Wie wichtig ist es, tatsächlich noch das Steuerberater- und Wirtschaftsprüferexamen erfolgreich zu absolvieren?
Früher war die doppelte Berufsqualifikation als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in WP-Gesellschaften weit verbreitet, um nicht zu sagen üblich. Inzwischen ist dies nicht mehr die Regel, insbesondere, weil der Consulting-Bereich wieder eine stärkere Bedeutung erlangt hat.
Die Relevanz des Steuerberaterexamens bleibt jedoch weiterhin unverändert hoch. Nachdem mit dem BilMoG 2008 eine stärkere Trennung der handels- und steuerrechtlichen Rechnungslegung vorgenommen wurde, gewinnt die handelsrechtliche Rechnungslegung – insbesondere diejenige nach IFRS – für die steuerlichen Dokumentations- und Deklarationspflichten an Bedeutung.
Ursächlich sind die internationalen, durch die OECD vorangetriebenen Steuerharmonisierungen auf Basis des BEPS-Projekts. Die Neuverteilung des Steuersubstrats im Rahmen von Pillar 1 und die Einführung der Mindeststeuer (Pillar 2) sowie die Schaffung eines zu veröffentlichenden und zu prüfenden steuerlichen Country-by-Country-Reportings führen zu einer verstärkten Relevanz der Integration beider Rechenschaftsbereiche. Zwar betrifft diese Entwicklung aktuell vor allem multinationale Konzerne und somit als Folge die großen WP-Gesellschaften, jedoch ist bei der angedachten sukzessiven Absenkung der Anwendungsgrenzen eine Ausdehnung von Pillar 1 und 2 auf den Mittelstand nur eine Frage der Zeit.
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Univ.-Prof. Dr. Thomas Egner, Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Betriebliche Steuerlehre an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.