Nachhaltiges Wirtschaften ist kein Trend-Thema, dem man heute hinterherläuft – zumindest bei Henkel nicht. Hier hatte schon immer die Verantwortung hinter dem Wirtschaften und den Produkten einen hohen Stellenwert. Wie Mitarbeiter dabei mitwirken können und einen tieferen Einblick ins Unternehmen gibt uns Sylvie Nicol, Mitglied des Vorstands bei Henkel und Vorsitzende des Sustainability Councils.
Frau Nicol, welche Verantwortung für das Gemeinwohl tragen Unternehmen heute?
Als Unternehmen tragen wir nicht nur Verantwortung für Mitarbeiter, Partner und Kunden, sondern auch für unseren Planeten und die Gesellschaft. Das zeigt sich auch in dem Unternehmenszweck von Henkel: nachhaltig Werte schaffen. Wir wollen Werte schaffen – für unsere Kunden und Konsumenten, unsere Teams und unsere Mitarbeiter, unsere Aktionäre sowie die Gesellschaft und das Umfeld, in dem wir tätig sind. Das ist heute wichtiger denn je. In der aktuellen Situation der Corona-Pandemie sind viele Menschen auf Unterstützung angewiesen. Auch Unternehmen müssen zur Bekämpfung der globalen Pandemie beitragen. Dies tun wir zum einen, indem wir die Sicherheit unserer Mitarbeiter gewährleisten, die Belieferung unserer Kunden sicherstellen und mit unseren Produkten einen Grundbeitrag zur Hygiene unserer Konsumenten leisten. Zudem haben wir über unsere Geschäftstätigkeit hinaus bereits im März ein umfassendes Solidaritätsprogramm entwickelt – mit finanziellen Spenden, Produktspenden und der Produktion von Desinfektionsmittel, das wir an Krankenhäuser gespendet haben. Die Corona-Krise verändert jedoch keineswegs unsere Haltung und unser Engagement für nachhaltiges Wirtschaften.
Henkel wurde von den von uns befragten Experten zu den Unternehmen gewählt, die helfen, die Welt ein Stück besser zu machen. Welche Bedeutung hat nachhaltiges Wirtschaften für Ihr Haus und seit wann?
Das Thema Nachhaltigkeit ist aktueller denn je. Für Henkel ist es allerdings kein Trend, dem wir uns anschließen, sondern ein Thema, das schon immer einen hohen Stellenwert hatte. Ich bin überzeugt, dass Henkel nur deshalb seit 144 Jahren erfolgreich ist, weil wir immer nachhaltig und verantwortungsvoll gewirtschaftet haben. Darauf können wir stolz sein, sollten uns aber nicht darauf ausruhen. Denn die Herausforderungen in unserer Welt sind groß – Plastikmüll, Klimawandel, soziale Ungleichheiten, das sind nur einige Stichworte. Um diese Themen anzugehen, sind aus meiner Sicht vor allem zwei Dinge entscheidend: Nachhaltigkeit muss fest in unserem Wirtschaften verankert sein, und zwar an jeder Stelle der Wertschöpfungskette. Und wir müssen zusammenarbeiten – mit anderen Unternehmen, NGOs, der Regierung, unseren Kunden und Partnern – gemeinsam treiben wir diese wichtigen Themen voran.
Um also der Klimakrise entgegenzutreten sollten alle zusammenarbeiten. Eigentlich sollte es kaum noch Unternehmen geben, die sich nicht mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen. Wie sehen den zukünftigen Entwicklungen entgegen?
Es vergeht kein Tag, an dem ich persönlich und wir als Unternehmen nicht die Dringlichkeit für sofortige Klima-Maßnahmen spüren: Das Klima verändert sich, und wir sehen die potenziell verheerenden Auswirkungen der globalen Erwärmung deutlicher als je zuvor. Lange Zeit schienen Wachstum und Ressourcenverbrauch Hand in Hand zu gehen – es wurde angenommen das eine wäre ohne das andere nicht möglich. Angesichts einer Bevölkerung, die bis zum Jahr 2050 auf mehr als neun Milliarden Menschen anwachsen soll, und des steigenden Ressourcenverbrauchs ist klar, dass wir jetzt handeln müssen. Multinationale Unternehmen wie Henkel spielen dabei eine wichtige Rolle. Wir wissen nicht genau, wie die Zukunft aussehen wird, aber als Unternehmen sind wir bereit, zu lernen und uns zu verändern. Das gilt auch für mich: Ich lerne jeden Tag etwas Neues zu diesen komplexen Themen.
Wir fragten konkret nach Unternehmen, deren Produkte oder Dienstleistungen Menschen in ihrer Gesundheit, ihrer Bildung oder anderen Lebensbereichen wirksam unterstützen oder die dazu beitragen, dass das Ökosystem entlastet wird. Können Sie unseren Lesern konkrete Beispiele Ihrer Produkte nennen, bei denen Henkel nachhaltiger agiert?
Den größten Hebel haben wir mit unseren Produkten und Lösungen, mit denen wir dazu beitragen, weniger Ressourcen zu verbrauchen. Ich denke dabei zum Beispiel an hochmoderne Waschmittel, die extra auf das Waschen mit niedrigen Temperaturen ausgelegt sind und so helfen, Energie zu sparen. An Trockenshampoos, die Wasser und Emissionen einsparen. Oder an Technologien, die dafür sorgen, dass Autos leichter werden und dadurch weniger CO2 verbrauchen.
Außerdem engagieren wir uns in vielen Initiativen und Projekten. Ein Thema, das mir persönlich sehr am Herzen liegt, ist das Thema Bildung. Hier setzen wir uns beispielsweise mit der „Million Chances“-Initiative unserer Marke Schwarzkopf für mehr Chancengleichheit für Mädchen und Frauen ein. Ein anderes einzigartiges Projekt ist unsere Partnerschaft mit Plastic Bank. Seit 2017 arbeiten wir – als erster globaler Konsumgüterkonzern – gemeinsam mit dem Sozialunternehmen daran, dass weniger Plastikabfall in die Ozeane gelangt und gleichzeitig Chancen für Menschen in Armut geschaffen werden. Das im Rahmen des Projekts gesammelte, sogenannte Social Plastic setzen wir als Rezyklat auch in unseren eigenen Verpackungen ein.
Gibt es Produkte, die Sie in der Pipeline haben und die zukünftig einen wertvollen ökologischen, technologischen oder gesellschaftlichen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit und Allgemeinwohl leisten können?
Unser Anspruch ist es, mit jedem einzelnen Produkt einen Beitrag zu leisten. Wir entwickeln viele Innovationen und neue Produkte bei Henkel, und Nachhaltigkeit ist dabei ein wichtiger Faktor. Unsere Forscher müssen genau aufzeigen, welche konkreten Vorteile ihr Projekt in Bezug auf gesellschaftlichen Nutzen und geringeren Ressourcenverbrauch bietet. Das können direkte Beiträge sein, zum Beispiel der Einsatz von Recyclingmaterial für die Verpackung oder besonders nachhaltig produzierte Inhaltsstoffe, aber auch Verbesserungen, die durch unsere Produkte ermöglicht werden. Wir entwickeln zum Beispiel Klebstoffe, die die Recyclingfähigkeit von Verpackungen fördern. Damit helfen wir, komplexe Herausforderungen – wie zum Beispiel das Recycling mehrschichtiger Verpackungen – zu überwinden.
Wie wichtig ist es für Sie persönlich, dass Arbeit sinnstiftend sein muss?
Das ist für mich sehr wichtig! Ich möchte einen Beitrag leisten und einen Unterschied machen. Ich möchte jeden Tag dazulernen, unser Unternehmen voranbringen – und vor allen Dingen meine Kollegen und Mitarbeiter dabei unterstützen, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Ich habe schon immer gerne Verantwortung übernommen und gemeinsam wollen mein Team und ich unseren Teil dazu beitragen, dass Henkel auch die nächsten 140 Jahre erfolgreich ist. Henkel hat sich stets verändert, aber die Veränderung geschieht heute dank digitaler Technologien viel schneller. Darauf müssen wir uns einstellen – persönlich und als Unternehmen. Ich sehe Transformationen als Chance, doch wir müssen sie auch ergreifen! Der Personalbereich, den ich verantworte, kann hierbei eine wichtige Rolle spielen, indem wir zum Beispiel unsere Unternehmens- und Führungskultur weiterentwickeln. Im letzten Jahr haben wir neue „Leadership Commitments“ eingeführt, um einen inklusiven und integrativen Führungsstil zu etablieren. Und wir haben eine globale Fortbildungsinitiative gestartet – die „Digital Upskilling“-Initiative – um alle Mitarbeiter fit(ter) für die digitale Transformation zu machen. Damit setzen wir heute wichtige Akzente für die Zukunft.
In der Eingrenzung des Themas „Arbeitgeber, die helfen, die Welt besser zu machen“ haben wir den Befragten auch die Unternehmenskultur, die die Gesellschaft positiv beeinflussen kann. Wie würden Sie die Zusammenarbeit und das Miteinander bei Henkel beschreiben?
Ich glaube, dass wir eine einzigartige Unternehmenskultur haben, weil wir ein engagiertes und vielfältiges Team sind. Ein Team mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus 120 Nationen, die in 70 Ländern zusammenarbeiten. Wir treffen täglich unzählige Entscheidungen in einem sehr volatilen Umfeld. Wir kommen aus unterschiedlichen Kulturen, haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht und sind in sehr verschiedenen Märkten und Branchen tätig. Deshalb sind eine starke Unternehmenskultur und klare Werte so wichtig. Unsere fünf Unternehmenswerte sind: Wir stellen unsere Kunden in den Mittelpunkt unseres Handelns. Wir schätzen, fordern und fördern unsere Mitarbeiter. Wir streben nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg an. Wir wollen unsere führende Rolle im Bereich Nachhaltigkeit stetig ausbauen. Und wir gestalten unsere Zukunft mit Unternehmergeist auf der Grundlage unserer Tradition als Familienunternehmen. Diese Werte leiten uns in unserem Handeln, bei Entscheidungen und in unserem Verhalten.
Mit Blick auf die Corona-Pandemie und vielleicht zukünftige Krisen: Wie beeinflusst das die Entwicklung von nachhaltigen Initiativen?
Derzeit steht die Welt mit der Corona-Pandemie vor einer globalen Herausforderung. Die Krise betrifft jeden von uns und niemand kann absehen, wie das „new normal“ zukünftig aussehen wird. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass uns die Krise stärker macht. Wir stehen zusammen im Kampf gegen die Pandemie – unsere Mitarbeiter sollen sich auch in Zukunft sicher fühlen, wir wollen unsere Kunden unterstützen und wir helfen den Gemeinden, in denen wir tätig sind – denn schnelle Hilfe und unternehmerisches Engagement sind gefragt. Dennoch dürfen wir unser Nachhaltigkeits-Engagement auch in Krisenzeiten nicht aus den Augen verlieren. Eine nachhaltigere Welt zu schaffen, ist und bleibt eine große Herausforderung – eine, bei der es darauf ankommt, das Richtige und Wichtige zu tun und nicht bloß das Naheliegende und Einfache. Aus dieser Sicht stellt uns die Corona-Krise nicht nur vor Herausforderungen, sondern bietet uns auch Chancen. Sie zeigt uns einerseits, wie schnell sich die Dinge ändern können, wie verwundbar und fragil unsere Systeme und wie instabil unsere Lebensstandards sind und andererseits, dass die kommenden Jahre – ganz gleich wie wir die aktuelle herausfordernde Situation bewältigen – entscheidend für unseren Planeten sein werden und wir unser Handeln danach ausrichten müssen.
Über die Interviewpartnerin
Sylvie Nicol ist seit April 2019 Mitglied des Henkel-Vorstands, zuständig für Personal sowie Infrastruktur-Services. Außerdem ist Sylvie Nicol Vorsitzende des Sustainability Councils von Henkel. Nach Abschluss ihres Masters in Betriebswirtschaft an der Wirtschaftshochschule ESCP Europe begann Sylvie Nicol 1996 ihre Karriere bei Henkel Frankreich im Unternehmensbereich Beauty Care. 2013 wurde die Pariserin zur Corporate Vice President Human Resources Beauty Care ernannt und zog mit ihrem Mann und den drei Kindern nach Deutschland, um für Henkel in der Unternehmenszentrale in Düsseldorf zu arbeiten. Mehrere Jahre arbeitete die heute 47-Jährige als Corporate Senior Vice President für Beauty Care Retail Europe & Global Sales sowie als Corporate Senior Vice President für Global Human Resources, bevor sie im vergangenen Jahr Mitglied des Henkel-Vorstands wurde.