Gründerinnen und ihre wunderbaren Start-ups
Wir haben verschiedene Gründerinnen interviewt, die mit ihren Start-ups ganz unterschiedliche Probleme lösen wollen. Eine davon ist Amanda Maiwald, die mit Complori Kindern Future Skills näherbringen will.
Stell dich am Anfang doch einmal ganz kurz vor.
Ich bin Amanda Maiwald, Co-Gründerin und CEO von Complori. Wir sind ein Start-up, das sich darauf spezialisiert hat, Kindern Future Skills nahezubringen, die sie für die digitale Zukunft benötigen. Mein Weg in die Welt der Technologie ist schon früh durch meinen Vater geprägt worden, der einen Informatikhintergrund hat. Schon als Kind war mir bewusst, dass Technologie mehr als nur Unterhaltung ist – sie entwickelt sich mehr und mehr zu einem mächtigen Werkzeug, um unsere Zukunft zu gestalten. Meine Leidenschaft für die Chancen von Technologie und der Wunsch, etwas Eigenes zu erschaffen, haben mich zum Informatikstudium geführt. Ich habe dort erkannt, wie schnell man in der digitalen Welt Neues schaffen kann – und das ist eine Riesenchance.
Nimm uns doch einmal auf deiner bisherigen beruflichen Reise mit. Wie kam es dazu, dass du dich entschlossen hast, ein Unternehmen zu gründen?
Im Lauf der Zeit habe ich erfahren, wie stark Anspruch und Wirklichkeit auseinander gehen, wenn es um digitale Bildung geht. Nicht umsonst sage ich gerne, dass Programmieren in der Schule eigentlich die zweite Fremdsprache sein sollte. Und auch das Wirtschaftsinformatikstudium bereitet junge Menschen nicht in jeder Hinsicht ausreichend auf die digitale Welt vor. Das ist eine Lücke, die ich mit meinen Mitstreiter:innen bei Complori gern schließen möchte. Die Idee kam mir, als mir während der Anfangszeit der Corona-Pandemie klar wurde: Kinder sind zwar heute Digital Natives – aber oft fehlen ihnen die notwendigen Kompetenzen, um unsere immer digitalere Welt aktiv mitzugestalten. Auch viele Erwachsene haben diese Fähigkeiten nicht – der Großteil der Menschen in Deutschland unterschätzt immer noch die Bedeutung digitaler Bildung für ihren eigenen beruflichen Erfolg. Ich habe mich gefragt: Wie können wir das ändern? So kam es zu der Idee, Bildung und Spaß am Lernen zu vereinen – weshalb wir zum Beispiel Minecraft einsetzen, um Kinder für Technologie zu begeistern und ihnen spielerisch das zu vermitteln, was wir Future Skills nennen: also nicht nur Programmieren, sondern auch kritisches Denken, Problemlösungskompetenz oder die Arbeit im Team. Meine Zeit bei CleverShuttle war ein wichtiger Katalysator, weil sie das Thema Gründen als Option für mich sichtbar gemacht hat.
Stell doch einmal kurz dein Unternehmen vor.
Mit Complori statten wir Kinder mit den Future Skills aus, die sie brauchen, um die digitale Welt von morgen mitzugestalten. Wir möchten sie von bloßen Konsument:innen zu Gestalter:innen machen, damit kann man gar nicht früh genug anfangen. Wir bieten dafür eine hybride Lernplattform an, über die wir Kinder online in Fähigkeiten wie Programmieren und Soft Skills wie Teamwork schulen. Dabei setzen wir zum Beispiel auf die Beliebtheit von Spielen wie Minecraft und richten uns vor allem an junge Menschen zwischen sieben und 16 Jahren, die in festen Gruppen lernen – immer eng begleitet von erfahrenen Tutor:innen. Bisher haben wir mehr als 60.000 Kinder über diese Kurse unterstützt. Die größte Herausforderung war sicherlich, ein Curriculum zu entwickeln, das Bildung und Spaß gut miteinander verbindet – aber das ist auch das Entscheidende an unserem Ansatz. Wer gern lernt, lernt auch gut und nachhaltig.
Wo siehst du dich und dein Unternehmen in drei bis fünf Jahren?
In drei bis fünf Jahren sehe ich Complori als einen etablierten Akteur im Bereich der digitalen Bildung, der Millionen Kindern weltweit die Fähigkeiten vermittelt, die sie brauchen, um in einer zunehmend digitalisierten Welt erfolgreich zu sein. Wir werden unser Angebot immer weiter vergrößern und auch immer neue Methoden entwickeln, um digitale Bildung zugänglicher zu machen – und damit Lücken zu schließen, die im Schulsystem entstanden sind. Natürlich erhoffe ich mir dort aber auch Fortschritte. Eltern von der Sinnhaftigkeit unseres Angebots zu überzeugen, wird da sicher eine der wichtigen Herausforderungen sein. Als Role Model sehe ich alle, die erfolgreich Barrieren in der Technologiebranche überwunden haben und auch beweisen, dass Diversität zu besseren Lösungen führt.
Hast du Tipps für eine Unternehmensgründung, gerade für junge Menschen, die vielleicht noch im Studium stehen?
Ich glaube, wie für viele Dinge im Leben gibt es auch für eine Gründung nicht den einen perfekten Zeitpunkt. Insofern würde ich jede:r Gründer:in raten, mutig zu sein, sich mit Leidenschaft für die eigene Idee einzusetzen und hart dafür zu arbeiten, dass sie der Realität standhält. Ein Studium kann sicher wertvolle Kenntnisse vermitteln und ist nicht zu unterschätzen. Aber echte Erfahrungen und das Lernen aus Fehlern sind viel wichtiger. Startet Projekte, experimentiert und nutzt die Universitätszeit, um Netzwerke aufzubauen – das würde ich allen Studierenden raten, die mit dem Gedanken spielen, sich selbständig zu machen.
Du sagst ja über dich selbst, dass du oft als junge Frau in der Gründerszene unterschätzt und nicht ernst genommen wirst. Was würdest du jungen Gründerinnen mit auf den Weg geben, denen es vielleicht ähnlich geht? Hast du Tipps, um damit besser umzugehen und sich Gehör zu verschaffen?
Als junge Frau stößt man so oder so oft auf Vorurteile. Mein Tipp: Lasst euch nicht entmutigen. Nutzt es als Chance, wenn ihr unterschätzt werdet, um positiv zu überraschen und zu überzeugen. Stärkt euer Selbstbewusstsein durch Erfolge, sucht euch Mentorinnen und Mentoren und baut ein starkes Netzwerk auf. Und gleichzeitig bin ich immer dafür, authentisch zu bleiben und eine eigene Stimme zu finden. Eure Perspektive ist wertvoll und kann die Art und Weise verändern, wie wir die Welt von morgen gestalten. Und eine ganz besondere Superpower im Gründen ist sicherlich, Misserfolge oder Abweisungen nicht als K.O.-Kriterium zu sehen, sondern sich dadurch erst recht zu motivieren.
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