierung. Das hat mich überzeugt und ich habe mich offiziell beworben – mittlerweile bin ich als Wahlbeamtin berufen.
Dr. Laura Sophie Dornheim (Bild: © Presseamt München) ist seit 2021 Chief Digital Officer der Landeshauptstadt München und verantworter die IT- und Digitalstrategie der Stadt. Die studierte Wirtschaftsinformatikerin promovierte in Gender Studies und setzt sich seit vielen Jahren für Diversität und digitale Innovationen ein. Vor ihrem Wechsel in die Verwaltung war sie in der Tech- und Start-up-Szene tätig und egagierte sich in der
Netz- und Digitalpolitik.
Welche Herausforderungen und Chancen gibt es bei der Digitalisierung der kommunalen Verwaltung und wie geht München konkret mit den damit verbundenen Hürden um?
Ein wesentlicher Grund, warum ich diesen Job angenommen habe, ist mein Wunsch, etwas dazu beizutragen, unseren Staat und unsere Demokratie zukunftsfähig zu machen. Viele kennen das Klischee von Behörden, die noch mit Faxgeräten arbeiten und in Aktenbergen ertrinken. Solche Fälle gibt es zwar vielleicht noch, aber die Realität sieht oft anders aus.
Ich halte es für brandgefährlich, immer nur über öffentliche Strukturen zu schimpfen – das ist Wasser auf die Mühlen aller Populisten. In München funktioniert vieles sehr gut: Wir haben unser ei-genes KI-Kompetenzzentrum und waren die erste Verwaltung Deutschlands, die ihren Mitarbeitenden ein eigenes GPT, unser MUC-GPT, zur Verfügung gestellt hat. Das haben wir übrigens dank unserer brillanten Kolleg:innen in nur sechs Monaten programmiert. Ich finde es wichtig, jungen Menschen zu zeigen, dass die Verwaltung ein spannendes und innovatives Arbeitsumfeld sein kann, in dem man wirklich etwas bewegen kann. Hier geht es nicht um Profitmaximierung, sondern um sinnstiftende Arbeit.
„Wer sinnstiftende Arbeit sucht, ist in der Verwaltung richtig“
Welche Möglichkeiten gibt es für Berufseinsteiger:innen in Ihrer IT-Abteilung?
Wir bieten viele Einstiegsmöglichkeiten – sei es als Werkstudentin oder Werkstudent, über duale Studiengänge oder klassische Ausbildungswege. Wir suchen Menschen, die Technologie gezielt einsetzen möchten, um unsere Verwaltung weiterzuentwickeln. Ich möchte niemanden einstellen, der nur wegen der Jobsicherheit kommt, sondern Leute, die Lust haben, Technologie einzusetzen, um unsere Verwaltung und unseren Staat voranzutreiben.
Würden Sie sich selbst als Nerd bezeichnen?
Ja, schon. Das ist das Schöne daran, mit Techies zu arbeiten: Wenn jemand auf eine Frage mit „42″ antwortet, wissen alle genau, wovon die Rede ist. Ich bin zu selten im Rechenzentrum, aber wenn ich durch die Server-Reihen laufe, schlägt mein Nerd-Herz höher. Das ist das Tolle an meinem Job: Er vereint Sinnhaftigkeit mit der Nähe zur Technik. Und manchmal kann ich selbst noch ein bisschen mit Technologie spielen – das macht mir große Freude.

Sie leiten ein IT-Team von 1.500 Informatiker:innen. Wie ist denn die IT-Abteilung einer Stadtverwaltung strukturiert?
Grundsätzlich gibt es drei große Bereiche: Strategie – also die Entwicklung von Zukunftsthemen und die Koordination verschiedener Projekte – Infrastruktur, mit einem eigenen Rechenzentrum für die Stadt und der Betreuung von über 40.000 Beschäftigten – und Digitalisierung, wo wir gemeinsam mit anderen Abteilungen neue Lösungen entwickeln. Beispielsweise gibt es eine neue Terminvereinbarungssoftware in Bürgerämtern oder den Einsatz von KI zur Überwachung der Abwasserkanäle. Unsere IT’ler:innen sind also in ganz unterschiedlichen Teams und Einsatzgebieten tätig.
Wir haben ganz diverse Teams mit Menschen aus vielen Ländern mit unterschiedlichen Hintergründen und arbeiten alle total gerne zusammen. Die IT der Stadt München unterscheidet sich insofern kaum von einem modernen Tech-Unternehmen.
Gerade Frauen in MINT- und IT-Berufen sind in Führungspositionen noch unterrepräsentiert. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Mit dem Thema Frauen in Führungspositionen habe ich mich intensiv beschäftigt, auch in meiner Doktorarbeit. Ein Ratschlag, den ich damals bekam, lautete: „Schauen Sie sich das alles genau an, aber vergessen Sie es nach der Dissertation wieder und machen Sie Ihr Ding – Sie können es eh nur falsch machen.“ Das gilt weitgehend heute noch: Gerade als Frau kann man sich in so vielen „Dos und Don’ts“ verlieren. Das Wichtigste ist, ein Gespür für sich selbst zu haben: Was mache ich, wie will ich es machen. Und dann ist es auch okay, wenn man Sachen anders macht. Natürlich muss man sich bis zu einem gewissen Grad an bestehende Strukturen anpassen, aber man sollte auch den Mut haben, Neues zu machen. Stillstand schadet uns, egal aus welcher Perspektive.
Ich glaube daran, dass Menschen den besten Job machen, wenn sie Spaß an ihrer Arbeit haben. Dazu gehören sinnhafte Tätigkeiten, ein gutes Ar-beitsumfeld und konstruktives Feedback. Hierarchie sehe ich als notwendige Struktur, aber nicht als hartes Oben und Unten. Sie ist für mich ein Tool, da-mit eine Organisation funktionieren kann. Ich lege großen Wert auf Zusammenarbeit auf Augenhöhe und meine Bürotür ist immer offen für alle Mitarbeitenden.
Wie wurde Ihre neue leitende Rolle in der Öffentlichkeit aufgenommen?
Als ich mich für meine jetzige Position beworben habe, gab es heftige Kritik aus konservativen Kreisen: Man stellte infrage, ob eine junge Frau – ich war auch schon knapp 40 – eine große IT-Abteilung leiten kann. Das war bitter, aber leider nicht das erste Mal, dass ich so etwas erlebt habe. In meinem Arbeitsumfeld zählt, was jemand tut – nicht, ob die Person ein Kleid oder einen Anzug trägt. Genau diesen Führungsstil möchte ich vorleben – er ist die Zukunft.
„Wir brennen für unsere Jobs – aber wir stellen sicher, dass niemand ausbrennt“
Wie unterstützt die Stadt München den Berufseinstieg junger Menschen, und speziell Frauen im Tech-Bereich?
Ja, die Stadt macht da so viel! Wir haben ein Mentoring-Programm für Frauen in der IT, die sich für Führungspositionen interessieren, regelmäßige Vernetzungstreffen wie unser Frauenfrühstück und flexible Arbeitszeitmodelle. Wir haben seit neuestem ein Familienzimmer bei uns im Büro mit einem Bällebad und auch am Girls‘ Day nehmen wir teil. Zudem hat sich die Stadt nach Corona klar gegen eine generelle Präsenzpflicht entschieden – sogar zeitweises Arbeiten aus dem europäischen Ausland ist möglich. Diese Maßnahmen kommen nicht nur Eltern zugute, sondern allen Beschäftigten.
Es gibt auch ganz viele Schulungen und Weiterbildung in dem Kontext. Für alle Führungskräfte ist es verpflichtend, sich mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit zu beschäftigen. Natürlich ist für uns als öffentliche Arbeitgeber besonders wichtig, dass wir das, was zum Glück im Gesetz verankert ist, leben.

Warum ist die IT der Stadt München gerade für junge Talente attraktiv?
Wer eine sinnstiftende Arbeit sucht, ist in der öffentlichen Verwaltung genau richtig. Digitalisierung und KI sind hier nicht nur Themen, sondern echte Handlungsfelder. Man kann innovative Lösungen entwickeln und aktiv mitgestalten. Außerdem sind wir ein sozialer Arbeitgeber mit fairen Arbeitsbedingungen. Wir brennen für unsere Jobs – aber wir stellen sicher, dass niemand ausbrennt.