„Weibliche Sichtweisen lösen Probleme“
Motiviert und fokussiert auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen und dabei stets sich selbst und dem eigenen Team klare Ziele setzen und Möglichkeiten erkennen – dafür steht Antje Sikatzis, Senior Managerin bei KPMG sowie begeisterte Langstreckenläuferin und Rennradfahrerin. Im Interview gibt sie Einblicke in ihren Alltag und berichtet über ihren inspirierenden Karriereweg bei KPMG.
Bitte gib uns zu Beginn eine kurze Einführung in Deine Arbeit bei KPMG.
Ich stehe für digitale HR-Transformationen und begleite meine Kunden auf dem Weg, ihre IT-Systeme im Personalbereich zukunftsfähig zu gestalten. Dabei liegt mein Schwerpunkt auf SAP-Systemen. Ich habe den Wechsel von SAP HR in die Cloud von Anfang an begleitet, was mich wiederum zu einer authen- tischen und geschätzten Gesprächspartnerin für meine Kunden macht. In der heutigen Arbeitswelt und für HR-Abteilungen werden Themen wie bspw. Automatisierung, Self-Services oder auch KI immer wichtiger, nicht zuletzt um für die aktuellen Herausforderungen, die der Arbeitnehmermarkt oder auch die hybriden Arbeitsmodelle mit sich bringen, optimal aufgestellt zu sein. Mein Aufgabenfeld ist daher sehr vielfältig und umfasst unter anderem die Strategie und das Neu-Design von HR-Lösungen, die Harmonisierung von HR-Prozessen und deren Automatisierung bis hin zu Einzelthemen, wie zum Beispiel der Einführung von Self-Services und GenAI in der Personalarbeit.
Resultierend aus den aktuellen Trends am Markt, kannst Du uns eventuell zwei Beispiele geben, wie ein konkretes Projekt bei Dir aussieht?
Sehr gerne. Eines meiner derzeitigen Projekte ist beispielsweise die Schaffung eines einheitlichen digitalen Verfahrens für die Personalbewirtschaftung für den Bereich Public Sector. Hier bereiten wir in einem prototypischen Verfahren einen weitestgehend standardisierten Flächenrollout vor. Dies ist im Vergleich zu Implementierungsprojekten in der Wirtschaft eine komplett neue Erfahrung für mich. So bedarf es hier an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Geduld und die Hartnäckigkeit, auftretende Hürden zu meistern. Mein Team und ich sehen mit jedem neuen Rollout eine enorme Effizienzsteigerung, was wiederum eine große Motivation für uns alle ist.
Als Gegenpol hierzu leite ich momentan ein KPMG-internes Projekt, bei dem wir mit Kolleg:innen aus verschiedenen Ländern eine Methodik für eine beschleunigte HR-Cloud-Transformation erarbeiten. Zeitverschiebung und Sprachbarrieren zum Trotz arbeiten wir in hohem Tempo, um die gesetzten Meilensteine einzuhalten. Eine agile Arbeitsweise und offene Kommunikation sind hierbei essenziell. Obwohl wir uns noch nie persönlich getroffen haben, ist der Team-Spirit sehr hoch. Das schätze ich an KPMG.
Oft weiß man im Vorfeld nicht, ob einen Arbeitgeber ein solcher Spirit auszeichnet. Wie verlief Deine berufliche Reise?
Nach dem Abitur habe ich eine zweijährige Ausbildung zur Verlagskauffrau gemacht.
Mit dem Ziel, nach dem BWL-Studium im Verlagsbereich zu arbeiten, bin ich letztlich in der SAP-Beratung gelandet. Ich habe über zehn Jahre bei SAP gearbeitet und in Verlagen weltweit eine Lösung für den Vertrieb von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern implementiert.
In dieser Zeit hat sich auch privat einiges getan und ich wurde Mutter von zwei wundervollen Kindern. Glücklicherweise hatte ich einen sehr verständnisvollen Chef: Als ich mich in den Mutterschutz verabschiedet habe, fragte er nicht, wie lange ich Elternzeit nehmen wolle, sondern meinte, ich solle Laptop und Handy behalten und mich melden, wenn ich wieder arbeiten wolle. Ich habe schon immer viel Kraft aus meiner Arbeit gezogen und konnte mir gar nicht vorstellen, längere Zeit zu pausieren.
So habe ich zehn Wochen nach der Geburt meines Sohnes wieder angefangen, mit 20 Stunden pro Woche zu arbeiten. Gleichermaßen bin ich verfahren, als 20 Monate später meine Tochter geboren wurde. Als meine Kinder drei und vier waren, sind wir für fünf Jahre nach Australien gegangen.
„Eine berufliche Reise, die bis nach Australien führte“
– Antje Sikatzis
Ein gewaltiger Schritt für eine junge Familie. Wie war diese Zeit für Dich und welche Erfahrungen konntest Du sammeln?
Absolut – und für mich gleichzeitig ein Wende- und Höhepunkt in meinem Leben. Ich habe mir bewusst ein Jahr Auszeit genommen, damit wir als Familie in Ruhe ankommen können. Für meine Familie ist mit der Arbeit, Schule und dem Kindergarten dann sehr schnell wieder der Alltag eingekehrt. Ich habe angefangen, für einen Halbmarathon zu trainieren. Das war eine großartige Erfahrung und ich laufe nach wie vor mit großer Begeisterung. Das ist für mich wie Meditation: Ich bin ganz bei mir und bekomme einen freien Kopf.
Während meiner Auszeit habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit fehlt und mir ist umso mehr bewusst geworden, dass ich nur eine gute Mutter sein kann, wenn ich eine glückliche Mutter bin. Und dazu gehört bei mir ganz klar auch die berufliche Herausforderung. Infolgedessen habe ich in Australien angefangen, als Projektleiterin für HCM-Projekte zu arbeiten. Es war eine sehr spannende und lehrreiche Zeit in einem ganz anderen kulturellen Kontext. Nach fünf Jahren in Down Under sind wir dann mit einem großen Rucksack, gefüllt mit tollen Eindrücken, nach Deutschland zurück- gekehrt.
Wie ging es dann für Dich weiter?
Erfüllt vom Arbeiten in einem internationalen Team, bin ich zu Zalando gegangen, wo ich die Leitung des SAP HCMs Teams übernommen habe. Mit Englisch als Arbeitssprache habe ich vier Jahre lang ein Team aus vielen Kulturen geleitet. Dabei merkte ich mehr und mehr, dass mir die Abwechslung des Beraterlebens fehlt: Beim Kunden vor Ort intensiv mit Kolleg:innen an einem Projekt zu arbeiten, gemeinsam Erfolge zu feiern, aber auch Rückschläge einzustecken und mitunter in Nachtschichten ein Projekt erfolgreich über die Ziellinie zu bringen. Und so kam das Jobangebot von KPMG genau zur richtigen Zeit. KPMG ist ein professionelles Beratungsunternehmen mit vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten. Bereits das erste Bewerbungsgespräch war sehr vielversprechend und motivierend und hat mir gezeigt, dass die Position mit viel Gestaltungsfreiraum einhergeht.
Infolgedessen konnte ich mir gut vorstellen, nochmals in der Beratung „durchzustarten“.
“ Tolle Entwicklungsmöglichkeiten bei KPMG für Frauen mit Kindern“
– Antje Sikatzis
Wie würdest Du Außenstehenden KPMG beschreiben?
Ich finde, KPMG ist sehr werte- orientiert. Was ich vor allem schätze, ist die Tatsache, dass die Werte im Alltag auch gelebt werden und das Fundament für Feedback und Entwicklung im Unternehmen bilden. Zudem hat mich das Leadership-Team sehr inspiriert: So wurde mir von Anfang an viel Freiheit eingeräumt, meine Projekte und damit einhergehend meinen Arbeitsalltag selbstständig zu gestalten.
KPMG bietet zudem auch tolle Entwicklungsmöglichkeiten – gerade für Frauen mit Kindern. Als ich 2019 bei KPMG anfing, befanden wir uns noch in der Prä-Covid-Zeit. Das heißt, Projektarbeit beim Kunden vor Ort war an der Tagesordnung. Für mich war es wichtig, dass ich auf die zeitliche Gestaltung meiner Dienstreisen Einfluss nehmen und diese in Einklang mit dem Familienleben bringen kann. So habe ich mir selbst festgesetzt, nur alle 14 Tage zu reisen, was mir auch gewährt wurde. Heute kaum vorstellbar, hat es einige Kolleg:innen anfangs irritiert. Aber wie wir uns alle erinnern, wurde das Leben und der Arbeitsalltag in Deutschland im März 2020 sowieso auf den Kopf gestellt.
Des Weiteren hat mich KPMG als Arbeitgeber überzeugt, da von Anfang an eine Wochenarbeitszeit und keine Tagesarbeitszeit einzuhalten war. Das gab mir eine unglaubliche Flexibilität, Job und Familie miteinander zu vereinbaren.
Gibt es bei KPMG spezielle Netzwerke oder Programme für Frauen?
Ja, KPMG bietet verschiedene Netzwerke für Frauen an, um sich über Karriere- und Zukunftsthemen auszutauschen, an spannenden Veranstaltungen teilzunehmen oder auch mit außergewöhnlichen Menschen zu denken, zu diskutieren und gemeinsam neue Wege zu gehen. So gibt es beispielsweise KNOW Young als Netzwerk für Female Young Professionals mit der Zielsetzung, Kolleginnen, Werkstudentinnen und Praktikantinnen bei der Entfaltung ihres Potenzials und der Erreichung ihrer persönlichen Karriereziele zu unterstützen. Daneben gibt es auch das Netzwerk Frauen in Tech x KNOW Young, wo sich vor allem Frauen in technischen Bereichen fachlich überregional vernetzen können.
“ KNOW Young vernetzt Female Young Professionals“
– Antje Sikatzis
Noch ist Female Leadership in der Wirtschaft oft eher Ziel als Realität. Warum ist Geschlechterparität in der Führung so wertvoll?
Strukturelle Herausforderungen und Probleme des 21. Jahrhunderts benötigen vielfältige und umfassende Sichtweisen. Die weibliche Perspektive bietet oftmals neben der konfrontativen und strikt lösungsorientierten Option, welche in der Vergangenheit häufig auch als Schwarz-Weiß-Denken mit der einzigen Option des Gewinnes postuliert wurde, eine Erweiterung der Lösungsansätze bei komplexen Fragestellungen, welche wir als Gesellschaft in der nahen Zukunft lösen müssen. Aus meiner Sicht bietet die weibliche Sichtweise hierbei eine besondere Stärke, welche jedes Unternehmen für die eigene erfolgreiche Zukunft einbinden muss.
Welche Fähigkeiten und Eigenschaften sind Deiner Meinung nach essenziell, um als Frau in Führungspositionen erfolgreich zu sein?
Aus meiner Sicht sind hier verschiedene Fähigkeiten von Bedeutung: Ausgeprägte kom- munikative Fähigkeiten und eine adressatengerechte Kommunikation sind ebenso wichtig wie ein starkes Durch- setzungsvermögen, um klare Entscheidungen zu treffen und diese konsequent durchzusetzen.
Weitere wichtige Eigenschaften sind ein hohes Maß an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, aber auch die Fähigkeit des Networkings, d.h. ein großes und stabiles Netzwerk aufzubauen und geschäftliche Beziehungen zu pflegen.
“ Ganz wichtig: Es gibt nicht den einen Karriereweg“
– Antje Sikatzis
Mir wurde mal gesagt, dass Frauen, wenn sie aufeinandertreffen, eher über Familie und Kinder sprechen als über das Business. Da ist etwas Wahres dran! Ich sehe es als weibliche Stärke, rasch eine persönliche Beziehung aufzubauen, aber es sollte darüber hinausgehen. Mit einem Schmunzeln erinnere ich mich oft an diesen Satz und nutze die Gelegenheit, in Erfahrung zu bringen, was mein Gegenüber beruflich macht und wo es Schnittstellen im Business-Kontext gibt. Dennoch bin ich überzeugt, dass der Erfolg in Führungspositionen nicht vom Geschlecht abhängt. Vielmehr geht es darum, individuelle Stärken und Talente zu nutzen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, egal ob Frau oder Mann.
Es gab viele positive Veränderungen für Frauen in der Arbeitswelt der letzten Jahre. Unabhängig von KPMG: Wo siehst Du persönlich noch Luft nach oben?
Grundsätzlich nehme ich eine Veränderung in der stark männerdominierten Beratungswelt wahr. Frauennetzwerke, aber auch Mentoringprogramme speziell für Frauen, sorgen dafür, dass der Frauenanteil stetig wächst. Ich habe von diesen Förderprogrammen enorm profitiert und sehr viel für mich persönlich, aber auch für meine berufliche Karriere mitnehmen können.
Es ist mir wichtig zu adressieren, dass es nicht den einen Karriereweg gibt. Vielmehr sind diese so verschieden und einzigartig wie wir Menschen. Das traditionelle Rollenbild der erfolgreichen männlichen Führungskraft, die einen Großteil seines Erfolges „der besseren Hälfte“ verdankt, die zu Hause den Rücken freihält, hat ausgedient. Vielmehr sind Frauen wie Männer heute mit der Herausforderung konfrontiert, dass beide Partner arbeiten oder sie als Alleinerziehende den Spagat zwischen Familie und Beruf hinlegen müssen. Flexible Arbeitszeiten und hybride Arbeitsmodelle helfen da sehr. Aber eben auch die bewusste Wahl des Zeitpunktes für eine Karriere.
Mit gebündelter Lebenserfahrung im Gepäck, den Kindern auf dem Sprung in die Selbstständigkeit und somit genügend Zeit, mich voll und ganz auf den Job zu konzentrieren, bin ich der KPMG sehr dankbar für die weiteren künftigen Entwicklungsmöglichkeiten, die sich mir offenbaren.